Alles wird digital, Menschen werden immer älter und die Wirtschaft entwickelt sich immer schneller - diese vier Trends führten zu einem "gewaltigen Umbruch in der Arbeitswelt", schreibt IG-Metall-Chef Detlef Wetzel in seinem Buch "Arbeit 4.0":
"Wir werden eine starke Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse erleben. Arbeit wird nicht mehr an den Orten stattfinden, wo sie heute stattfinden; wir werden eine große Verantwortungsverlagerung bekommen und es wird eine große Fragmentierung der Wertschöpfungsketten stattfinden."
IG Metall-Chef zitiert eine Studie der Uni Oxford, danach arbeiten 47 Prozent aller Beschäftigten in Berufen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit wegautomatisiert werden. Der Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Ulrich Grillo, verlangte bei der Buchpräsentation, diese Zahl mit Vorsicht zu genießen:
"Die Ergebnisse dürfen nicht mit dem automatischen Wegfall der Arbeitsplätze gleich gesetzt werden, das ist wichtig. Die Studie zeigt vielmehr, dass sich die Tätigkeitsfelder in einer Vielzahl der Berufe ändern werden."
Berufe werden wegautomatisiert
Welche Rolle spielen Menschen in dieser Arbeitswelt? Wie kann "gute Arbeit" unter diesen Umständen aussehen? Um das zu erfahren, hat IG-Metall-Chef Wetzel sieben Wissenschaftler und Industrie-Betriebe besucht und die Gespräche mit ihnen jetzt als Buch veröffentlicht. Ein wichtiges Fazit seiner Reise beschreibt IG-Metall-Chef Wetzel so:
"Wenn wir auch nicht wissen, wie sich die Arbeit in den nächsten 10, 15 Jahren entwickelt, fest steht: Sie wird anspruchsvoller und besonders gut qualifizierte Arbeitnehmer haben bessere Chancen als jemand, der nicht so gut qualifiziert ist. Deswegen müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, von der Schule bis zur betrieblichen Aus- und Weiterbildung, dass wir viel mehr unternehmen als das bisher der Fall ist."
So gebe es immer noch 50.000 Jugendliche ohne Schulabschluss. Wie sollen die in einer volldigitalisierten Arbeitswelt klarkommen, wo sie immer mehr Verantwortung übernehmen und dauernd neue Fertigkeiten erlernen müssen? Der IG-Metall-Chef nennt als positives Beispiel Porsche. Der Autobauer nimmt jedes Jahr elf bis zwölf Jugendliche auf, die keine Chance auf einen Ausbildungsplatz haben wegen sozialer Probleme, schlechter Noten oder fehlendem Schulabschluss.
Im Rahmen eines Förderjahres würden diese Jugendlichen fit gemacht für eine Ausbildung, erklärt Kai Bliesener, Generalsekretär des Porsche-Betriebsrats:
"Zum einen lernen die natürlich, wie es ist, eine Ausbildung zu machen, was da zu tun ist. Sie werden in der Berufsschule ran geführt. Sie werden sozialpädagogisch betreut, denn viele der Jugendlichen haben einfach auch Probleme, die sie bewältigen müssen, die als Hemmnis dastehen, in eine Ausbildung zu kommen. Das in Ganze führt dazu, dass wir nach einem Jahr sagen können: Ok wir können die ausbilden."
"Hätte man die vor dem Förderjahr betrachtet, hätte man gesagt: Aus denen wird sowieso nichts mehr", sagt IG-Metall-Chef Wetzel. In knapp vier Jahren hat Porsche jedoch erst 50 solcher Jugendlichen gefördert.
Hochschulstudium grundlegend ändern
"Wir müssen MINT-Fächer noch attraktiver machen, um genügend Fachkräfte für die Umsetzung neuer Geschäftsmodelle zu finden", sagte Deutschlands oberster Industrie-Lobbyist Ulrich Grillo:
"Und wir müssen uns darauf einstellen, dass immer kürzere Innovationszyklen und neue Technologien eine permanente Weiterentwicklung von Kompetenzen der Beschäftigten erfordern."
IG-Metall-Chef Wetzel forderte auch, das deutsche Hochschulstudium grundlegend zu ändern:
"Es gibt ja heute für fast jede Verrichtung in unserer Gesellschaft einen eigenen Bachelor-Studiengang. Das Bachelor-Studium war ja mal als Berufseinstiegsqualifikation gedacht. Aber wenn die zu fachspezifisch ist, zu vereinzelt ist, wie heute, dann macht das glaube ich keinen Sinn mehr."