Professorin Sabine Hoffmann schließt eine Glastür auf. Dahinter: ein Großraumbüro mit acht Schreibtischen:
"Sie sehen hier einen typischen Arbeitsplatz. Sie sehen auch: Clean-Desk-Prinzip. Sie sind aufgeräumt. Wenn sie hier mal auf dem Stuhl Platz nehmen, dann werden Sie sehen: Auf der linken Seite sind Knöpfe. Und zwar einmal können Sie eine Heizfunktion oder eine Kühlfunktion einstellen."
Rücken- und Sitzfläche des Bürostuhls werden warm. Ein weiterer Knopfdruck, und schon springt ein integrierter Lüfter an. Durch das Polster strömt kühlende Luft.
Licht, Belüftung, Temperatur - alles individuell einstellbar
Aber das ist noch längst nicht alles. Der Schreibtisch ist automatisch höhenverstellbar. Die Büroleuchte daneben passt die Helligkeit dem Tageslicht an und ein Wärmestrahler unter dem Tisch sorgt für warme Füße.
Sabine Hoffmann erforscht am Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz, dem DFKI in Kaiserslautern, im sogenannten Living Lab, was Menschen in Büros brauchen, um sich wohlzufühlen. Und fragt man unter den DFKI-Mitarbeitern nach, dann zeigt sich: Die Wunschliste für das "ideale Büro" ist lang:
"Das Büro würde so aussehen, dass ich gerne hingehe. Dass ich da auch gut meine Arbeit machen kann. Ja, ein guter Schreibtisch, gute Geräte. Ausreichend Licht. Ein gutes Klima. Dass man sich wirklich behaglich fühlt." - "Zur Zeit sitz ich im Großraumbüro mit mehreren Kollegen zusammen. Speziell meiner Kollegin ist meistens kalt, während wir beiden Herren dann schon fast schwitzen. Und die dauernde Diskussion um die Wärme im Büro ist dann nicht schön. Zum anderen ist Lärm auch immer ein Thema. Und auch dort wird man sich dann auch mehr Lärmdämmung an der Stelle wünschen."
Genau solche Situationen wollen Hoffmann und ihre Kollegen erforschen. Und da hilft ihnen das "Living Lab". Es darf als ganz normaler Arbeitsraum von Studierenden und Dozenten genutzt werden. Die einzige Bedingung: Man muss danach angeben, wie angenehm das Licht war, wie der Schreibtisch eingestellt wurde, ob man lieber einen warmen oder kühlen Bürostuhl mag und wie der Lärmpegel im Raum empfunden wurde.
Ungemütlicher Arbeitsplatz verursacht Stress
Das Ergebnis dieser Befragungen: Jeder mag was anderes. Für Sabine Hoffmann ist genau das der entscheidende Punkt! Alles im Büro sollte individuell einstellbar sein, sagt sie. Es mag zunächst banal klingen, dass sich Forscher über so etwas wie die Raumtemperatur in Büros Gedanken machen. Aber ein ungemütlicher Arbeitsplatz verursacht schnell Stress, sagt Professor Andreas Dengel, der wissenschaftliche Direktor des DFKI:
"In dem Sinne ist es für uns wichtig zu verstehen, wie kann ich mit diesem Stress umgehen. Welche Auswirkungen hat das auf die Nutzung von Information aber auch auf die Präsentation von Information."
Andreas Dengel forscht im Bereich Wissensmanagement im Living Lab. Er entwickelt Soft- und Hardware, die den Büroalltag erleichtern soll und so eben auch zum Wohlempfinden beiträgt:
"Wenn man jetzt mal die ganzen Aspekte der Transparenz vernachlässigen würde, dann kann ich mir schon sehr gut vorstellen, ein System zu haben, das mitlernt, was ich gut kann, was ich nicht gut kann. Und sich dann auch ein Stück weit zurücknimmt. Also einen Informationsbutler zu haben, der tatsächlich soweit auch als Butler agiert, dass er immer mehr über mich weiß und mich optimal unterstützen kann."
Vision vom Büro der Zukunft
Anhand der Forschung am DFKI lässt sich eine Vision vom Büro der Zukunft zeichnen: Der Arbeitsplatz erkennt, wer sich gerade an den Schreibtisch setzt. Passt die Tischhöhe automatisch an, reguliert das Licht, beheizt oder kühlt den Stuhl und dämpft den Lärmpegel.
Während der PC schon Termine vorsortiert und bei komplexen Themen automatisch Hilfe im Internet sucht. Das smarte Büro eben. Ob das alles am Ende auch die Mitarbeiter produktiver macht? Mit Sicherheit könne Sie das nicht sagen, erklärt Sabine Hoffmann, aber:
"Man kann auf jeden Fall den Umkehrschluss ziehen. Jemand, der sich nicht wohlfühlt, wird sicherlich schlechter arbeiten, als die Person, die sich wohlfühlt."