"Die beiden Türen sind dringend, bitte verpacken, dann mir die Auftragsnummern schicken, und ich melde die dann zurück."
Mit knappen Anweisungen kommt Jürgen Turnwald zu Beginn der Spätschicht aus. Der Meister weiß, dass er sich auf seinen Qualitätskontrolleur verlassen kann. Seit drei Jahren ist Abdullah Hassankhel dabei. Vor seiner Anstellung beim Türenhersteller Borne zeigte der 21-Jährige als Praktikant, wie motiviert er ist.
"Mit dem Abdullah bin ich sehr zufrieden, der macht gute Arbeit hier."
Mit zwölf Jahren floh Abdullah aus Afghanistan, seine Eltern fürchteten, dass die Taliban ihren Sohn für ihren Krieg rekrutieren würden, und schickten ihn lieber ins Ungewisse. 18 Monate war der Junge unterwegs, bis er in einem Jugendhilfezentrum bei Trier unterkam und dort nach der Hauptschule eine Ausbildung zum Holzverarbeiter absolvierte. Sein Betreuer nahm ihn mit in den Türenbetrieb, da sammelte er an zwei Tagen in der Woche Berufserfahrung. Hauptschule, Ausbildung, Sprachkurs - Hassankhel nahm alles mit.
"Ohne Fleiß ist kein Preis! Ich wollte was erreichen, ich wollte was lernen. Und das hat sich ausgezahlt für mich, da bin ich sehr froh."
Geschäfts- und Personalleitung liegen bei Borne in weiblicher Hand. Kein Problem für den jungen Muslim. Ein muslimischer Flüchtling hatte aber Schwierigkeiten mit einer direkten Vorgesetzten, erinnert sich Uta Weber.
"Nicht gleich aufgeben, wenn es hakt"
"Wir haben zunächst nicht genau verstanden, warum die Einarbeitung nicht funktioniert, dann hat sich herausgestellt, dass er sich weigerte, von einer Frau etwas anzunehmen. Aber nach einigen Gesprächen, die sehr positiv verlaufen sind, haben wir ihm unsere Kultur näher gebracht. Und heute ist er schon ein Jahr da, und es funktioniert sehr gut. Und wir haben ein gutes Arbeitsverhältnis."
Probleme direkt angehen, nicht gleich aufgeben, wenn es hakt– so das Erfolgsrezept. Auch im Umgang mit den Behörden. Vor einem Jahr noch wurde die Borne-Personalchefin zwischen Arbeitsagentur und Ausländerbehörde hin- und hergeschoben, wenn sie einen Flüchtling einstellen wollte.
"Es war schon so, dass keiner richtig Bescheid wusste. Und heute ist es so: Auf der Ausländerbehörde habe ich einen Ansprechpartner, auf der Arbeitsagentur, auf der IHK. Ich wende mich an einen der Mitarbeiter und bekomme dann kurzfristig Antwort: Ja, der Flüchtling kann arbeiten, Sie müssen noch die Genehmigung einholen, dass er bei Ihnen arbeiten darf. Und drei bis sechs Wochen, dann hab ich den Mitarbeiter hier am Arbeitsplatz."
"Vom Chaos zur Vernetzung", so beschreibt Uta Weber, was sich im vergangenen Vierteljahr verändert hat.
Akbar Alizad wartete drei Jahre auf einen Integrationskurs
Akbar Alizad musste noch drei Jahre auf die Asyl-Anerkennung und damit den bezahlten Integrationskurs warten. Der iranische Christ brachte sich Deutsch selbst bei. Vor einem Jahr knüpfte der 33-Jährige über die Evangelische Kirche Kontakt zur IHK und von dort zu Borne, wo er als ungelernter Produktionshelfer anfangen konnte. Jetzt lässt sich der Textildrucker zum Maschinenführer in der Türenproduktion ausbilden, mit der Aussicht, übernommen zu werden. Uta Weber hat ausbildungsbegleitende Hilfe für ihn beantragt und genehmigt bekommen.
"Es gibt nur noch keinen Zeitplan, der wird wahrscheinlich bald kommen."
Der Förderplan, mit dem er Schwächen in Deutsch und Mathe ausgleichen kann, ist schon da, hat Alizad soeben von der Arbeitsagentur erfahren:
"Ich mache nach der Schule um halb vier bis halb sieben."
Büffeln nach der Berufsschule– das schreckt den neuen Azubi nicht.
"Prima – ist also schon geklärt, dass es nach der Schule funktioniert. Also, wie ich schon festgestellt habe, sehr kurzfristig möglich. Ganz toll! Wir stellen den Antrag, zwei Wochen später haben wir schon einen Termin und die ausbildungsbegleitende Hilfe beginnt."
"Ja."
"Schön.