Die Baggerschaufel wühlt sich schon früh morgens in den trockenen Boden, es riecht nach Erde und Staub auf dieser Baustelle mitten in Frankfurt. Um acht Uhr sind es schon 25 Grad – und das Thermometer wird mit zunehmender Sonne weiter klettern. Vorarbeiter Lars Windgassen trägt wie seine drei Kollegen eine Sonnenbrille. Auf dem Kopf eine grüne Schirmmütze.
"Schatten, regelmäßige Trinkpausen, aber bei uns gilt halt kein Schlechtwetter, also gut-Wetter-Hitzefrei gibt es bei uns nicht. Landschaftsgärtner haben da halt Pech."
Windgassen und seine Männer arbeiten für die Landschaftsbaufirma Hain in Gedern. In diesem Hinterhof Frankfurts, umrahmt von mehrstöckigen Gebäuden, sollen sie die Hofanlage mit Feuerwehrzufahrt neu bauen. Dem Firmenchef in der Zentrale sei das Hitzeproblem bewusst, meint Windgassen.
"Er achtet schon drauf; zumindest ruft er an und wir kriegen auch mal ein Eis, also so ist es schon. Er kümmert sich schon um seine Leute. Und, wie gesagt: Alle viertel Stunde bei extremer Hitze versuchen wir, uns mal eine Auszeit zu nehmen, das wird aber nachgearbeitet. Es ist halt nicht so, dass wir das geschenkt bekommen, so ist das halt im Bau."
Arbeitgeber müssen Hitzeperioden einkalkulieren
Arbeitgeber sind per Arbeitsschutzgesetz dazu verpflichtet, für die Sicherheit an den Arbeitsplätzen im Freien zu sorgen. Dazu gehört, vorausschauend auch Hitzeperioden einzukalkulieren und demnach - wo möglich - die Arbeiten zu organisieren und einzuteilen. Im nächsten Schritt sind Arbeitgeber dazu angehalten, auf den Baustellen etwa für ausreichend Trinkwasser zu sorgen, auf das die Beschäftigten jederzeit in ihrem unmittelbaren Arbeitsbereich zugreifen können.
Da es in der Vergangenheit auf Baustellen auch schon Todesfälle durch Hitzeschläge gegeben hat, sollten die Beschäftigten auch für den Notfall vorbereitet sein. Bernhard Arenz, Hauptabteilungsleiter der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft BG BAU.
"Es ist auch im Vorfeld dann zu überlegen: Welche Möglichkeiten habe ich, die Arbeiten zu unterbrechen, dass man das auch ins Auge fasst. Und was kann man tun, wenn also jetzt beim Auftreten von Hitze Erkrankungs-Symptome auftreten; dort dann auch möglicherweise Erste-Hilfe-Maßnahmen zu leisten sind oder die Rettungskette in Gang gesetzt werden muss. Das sind Dinge, die man im Vorfeld natürlich auch in Erwägung ziehen muss."
UV-Schutz ist wichtig
Ein wesentliches Problem bei der Arbeit im freien sind natürlich die UV-Strahlen, die Krebs verursachen können. Deswegen ist trotz der Hitze Kleidung wichtig – und natürlich Sonnenschutzmittel. Auch das Anbringen von Sonnensegeln, Zeltdächern oder Sonnenschirmen gehört zu den möglichen Maßnahmen, die Firmen in Erwägung ziehen sollten, um ihre Beschäftigten besser zu schützen. Wichtig bei allem aber ist natürlich, dass die Beschäftigten Bescheid wissen und so vor Ort geeignet reagieren können.
"Die größte Herausforderung ist es natürlich, die Menschen draußen in den Betrieben und auf den Baustellen zu erreichen. Also nicht nur die Unternehmerinnen und Unternehmer auf ihre Verpflichtung hinzuweisen, sondern hier besteht die Herausforderung meines Erachtens in erster Linie darin, die Beschäftigten zu sensibilisieren. Hier geht es natürlich darum, Gesundheitskompetenz zu entwickeln, letztendlich die Menschen zu erreichen und für die Gefährdungen zu sensibilisieren."
Gesundheitskompetenz für Arbeitnehmer
Lars Windgassen und seine Leute auf der Baustelle in Frankfurt haben sich bereits Gedanken gemacht. Sie fangen beispielsweise morgens eine halbe Stunde früher an, um trotz der Hitze auf der Baustelle im Plan zu bleiben. Und sie haben auch noch andere kleinen Tipps und Tricks zur Hand.
"Also kleinere und leichtere Mahlzeiten, viel Wasser, viel, viel Wasser trinken, vielleicht mal die Handgelenke runterkühlen, wer kann: Die Füße in einen Eimer Stellen. Kopf kühlen, Hut auf oder Kappe tragen, das schützt ein bisschen vor dem Sonnenstich, Garantie ist das natürlich keine. Man sieht ja, ich habe eine dunkle Haut und ich bin eigentlich ein bisschen heller."