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Arbeiten und Studieren im Dualen System

Beim Dualen System macht der Studierende tagsüber eine Ausbildung in einem Unternehmen und abends - oft auch am Wochenende - sitzt er in Seminaren an einer Hochschule. Das hat Vorteile - aber der potenzielle Studierende muss einiges an Disziplin mitbringen.

Von Stephanie Kowalewski | 25.01.2012
    Sie wollen Praxis und Theorie perfekt kombinieren, sie legen großen Wert auf finanzielle Sicherheit, sind fleißig und müssen nicht jedes Wochenende auf eine Party gehen – dann könnte das Duale System genau das Richtige für sie sein.

    Das Duale System wird in ihren Gesprächen mit Schülern sehr oft nachgefragt, sagt die Düsseldorfer Studien- und Berufsberaterin Karin Wilcke. Doch viele muss sie enttäuschen, denn diese Art der Ausbildung gibt es nur für ganz wenige Bereiche.

    "Diese Kombination aus Ausbildung und Studium, meist auch Studium an einer Fachhochschule, in Baden-Würtemberg zum Beispiel Studium an einer Berufsakademie, das beschränkt sich auf technische Berufe, also Ingenieurberufe und kaufmännische Berufe, die dann in Kombination mit Betriebswirtschaftslehre studiert werden."

    Wer aber genau diese Richtung einschlagen möchte und großen Wert auf Theorie und Praxis legt, für den sollte das Duale Studium eine Überlegung wert sein, meint Florian Nepken. Der 23-Jährige arbeitet tagsüber in einer Bank und studiert abends und am Wochenende Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule für Ökonomie und Management.

    "Für mich ist das ein Riesenvorteil, muss ich ganz ehrlich sagen. Ich war immer so der Typ, der gesagt hat, ich will schon studieren, ja, aber ich bin auch nicht der, der sich jetzt wirklich hinsetzen kann und 'nur studieren' kann, sondern ich brauche was Praxisbezogenes dabei."

    Und das bietet das Duale Studium nahezu täglich, meint Thomas Kümpel, wissenschaftlicher Studienleiter der FOM am Standort Düsseldorf.

    "Das, was die Studierenden hier bei uns lernen, können sie faktisch direkt am nächsten Tag im Unternehmen anwenden, kritisch hinterfragen und dann wiederum in den nächsten Veranstaltungen uns auch wieder die Fragen stellen, warum machen wir es in der Theorie so und wir im Unternehmen anders."

    Wer allerdings ein Studentenleben samt mehrmonatiger Semesterferien und Partys im Wohnheim sucht, der wird hier nicht glücklich, betont Thomas Kümpel.

    "Es ist anspruchsvoll. Man muss sich dreieinhalb Jahre etwas zurücknehmen. Er muss wissen, auf was er sich einlässt, nämlich auch mal abends in die Vorlesung kommen und nicht in den Biergarten zu gehen, obwohl schönes Wetter ist. Unsere vorlesungsfreien Zeiten beschränken sich auf maximal acht Wochen. Und dementsprechend glaube ich, dass das hohe Engagement die Grundvoraussetzung ist."

    Der Student Florian Nepken sieht das genau so. Wenn er sein Studium mit dem seiner Freunde an der Uni vergleicht, ist für ihn eines ganz klar:

    "Man braucht, glaube ich, eine andere Arbeitseinstellung. Also man darf kein Problem damit haben, sich auch mal zu Hause einzuschließen und dann halt nach der Arbeit sich noch einmal hinzusetzen und zu lernen."

    Der 23-Jährige hat zwar kein typisches Studentenleben, aber dank Ausbildungsvergütung auch keine finanziellen Sorgen. Und trotz Studiengebühren, die zum Beispiel an der FOM zwischen 295 und 360 Euro monatlich liegen, bleibt immer noch genug fürs Leben über.

    "Ich hab halt Geld, ich bin nicht immer so knapp, ich muss nicht immer jeden Cent umdrehen, sondern ich kann auch wirklich mal in Urlaub fahren oder was auch immer. Und neben dem Geld ist halt auch noch, das ich einfach diese Berufserfahrung noch sammel'."

    Die mit 15 Prozent sehr niedrige Abbrecherquote beim Dualen System, spricht jedenfalls für diese Art der Ausbildung, wenn denn die Voraussetzungen stimmen, meint auch Studien- und Berufsberaterin Karin Wilcke:

    "Gute Schüler, die fleißig sind, die sagen, ich möchte nicht das Wagnis eines frei finanzierten Studiums eingehen, ich will auch eine hohe Übernahmegarantie, wenn ich mal fertig bin. Und die Firmen, die das anbieten, die picken sich auch nur die besten Abiturienten raus. Da ist oft die Grenze bei einem Durchschnitt von 2,3."