Ein großer Teil der Daten im Internet fließt durch sogenannte Internetknoten. Sie sind sozusagen das Herzstück der Internet-Infrastruktur und haben gerade viel zu tun. Das sieht man etwa beim De-Cix in Frankfurt, dem leistungsstärksten Internetknoten der Welt. Auf der Website kann man eine Statistik sehen: der Datenverkehr des letzten Monats. Die Kurve fällt jede Nacht ab, steigt ab dem Morgen in die Höhe und erreicht am Abend ihre Spitze. Dann fällt sie wieder. Doch seit einer Woche ist etwas anders:
"Sie sehen, dann gehen die Täler seit Dienstag letzter Woche nicht mehr so tief runter. Das sehen wir: Das sind ja immer pro Kästchen sind es ja 500 Gig Traffic, das ist schon ein Haufen Zeug."
Das ist Thomas King, der Technik-Chef des Knotens. Nicht nur in den Nachtstunden ist mehr los: Die Spitzenwerte am Abend sind auch gestiegen. Im Schnitt hat sich der Datenverkehr innerhalb einer Woche um zehn Prozent erhöht:
"Insbesondere bei dem Videokonferenzen-System sehen wir einen Anstieg von etwa 50 Prozent, und bei den Gamingbereichen sehen wir einen Anstieg von etwa 25 Prozent im Traffic. Zusätzlich ein Anstieg im VPN."
Mehr Videokonferenzen und Computerspiele
Das alles spricht für die Auswirkungen der Coronakrise: Die Menschen arbeiten von zu Hause oder kommunizieren mehr über das Internet – dafür braucht es Videokonferenzen. VPN sind virtuelle Netzwerke, mit denen sich etwa Mitarbeiter sicher über das Internet mit ihrer Firma verbinden können - eine Auswirkung von immer mehr Homeoffice. Die Spiele dürften wohl auf Schüler zurückgehen, die nun zu Hause sitzen, oder Erwachsene, die abends nicht mehr ausgehen.
Kann das alles die Netze überlasten?
"Nein, wir kommen nicht an unsere Kapazitätsgrenzen. Wir fahren unsere Infrastruktur immer bei 63 Prozent. Kommen wir über eine Auslastung von 63 Prozent, bauen wir Kapazitäten nach."
Ausbau neuer Kapazitäten
De-Cix ist zwar ein zentraler Punkt der Internet-Infrastruktur, aber nicht der einzige. So sind etwa die Netze der Internetprovider dafür zuständig, die Daten in die Häuser der Kunden zu liefern. In Spanien warnen die Netzbetreiber bereits vor einer Überlastung – hierzulande geben Telekom, Vodafone und Telefónica aber Entwarnung – man sei gerüstet. Dennoch merken viele Nutzer, dass es bei Ihnen mit dem Internet hakt, etwa bei Homeoffice-Anwendungen. Woran kann das liegen? Die Frage geht an Nick Kriegeskotte vom Branchenverband Bitkom:
"Es liegt oft weniger an dem eigenen Anschluss zuhause als bei den Diensten. Das kann sein: Der Zugang zum Firmennetzwerk - wo beispielsweise der VPN-Server nicht ausreichend dimensioniert ist. Oder der Internet-Anschluss der Firma nicht die entsprechenden Upload-Raten liefern kann. Das kann aber auch bei Videodiensten, die gerade sehr gefragt sind, an einer temporären Überlastung der dortigen Server liegen. Oder es kann im Einzelfall daran liegen, dass der Internetanschluss zuhause von zu vielen im Haushalt parallel genutzt wird."
Wartung der Infrastruktur
Der einzelne Nutzer kann eigentlich nur auf den letzten Fall reagieren. Falls er eine vergleichsweise langsame Internetverbindung hat, sollte er darauf achten, dass im Haus während eines wichtigen Videotelefonats sonst niemand Filme streamt. Damit die Infrastruktur aber im Großem und Ganzen weiterhin funktioniert, muss sie auch zu Corona-Zeiten gewartet werden können. Daher fordert der Verband:
"Wir brauchen ganz sicher Ausnahmeregelungen, falls es zu größeren Einschränkungen kommen sollte für Netztechniker, die natürlich Zugang brauchen zu den entsprechenden Komponenten der Netze, die auch kurzfristig gegebenenfalls Bauarbeiten ausführen können müssen, um eben die Netze am Laufen zu halten. Das muss sichergestellt sein, eben für Betreiber solcher kritischer Infrastrukturen."
Am Internetknoten De-Cix gibt man sich auch da gelassen. In dessen Datenzentren müssen zwar auch immer wieder Kabel neu zusammengesteckt werden – gerade jetzt, wo die Netze mehr Durchfluss brauchen. Aber sollten die Techniker hier von Corona-bedingten Ausgangssperren betroffen sein, könnte jemand anders das erledigen:
"Es macht sehr viel der Roboter. Im Optimalfall ist es so, dass wir wirklich händisch gar nichts machen müssen, weil alles schon vorbereitet ist und der Roboter die Kabel zusammenstecken kann."