Koblenz
Archäologe soll Schädel bewusst falsch datiert haben

Der Fund menschlicher Schädel aus dem fünften Jahrhundert vor Christus bei Koblenz galt als außergewöhnlich - jetzt gibt es deutliche Hinweise auf eine Fälschung. Ein Landesbeamter steht im Verdacht, die Funde manipuliert zu haben.

    Ein Schädel liegt mit anderen menschlichen Knochen in einer Vitrine.
    Ausstellung zum 70. Geburtstag von Rheinland-Pfalz im Landesmuseum Mainz im Jahr 2017. Bei dieser Ausstellung wurden auch die Schädel gezeigt, die wohl bewusst falsch datiert wurden. (picture alliance / Andreas Arnold / dpa / Andreas Arnold)
    Mindestens 21 gefundene Schädel oder Schädelfragmente seien falsch datiert worden, wie Überprüfungen eines externen Instituts in Mannheim ergeben hätten, gaben die rheinland-pfälzische Innen-Staatssekretärin Schneider und die Leiterin der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE), Otto, bekannt. Bei zwei Fragmenten habe die chronologische Einstufung ins fünfte Jahrhundert vor Christus ungefähr gepasst. Die anderen seien erheblich jünger gewesen, stammten entweder aus dem Mittelalter oder aus der Neuzeit. 
    Schneider sprach von dem "Verdacht, dass ein Landesbeamter möglicherweise bewusst und über Jahre hinweg archäologische Funde manipuliert hat". Gegen den Mitarbeiter der Generaldirektion Kulturelles Erbe werde disziplinarrechtlich ermittelt. Ihm drohe das Ende des Beamtenverhältnisses. 

    Auch andere Funde werden nun kontrolliert

    Auslöser der Überprüfung war demnach eine vertrauliche Anfrage einer Universität aus dem vergangenen Jahr gewesen. Dort seien Zweifel an der schon mehrere Jahre alten Dissertation des Mannes über die Funde aufgekommen. Der Fall soll jetzt mithilfe externer Fachleute aus Köln und Schleswig-Holstein aufgeklärt werden. 
    Es müsse davon ausgegangen werden, dass andere Wissenschaftler ihre Forschungsarbeiten auf diesen öffentlichkeitswirksam vorgestellten und publizierten Funden aufgebaut haben, ergänzte Schneider. Um weiteren wissenschaftlichen Schaden abzuwenden, wurde deshalb die Öffentlichkeit informiert. 
    Die Schädel und Fragmente waren bei mehreren sogenannten Notgrabungen im Raum Koblenz gefunden worden. Dabei müssen archäologische Funde schnell gesichert werden, etwa weil Baggerarbeiten anstehen. Um weitere Fälschungen auszuschließen, würden alle herausragenden Funde der GDKE noch einmal genau angesehen, kündigte Otto an. "Wir fangen mit Koblenz an."
    Diese Nachricht wurde am 12.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.