"Solche Westen machen dick", ulkt der Sozialdemokrat, als der Motor startet. Hubertus Heil weiß, dass sich jetzt alle Kameras auf ihn richten. Aber es hilft nichts: Die quietschorangefarbene Warnweste muss über Hemd und Krawatte, der blaue Helm auf den Kopf. Vorschriften gelten auch für Deutschlands Arbeitsminister. Kleider machen Leute – Arbeitsminister wird Hafenarbeiter.
"Jetzt ist die Bremse los, jetzt können Sie vorwärts tickern! – Jetzt müssen sie aufpassen – Ja vorsichtig, geht gleich einmal los…"
Fotos hin oder her: Der 45-Jährige will es sich auf keinen Fall nehmen lassen, einmal auf einem Mega-Gabelstapler einen Container durch den Hamburger Hafen zu bugsieren. Vorsichtig tastet Heil an den Hebeln. Moritz Bodenburg von der Weiterbildungsfirma Ma-Co steht daneben und gibt Kommandos. Langsam fährt der 16-Tonnen-Stapler vor, Präzision ist gefragt.
Geschäftsführer: "Einhellige Auffassung – fürs erste Mal war das schon gut!" "Haben Sie zu Hause schon mal geübt?" –" Ja mit meinen Kindern mit Playmobil vielleicht, aber mit so einem großen Ding noch nie!" – "Aber eine Umschulung für den Minister wäre möglich?" –"Dauert wohl länger – jo, nein, das kriegen wir alles hin."
Fotos hin oder her: Der 45-Jährige will es sich auf keinen Fall nehmen lassen, einmal auf einem Mega-Gabelstapler einen Container durch den Hamburger Hafen zu bugsieren. Vorsichtig tastet Heil an den Hebeln. Moritz Bodenburg von der Weiterbildungsfirma Ma-Co steht daneben und gibt Kommandos. Langsam fährt der 16-Tonnen-Stapler vor, Präzision ist gefragt.
Geschäftsführer: "Einhellige Auffassung – fürs erste Mal war das schon gut!" "Haben Sie zu Hause schon mal geübt?" –" Ja mit meinen Kindern mit Playmobil vielleicht, aber mit so einem großen Ding noch nie!" – "Aber eine Umschulung für den Minister wäre möglich?" –"Dauert wohl länger – jo, nein, das kriegen wir alles hin."
Minister auf dem Gabelstapler
Hubertus Heil macht sich zum Versuchskaninchen. Auf dem Gabelstapler will er sich zeigen lassen, wie weitergebildet oder umgeschult werden kann. Menschen in Lohn und Brot zu bringen, begreift er als ur-sozialdemokratische Verpflichtung.
"Haben Leute, die mal mit einem kleinen Gabelstapler angefangen haben einen Vorteil damit oder ist das etwas ganz anderes? – Normalerweise fängt man klein an und entwickelt sich dann immer ein Stück weiter von der Größe her… - das war mein Fehler: Ich hätte mit einem kleinen anfangen müssen? – Ja!"
Klein anfangen ist nicht seine Stärke. Gestern hat er ein Programm für Langzeitarbeitslose auf den Weg gebracht, 150.000 Jobs sollen geschaffen werden. Die SPD hat Duftmarken im Koalitionsvertrag hinterlassen, die zum Wiederbelebungsprogramm der geschundenen Partei gehören.
"Die Bürgerinnen und Bürger fassen dann Vertrauen, wenn wir konkret Dinge anpacken, Probleme lösen und nicht nur drüber reden. In erster Linie ist meine Arbeit nicht auf meine Partei ausgerichtet, sondern darauf, dass wir Menschen eine Chance geben zu arbeiten, weil Arbeit mehr ist als Broterwerb für Menschen, das ist Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Kolleginnen und Kollegen zu haben, das muss im Mittelpunkt stehen und es muss ordentliche Arbeit sein zu vernünftigen Löhnen. Und dass ich das mit sozialdemokratischer Leidenschaft versehe, das kommt hinzu."
Der Kapitän:
Klein anfangen ist nicht seine Stärke. Gestern hat er ein Programm für Langzeitarbeitslose auf den Weg gebracht, 150.000 Jobs sollen geschaffen werden. Die SPD hat Duftmarken im Koalitionsvertrag hinterlassen, die zum Wiederbelebungsprogramm der geschundenen Partei gehören.
"Die Bürgerinnen und Bürger fassen dann Vertrauen, wenn wir konkret Dinge anpacken, Probleme lösen und nicht nur drüber reden. In erster Linie ist meine Arbeit nicht auf meine Partei ausgerichtet, sondern darauf, dass wir Menschen eine Chance geben zu arbeiten, weil Arbeit mehr ist als Broterwerb für Menschen, das ist Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Kolleginnen und Kollegen zu haben, das muss im Mittelpunkt stehen und es muss ordentliche Arbeit sein zu vernünftigen Löhnen. Und dass ich das mit sozialdemokratischer Leidenschaft versehe, das kommt hinzu."
Der Kapitän:
"Schönen Nachmittag auch von meiner Seite: Nach 20 Jahren Kreuzfahrtschifffahrt habe ich mich entschlossen, meine bescheidenen Erfahrungen an die jungen Leute weiterzugeben…"
Dem Minister wird einiges geboten. Hubertus Heil spricht mit Auszubildenden, die gerade lernen, ein Traumschiff zu evakuieren:
"Guten Tag, Hubertus Heil, sie kommen auch aus Hamburg?" – "Ne, aus Bayern, ich gehe auch auf die Aida, als Friseurin." – "Als Friseurin!"
"Und jetzt langsam vor…"
Er lässt sich demonstrieren, wie Seeleute Brände bekämpfen…
"Ohne Atemschutz nicht möglich, obwohl es ein normales Gasfeuer ist."
Dem Minister wird einiges geboten. Hubertus Heil spricht mit Auszubildenden, die gerade lernen, ein Traumschiff zu evakuieren:
"Guten Tag, Hubertus Heil, sie kommen auch aus Hamburg?" – "Ne, aus Bayern, ich gehe auch auf die Aida, als Friseurin." – "Als Friseurin!"
"Und jetzt langsam vor…"
Er lässt sich demonstrieren, wie Seeleute Brände bekämpfen…
"Ohne Atemschutz nicht möglich, obwohl es ein normales Gasfeuer ist."
Digitalisierung im Container-Terminal
Spätestens aber bei einer Busfahrt durch das Container-Terminal Altenwerder wird deutlich, dass Weiterbildung an Grenzen stößt, wenn die Digitalisierung Arbeitsplätze frisst.
"Da sind wir ziemlich weit fortgeschritten. Das können Sie hier draußen wirklich live sehen. Diese Fahrzeuge fahren schon total autonom."
Oliver Dux, Geschäftsführer des Terminals, beschreibt eine gespenstische Szenerie. Sensorgesteuerte LKW bringen Container vom Schiff zum Lagerplatz, wie von Geisterhand übernehmen gewaltige Kräne die Sortierung für den Weitertransport – Gabelstapler wie jener, auf dem er eben noch gefahren ist, bekommt der Arbeitsminister hier nicht mehr zu sehen.
"In der Anlage beschäftigen wir gut 500 Mitarbeiter, also es sind noch Menschen da, aber es bewegt sich vieles auch autonom."
Es fallen mehr Jobs weg als neue kreiert werden, wird später der Betriebsrat beklagen. Was in der Zukunft blüht, davon kann sich Hubertus Heil auch im niedersächsischen Gifhorn ein Bild machen. In seinem Wahlkreis entwickelt das Unternehmen IAV neue Technologien für die Autobranche. Noch einmal darf der Arbeitsminister mit einem großen Auto spielen.
"Könnte ich jetzt auch von außen das steuern? Muss ich hier im Auto sitzen um das zu steuern?" – "Nee, das geht!" – "Darf ich es einmal versuchen?" – "Gerne!"
"Da sind wir ziemlich weit fortgeschritten. Das können Sie hier draußen wirklich live sehen. Diese Fahrzeuge fahren schon total autonom."
Oliver Dux, Geschäftsführer des Terminals, beschreibt eine gespenstische Szenerie. Sensorgesteuerte LKW bringen Container vom Schiff zum Lagerplatz, wie von Geisterhand übernehmen gewaltige Kräne die Sortierung für den Weitertransport – Gabelstapler wie jener, auf dem er eben noch gefahren ist, bekommt der Arbeitsminister hier nicht mehr zu sehen.
"In der Anlage beschäftigen wir gut 500 Mitarbeiter, also es sind noch Menschen da, aber es bewegt sich vieles auch autonom."
Es fallen mehr Jobs weg als neue kreiert werden, wird später der Betriebsrat beklagen. Was in der Zukunft blüht, davon kann sich Hubertus Heil auch im niedersächsischen Gifhorn ein Bild machen. In seinem Wahlkreis entwickelt das Unternehmen IAV neue Technologien für die Autobranche. Noch einmal darf der Arbeitsminister mit einem großen Auto spielen.
"Könnte ich jetzt auch von außen das steuern? Muss ich hier im Auto sitzen um das zu steuern?" – "Nee, das geht!" – "Darf ich es einmal versuchen?" – "Gerne!"
PKW-Steuerung per Tablet
Per Tablet manövriert Heil einen Seat über ein Versuchsgelände. Irgendwann wird ein Computer den PKW ohne Fahrer auf die Straße schicken. Bei IAV sind selbst Ingenieure von Arbeitslosigkeit bedroht: Wer soll neue Tachos entwickeln, wenn alles digital angezeigt wird? 400 Konstrukteure werden umgeschult – Kosten: 95.000 Euro pro Person.
"Die gute Nachricht ist, dass in unserem Land die Arbeit nicht ausgehen wird. Es wird andere Arbeit sein, aber menschliche Arbeit wird nach wie vor gefragt sein. Bei sozialen Dienstleistungen von Menschen für Menschen ist menschliche Arbeit nicht ersetzbar!"
Was das bedeutet, wird ihm am Ende seiner Sommerreise vor Augen geführt. Hubertus Heil trifft beim Besuch eines Asylbewerberheims auf Serge Tah. Der 44-Jährige ist dem Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste entronnen und kurz davor, eine dreijährige Ausbildung zum Altenpfleger abzuschließen.
"Ich habe Angst vor Ihrem Kollegen, der Minister Seehofer. Ich weiß nicht, was in der Zukunft passiert!"
"Die gute Nachricht ist, dass in unserem Land die Arbeit nicht ausgehen wird. Es wird andere Arbeit sein, aber menschliche Arbeit wird nach wie vor gefragt sein. Bei sozialen Dienstleistungen von Menschen für Menschen ist menschliche Arbeit nicht ersetzbar!"
Was das bedeutet, wird ihm am Ende seiner Sommerreise vor Augen geführt. Hubertus Heil trifft beim Besuch eines Asylbewerberheims auf Serge Tah. Der 44-Jährige ist dem Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste entronnen und kurz davor, eine dreijährige Ausbildung zum Altenpfleger abzuschließen.
"Ich habe Angst vor Ihrem Kollegen, der Minister Seehofer. Ich weiß nicht, was in der Zukunft passiert!"
Hoffnungen für Asylbewerber in der Ausbildung
Der Asylkonflikt holt den Arbeitsminister ein. Schwieriges Terrain auch für einen Sozialdemokraten. Altenpfleger werden hier doch gebraucht, sagt der ehemalige Lehrer, deshalb will ich das lernen. Frau und Kinder durfte er bisher nicht nach Deutschland holen, jetzt hat er Angst vor Abschiebung
"Flüchtlinge sind in der Ausbildung und trotzdem sind sie abgeschoben worden. Herr Seehofer betont das immer in der Zeitung, aber zum Glück hat Minister Hubertus Heil gesagt, die integrierten Flüchtlinge dürfen nicht abgeschoben werden. Das hat mir gut getan und eine neue Hoffnung gegeben."
Es wäre doch absurd, Menschen zurückzuschicken, die wir dringend brauchen, beruhigt der Minister
"Ich habe jetzt keine Lösung für Sie, das muss ich Ihnen ehrlich sagen. Aber die politische Frage, die wir beantworten müssen, ist, wie unterscheiden wir politisches Asyl und den Status von Bürgerkriegsflüchtlingen von der notwendigen Fachkräftezuwanderung. Deshalb brauchen wir ein Einwanderungsgesetz. Bei aller Kritik an Horst Seehofer: Ich arbeite gerade mit diesem Minister an diesem Gesetz!"
Sein Mitarbeiter drückt Serge Hettah eine Visitenkarte in die Hand. Heil will sich den Fall mal genau anschauen. Es sind viele Baustellen, mit denen er konfrontiert wird. Er will sich den Dingen stellen, mit Zuversicht und Fröhlichkeit, miesepetrig in die Zukunft zu schauen, meint er, das hilft uns doch nicht weiter.
"Es zwingt einen doch niemand, in die Politik zu gehen, sondern es ist erst mal eine Riesen-Ehre, das machen zu dürfen und zweitens, was bewegen zu können. Und ich finde, das darf Politik – zumal auch sozialdemokratische – mal ausstrahlen!"
"Flüchtlinge sind in der Ausbildung und trotzdem sind sie abgeschoben worden. Herr Seehofer betont das immer in der Zeitung, aber zum Glück hat Minister Hubertus Heil gesagt, die integrierten Flüchtlinge dürfen nicht abgeschoben werden. Das hat mir gut getan und eine neue Hoffnung gegeben."
Es wäre doch absurd, Menschen zurückzuschicken, die wir dringend brauchen, beruhigt der Minister
"Ich habe jetzt keine Lösung für Sie, das muss ich Ihnen ehrlich sagen. Aber die politische Frage, die wir beantworten müssen, ist, wie unterscheiden wir politisches Asyl und den Status von Bürgerkriegsflüchtlingen von der notwendigen Fachkräftezuwanderung. Deshalb brauchen wir ein Einwanderungsgesetz. Bei aller Kritik an Horst Seehofer: Ich arbeite gerade mit diesem Minister an diesem Gesetz!"
Sein Mitarbeiter drückt Serge Hettah eine Visitenkarte in die Hand. Heil will sich den Fall mal genau anschauen. Es sind viele Baustellen, mit denen er konfrontiert wird. Er will sich den Dingen stellen, mit Zuversicht und Fröhlichkeit, miesepetrig in die Zukunft zu schauen, meint er, das hilft uns doch nicht weiter.
"Es zwingt einen doch niemand, in die Politik zu gehen, sondern es ist erst mal eine Riesen-Ehre, das machen zu dürfen und zweitens, was bewegen zu können. Und ich finde, das darf Politik – zumal auch sozialdemokratische – mal ausstrahlen!"