Noch vor drei Jahren schützten Seegräser den küstennahen Ostseemeeresboden vor Dänemark vor Erosionen. Doch seit kurzer Zeit sind sie nahezu vollständig verschwunden. Damit gehen nicht nur Laichplätze für Fische verloren, sondern es werden auch massenhaft steinzeitliche Siedlungsplätze freigelegt. Seiner Arbeit könne er damit kaum noch nachkommen, sagt Archäologe Anders Fischer von der dänischen Behörde für Kulturdenkmäler. Er ist für die Erhaltung von prähistorischen Hinterlassenschaften zuständig. Das betrifft auch steinzeitliche Siedlungen, die nach dem Ende der letzten Eiszeit vor 8000 Jahren überflutet wurden und heute unter Wasser stehen.
"Wir haben gerade ein großes Problem, da der Seeboden in Küstennähe zunehmend erodiert, das nimmt allmählich dramatische Ausmaße an. In den flachen Küstenregionen verschwindet die ganze Vegetation. Dadurch werden archäologisch wertvolle Funde plötzlich freigelegt und zerstört - und das alles in einer bislang nie da gewesenen Geschwindigkeit."
Mögliche Ursachen gebe es viele, sagt Anders Fischer, allen voran stehe jedoch die Umweltverschmutzung in der Ostsee, die durch eine hohe Düngemittelbelastung aus der Landwirtschaft aus ihrem Gleichgewicht komme. Dies fördert das Algenwachstum und Sauerstoffmangel im Wasser ist die Folge.
"Normalerweise wächst dort überall Seegras, das den Untergrund festhält und ihn vor Erosion schützt. Doch nun liegt der Meeresboden blank, ebenso die steinzeitlichen Hinterlassenschaften. In die freigelegten Siedlungen dringen sehr schnell Pilze und Tiere ein, die das alte organische Material – etwa Holz von Booten oder Häusern – besiedeln und es schnell zerstören. Und dann kommen noch die Wellen und spülen alles weg."
Die größten Problemzonen liegen in Tiefen zwischen zwölf und 14 Metern, wo Unterwasserarchäologen bislang kaum Ausgrabungen gemacht haben. Die Siedlungen dort waren bislang geschützt, zudem sind Tauchgänge in solchen Tiefen zeit- und kostenintensiv. Es bestand also kein Grund zur Eile. Damit sei es nun aber vorbei, da der Meeresboden nicht mehr von einem Netzwerk aus Wurzeln gehalten wird.
"Für uns Archäologen ist das Traum und Alptraum zugleich. Auf der einen Seite müssen wir die alten Siedlungen nicht mehr aufwendig aufspüren und ausgraben, sondern die werden einfach von allein freigelegt. Man kann schon beim Tauchen die ganzen Holzkonstruktionen sehen. Das ist fantastisch, aber eben auch sehr beunruhigend."
Eine Rekultivierung von Seegras sei vergeblich, da jeder warme Sommer auch die neuen Pflanzen wieder absterben lassen würde, sagt Fischers deutscher Kollege Harald Lübke vom Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie in Schleswig. Auch Schutzmaßnahmen gestalten sich schwierig.
"Das Problem ist natürlich, dass wir es hier mit einem Meer zu tun haben und nicht mit einem Binnensee, wo man ja teilweise auch Schutzmaßnahmen – insbesondere im alpinen Raum – ergriffen hat, da gab es also Pfahlbausiedlungen, die sind heute mit Geofliess und mit Kies abgedeckt. Solche Modelle sind für die Ostsee schwer vorstellbar, weil da natürlich ganz andere Energien durch Wellenschlag und so weiter vorhanden sind. Wir sehen eigentlich im Moment wenig Chancen, diese Areale zu schützen. Wichtiger wird es sein, dieses Kulturerbe zu erforschen bevor es zerstört ist."
Mittlerweile haben die deutschen und dänischen Archäologen erste EU-Forschungsmittel bekommen, um zumindest die wichtigsten freigelegten steinzeitlichen Siedlungen überhaupt noch untersuchen zu können.
"Wir haben gerade ein großes Problem, da der Seeboden in Küstennähe zunehmend erodiert, das nimmt allmählich dramatische Ausmaße an. In den flachen Küstenregionen verschwindet die ganze Vegetation. Dadurch werden archäologisch wertvolle Funde plötzlich freigelegt und zerstört - und das alles in einer bislang nie da gewesenen Geschwindigkeit."
Mögliche Ursachen gebe es viele, sagt Anders Fischer, allen voran stehe jedoch die Umweltverschmutzung in der Ostsee, die durch eine hohe Düngemittelbelastung aus der Landwirtschaft aus ihrem Gleichgewicht komme. Dies fördert das Algenwachstum und Sauerstoffmangel im Wasser ist die Folge.
"Normalerweise wächst dort überall Seegras, das den Untergrund festhält und ihn vor Erosion schützt. Doch nun liegt der Meeresboden blank, ebenso die steinzeitlichen Hinterlassenschaften. In die freigelegten Siedlungen dringen sehr schnell Pilze und Tiere ein, die das alte organische Material – etwa Holz von Booten oder Häusern – besiedeln und es schnell zerstören. Und dann kommen noch die Wellen und spülen alles weg."
Die größten Problemzonen liegen in Tiefen zwischen zwölf und 14 Metern, wo Unterwasserarchäologen bislang kaum Ausgrabungen gemacht haben. Die Siedlungen dort waren bislang geschützt, zudem sind Tauchgänge in solchen Tiefen zeit- und kostenintensiv. Es bestand also kein Grund zur Eile. Damit sei es nun aber vorbei, da der Meeresboden nicht mehr von einem Netzwerk aus Wurzeln gehalten wird.
"Für uns Archäologen ist das Traum und Alptraum zugleich. Auf der einen Seite müssen wir die alten Siedlungen nicht mehr aufwendig aufspüren und ausgraben, sondern die werden einfach von allein freigelegt. Man kann schon beim Tauchen die ganzen Holzkonstruktionen sehen. Das ist fantastisch, aber eben auch sehr beunruhigend."
Eine Rekultivierung von Seegras sei vergeblich, da jeder warme Sommer auch die neuen Pflanzen wieder absterben lassen würde, sagt Fischers deutscher Kollege Harald Lübke vom Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie in Schleswig. Auch Schutzmaßnahmen gestalten sich schwierig.
"Das Problem ist natürlich, dass wir es hier mit einem Meer zu tun haben und nicht mit einem Binnensee, wo man ja teilweise auch Schutzmaßnahmen – insbesondere im alpinen Raum – ergriffen hat, da gab es also Pfahlbausiedlungen, die sind heute mit Geofliess und mit Kies abgedeckt. Solche Modelle sind für die Ostsee schwer vorstellbar, weil da natürlich ganz andere Energien durch Wellenschlag und so weiter vorhanden sind. Wir sehen eigentlich im Moment wenig Chancen, diese Areale zu schützen. Wichtiger wird es sein, dieses Kulturerbe zu erforschen bevor es zerstört ist."
Mittlerweile haben die deutschen und dänischen Archäologen erste EU-Forschungsmittel bekommen, um zumindest die wichtigsten freigelegten steinzeitlichen Siedlungen überhaupt noch untersuchen zu können.