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Arbeitsprogramme
China verpflichtet Tibeter offenbar zu Zwangsarbeit

Mit militärischem Drill will die chinesische Regierung die Arbeitslosigkeit innerhalb der tibetischen Bevölkerung verringern. Hunderttausende in der autonomen chinesischen Region nehmen einem Forschungsbericht zufolge an sogenannten Arbeitsprogrammen teil – selten freiwillig.

Ein Bauer auf einem Feld in Tibet
China soll nach Angaben der Untersuchung eines unabhängigen US-Forschers tibetische Hirten und Bauern zwingen, an staatlichen Arbeitsprogramme teilzunehmen (picture alliance/Xinhua/ Jigme Dorge)
China zwingt laut einem Bericht eines US-Forschungsinstituts Menschen aus der autonomen chinesischen Region Tibet in Arbeitsprogramme ähnlich denen in der Unruheregion Xinjiang, wo die Minderheit der Uiguren lebt. Die chinesische Regierung spricht von Armutsbekämpfung, Kritiker von Zwangsarbeit und politischer Indoktrinierung. Eine halbe Million Menschen soll dieses Jahr bereits an diesen Arbeitsprogrammen teilgenommen haben.

Was steckt hinter den sogenannten Arbeitsprogrammen?

Die Berufstrainings der chinesischen Regierung richten sich vor allem an tibetische Hirten und Bauern. Mit militärischem Drill sollen die Tibeter in den Trainings zu Fabrikarbeitern geschult werden. Bilder von den extra dafür eingerichteten Zentren zeigen, wie die Tibeter in Armeekleidung zum Dienst antreten müssen. Allein in diesem Jahr soll bereits eine halbe Million Menschen daran teilgenommen haben. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des unabhängigen US-Forschers Adrian Zenz, der Regierungsunterlagen der chinesischen Regierung ausgewertet hat.
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Sind die Arbeitsprogramme freiwillig?

Es gibt sehr viele Indikatoren, die dafür sprechen, dass es sich um Zwangsarbeit handelt. Den Recherchen zufolge wird auf die Bauern und Hirten enormer Druck ausgeübt, an den Trainings teilzunehmen. Das fängt bei der Rekrutierung an: Regierungsdokumente zeigen, dass Rekrutierer bestimmte Teilnahmequoten nachweisen müssen und von den örtlichen Behörden bestraft werden, wenn sie diese Quoten nicht erfüllen. Außerdem gibt es eine enge Kooperation mit Unternehmen, die Kontingente von Arbeitern bestellen können. Auch das deutet auf systematische Zwangsarbeit hin. Hinzu kommt, dass viele der Jobs, in die die Menschen vermittelt werden, nicht in ihrer Heimatregion Tibet liegen, sondern in anderen chinesischen Provinzen.

Was ist das politische Ziel der chinesischen Regierung?

Eines der wichtigsten Staatsziele von Staatspräsident Xi Jinping ist es, die Armut im Land zu besiegen. Die Regierung bestreitet deshalb den Vorwurf der Zwangsarbeit und besteht darauf, dass es sich um Armutsbekämpfung handelt. Arbeits- und Trainingsprogramme, in denen die ländliche Bevölkerung zu Fabrikarbeitern ausgebildet werden sollen, gibt es deshalb schon lange. Auch in Tibet als besonders armer und abgelegener Regionen sind sie gängige Praxis. Allerdings sind die Zentren laut der Recherche des US-Forschers Zenz in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut worden. Zenz ist deshalb überzeugt, dass es um weit mehr als um den Kampf gegen Armut geht. Er wirft der chinesischen Regierung vor, die tibetische Bevölkerung in diesen Programmen assimilieren zu wollen. Diesen Vorwurf stützt er auf Regierungspapiere, in denen es heißt, die Gedanken der Tibeter müssten transformiert werden, der negative Einfluss der Religion eliminiert beziehungsweise reduziert werden; die Tibeter müssten lernen, hart zu arbeiten, diszipliniert zu sein und den Anweisungen der Regierung zu folgen.
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Welche Politik betreibt China in Tibet?

China sieht Tibet als chinesisches Staatsgebiet an. Ende der 1970er-Jahre öffnete China seine Politik zwar etwas und erlaubte religiöse Aktivitäten in Tibet. Die politische Kontrolle der Religion ist dennoch groß und hat sich in den vergangenen Jahren verschärft. So gibt es zum Beispiel seit Jahren patriotische Erziehungsprogramme der chinesischen Regierung in Klöstern von Tibet. Staatspräsident Xi Jinping erklärte im August, "man müsse die Vaterlandsliebe den Tibetern schon in der Schule tief in die Herzen pflanzen". Er forderte außerdem, dass sich der tibetische Buddhismus dem chinesischen Sozialismus anpassen müsse.
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Sind die Arbeitsprogramme vergleichbar mit den Lagern für Uiguren?

Der entscheidende Unterschied ist: Anders als in Xinjiang gibt es in Tibet bislang keine Belege für Internierungslager. Was den Status und die Form der Diskriminierung angeht, ist die Situation der Uiguren mit der der Tibeter aber durchaus vergleichbar. In beiden Fällen will die chinesische Staatsführung die Rolle der Religionen zurückdrängen und übt deshalb massiven Druck auf die Bevölkerung aus, um sowohl den Islam als auch den Buddhismus durch den chinesischen Sozialismus zu ersetzen.
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(Quelle: Ruth Kirchner, Ann-Kathrin Jeske)