"Mein Deutsch nicht so gut. Ich bin Ingenieur für Öl und Gas. Aber das ist hier nicht da."
Der 25-jährige syrische Ingenieur lebt seit acht Monaten in Berlin. Er bewirbt sich für eine Stelle in einem Hotelrestaurant. Wenn er gut genug Deutsch spricht, sagt er, möchte er eine Arbeit in seinem Beruf suchen. Auch diese 35-jährige Informatikerin aus Syrien muss auf einen Aushilfsjob ausweichen, bis ihr Abschluss hier anerkannt wird. Sie ist vor einem Jahr mit ihrem Mann und den gemeinsamen drei Kindern nach Deutschland geflüchtet, erzählt sie.
"Ich suche einen Job in meinem Beruf, aber das ist nicht so einfach. Und hier in Deutschland muss ich nochmal studieren oder Ausbildung machen."
Diese Schwierigkeiten sind den Unternehmen und der Arbeitsagentur bekannt. Und es ist ihnen auch bekannt, dass sie auf die Flüchtlinge als potenzielle Fachkräfte nicht verzichten können. Die Deutsche Post hat bereits reagiert und in ihren 49 Briefzentren jeweils 10 bis 15 Praktikumsstellen für Flüchtlinge bereitgestellt. Sabine Aymard koordiniert die Flüchtlingsarbeit in einer Berliner Niederlassung:
"Unser Vorstandschef hat gesagt, wir müssen jetzt wirklich Taten zeigen und nicht nur reden. Wir müssen handeln. Eigentlich soll jedes Briefzentrum seine Praktikanten bekommen. Wir haben 15 Arbeitsplätze, die wir angeboten haben. Zurzeit sind aber nur fünf besetzt. Wir haben im Moment nicht mehr Nachfrage."
Nach Praktikum Aussicht auf Vertrag
Oder das Angebot ist nicht bekannt genug. Damit alle Stellen besetzt werden, informiert Sabine Aymard Hilfsinitiativen für Flüchtlinge über die Praktika. Diese sind zunächst auf sechs Wochen beschränkt und unentgeltlich. Aber die Chancen, anschließend beschäftigt zu werden, seien sehr gut, sagt Aymard. Von den ersten fünf Praktikanten, die im Januar angefangen haben, würden vier demnächst befristete Arbeitsverträge als Briefsortierer bekommen. Die Berliner Arbeitsagentur berät mit einem eigens gegründeten Team "Arbeitgeber-Service Asyl" die Unternehmen und bringt sie mit Flüchtlingen in Kontakt. André Hanschke von der Arbeitsagentur Berlin Süd:
"Aktuell konzentrieren wir uns sehr stark auf das Thema Ausbildung geflüchteter Menschen. Und es ist uns tatsächlich innerhalb kürzester Zeit gelungen, bereits über 40 junge Geflüchtete in diese berufliche Langzeitpraktika bei verschiedenen Unternehmen dieser Stadt einmünden zu lassen mit dem Ziel, diese Menschen im Unternehmen für eine berufliche Ausbildung zum 1.9. zu befähigen."
Darüber hinaus versucht die Arbeitsagentur, hochqualifizierte Flüchtlinge an Unternehmen zu vermitteln und im Dienstleistungssektor Stellen für geringqualifizierte Menschen zu ermitteln. Das international tätige Max Delbrück-Centrum für molekulare Medizin konnte eine iranische und einen syrischen Wissenschaftler einstellen, die als Asylberechtigte anerkannt sind. Die bürokratischen Hürden seien anfangs schwer, sie sollten aber niemanden entmutigen, sagt Dana Lafuente vom Delbrück-Centrum.
"Die müssen eben gucken, wie ist jetzt die Kommunikation, mit welchem Jobcenter, wer ist verantwortlich, wie geht es weiter, wo kommen die Fördermittel her? Wir haben bei uns den Fall, dass wir zum Teil von der Bundesagentur einen Zuschuss bekommen, auch von der Helmholtz-Gemeinschaft. Und das sind die Anfangsschwierigkeiten, die man hat, aber ich glaube, wenn man das zwei, drei Mal exerziert hat, dann ist man sicherlich erfahrener. Und dann geht es auch schneller."
Besondere Integrationsangebote
70 Prozent der Flüchtlinge sind jünger als 30 Jahre, ein Potenzial, das dem Arbeitsmarkt nicht verloren gehen darf. Nach diesem Motto ergriffen die Berliner Wasserbetriebe die Initiative und starteten im vergangenen Januar eine Kompetenzfeststellung. Das Ergebnis: Sechs Flüchtlinge und sechs Jugendliche aus Einwandererfamilien absolvieren ein Praktikum mit einem zusätzlichen Integrationsangebot. Frank Haase:
"Das ist ein ganz normales Praktikum mit einem Tag, an dem Unterricht stattfindet in deutscher Sprache in Mathematik und Physik, in Integration, also integrationsfördernde Geschichten, die wir machen. Dazu gehören auch Besuche von Museen oder Institutionen. Am 2. Mai zum Beispiel besuchen wir zusammen den Deutschen Bundestag. Und den Rest der Woche Praktika in den verschiedenen Ausbildungswerkstätten der Wasserbetriebe. Das ist die Elektrowerkstatt, die Schweißwerkstatt, die Mechatronikerwerkstatt."
Die Jugendlichen arbeiten während des gesamten Praktikums als Tandemteams. Und die Aussichten, ab dem 1. September in ein Ausbildungsverhältnis übernommen zu werden, seien sehr gut. Die Betriebe sollten die Bürokratie nicht als unüberwindbares Hindernis sehen.