Die Konjunkturprognosen werden im Wochenrhythmus nach unten korrigiert, eigentlich ist heute das Datum für den Brexit und die Automobilzulieferer kündigen Stellenabbau an. Doch der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, zeigt sich selten gut gelaunt - was auch daran liegt, dass der dreiköpfige Vorstand der größten Bundesbehörde wieder vollständig ist:
"Guten Morgen, meine Damen und Herren, wir sind wieder zu dritt. Herzlich willkommen, Daniel. Zu dritt ist besser als zu zweit, wir sind jünger geworden und weiblich insgesamt, das ist gut."
Neben dem 62-jährigen Detlef Scheele an der Spitze also jetzt die 42-jährige Valerie Holsboer und eben der 38-Jährige Daniel Terzenbach, zuständig für die Betreuung der Arbeitsagenturen vor Ort und für das Thema Einwanderung.
Niedrigster März-Stand seit der Wiedervereinigung
Hauptgrund aber für die gute Laune: Die Frühjahrsbelebung am deutschen Arbeitsmarkt hat eingesetzt. Nicht ganz so stark wie von einigen erwartet, aber doch stark genug um den niedrigsten Märzstand seit der Wiedervereinigung zu erreichen:
"Im März waren 2.301.000 Menschen arbeitslos gemeldet, gegenüber dem Februar ist diese Zahl der Arbeitslosen um 72.000 gesunken. Die Arbeitslosenquote lag im März bei 5,1 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr gab es 157.000 weniger Arbeitslose."
Und auch die Unterbeschäftigung sank, also jener Wert bei dem Kranke und Arbeitslose in Kursen mitgezählt werden und zwar um 200.000 auf jetzt gut 3,2 Millionen. Zunehmend leistet auch der Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit einen Beitrag, so BA-Chef Scheele:
"Dass sich die Arbeitslosigkeit in der Grundsicherung besser entwickelt hat als in der Arbeitslosenversicherung ist bemerkenswert. Denn zum einen werden hier im SGB II Geflüchtete betreut, zum anderen sind hier die meisten Langzeitarbeitslosen zu finden, für die der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt meist nicht ohne Hürden verläuft."
Auch in der Automobilbranche kein Grund zur Sorge
Zwar hat auch das zur Bundesagentur gehörende Forschungsinstitut IAB Befürchtungen, der Abbau der Arbeitslosigkeit könne in den kommenden Monaten ins Stocken geraten. Aber dass wieder mehr Menschen arbeitslos werden könnten, das glaubt Scheele nicht – auch nicht mit Blick auf die Automobilbranche:
"Wir haben ungefähr 8000 konjunkturelle Kurzarbeiter zurzeit in der Automobilindustrie. Das ist kein besorgniserregender Wert."
Grund für den Optimismus in Nürnberg ist auch eine Veränderung in der Struktur des deutschen Arbeitsmarkts. Er ist weniger vom Wachstum abhängig als früher:
"Das liegt daran, dass wir doch zu einem erheblichen Teil Beschäftigungswachstums-Effekte in Branchen haben, die nicht wachstumsinduziert sind – also Gesundheitsberufe, Pflege, Sozial- und Erziehungsberufe. Und wir sehen, dass Arbeitgeber Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter länger behalten als sie müssten wegen der Konjunkturlage, weil sie nicht wissen, ob sie den gleichen Mitarbeiter oder einen gleich qualifizierten Mitarbeiter drei, vier, fünf Monate später auch wieder bekommen."
Erwerbstätigkeit steigt weiter
Und schließlich beobachten die Arbeitsagenturen, dass die Erwerbstätigkeit immer noch steigt. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs lag im Januar – neuere Zahlen liegen nicht vor – um 660.000 höher als ein Jahr zuvor. Und weil diese insgesamt über 33 Millionen Stellen auch immer wieder neu besetzt werden müssen, geht BA-Chef Scheele davon aus, dass Fachkräftemangel und Fachkräftezuwanderung ein zentrales Thema bleibe, auch während der Konjunkturdelle. Ein Job für den neuen Vorstandskollegen Daniel Terzenbach:
"Wir setzen darauf, dass Herr Terzenbach unser internationales Geschäft zum Laufen kriegt. Also das wird glaube ich wird deine Hauptaufgabe sein in den nächsten Monaten, sich da durchzuwühlen und zu gucken, wie man mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz das möglichst Beste macht und wir auch einen Teil zu dem Bereich beitragen, den als ein Baustein von vielen bei der Fachkräftesicherung die Wirtschaft ja braucht."
Denn auch das betonen die Nürnberger Arbeitsmarktexperten immer wieder: Auch fehlende Fachkräfte können die Konjunktur bremsen.