Seit mehr als einer Dekade nun forscht der britische Chemiker Richard Evershed von der Universität Bristol schon an den Konservierungsmethoden ägyptischer Mumien.
"Wir haben uns vor allem mit Balsamen beschäftigt und herausgefunden, welche Mittel zur Konservierung der menschlichen Mumien verwendet wurden. Wir konnten nachweisen, dass bestimmte Harze zum Einsatz kamen, zudem Bienenwachs und verschiedene Öle. All diese Mittel sollten die organische Zersetzung verhindern."
Diese Harze, Öle und Fette kamen aber nicht nur bei der Mumifizierung von menschlichen Leichnamen zum Einsatz, sondern auch bei der Einbalsamierung von Tieren, darunter Krokodile, Katzen und Vögel. Neben solchen mumifizierten Körpern entdeckten Ägyptologen in den Gräbern der alten Elite manchmal auch einige kleine Pakete. Dabei handelt es sich um in Bandagen eingewickelte Fleischstücke, die haltbar gemacht wurden. Die Frage, die Richard Evershed beschäftigte, war: Wurden diese Nahrungsmittel, die alle aus der Zeit von etwa 1400 bis 1000 vor Christus stammen, ähnlich wie Menschen oder Tiere haltbar gemacht?
"Wir waren in der glücklichen Situation, dass wie vier solcher Pakete untersuchen konnten. Bei der einen Probe – eine Rinderrippe; gutes Essen für die Nachwelt also – haben wir zunächst tierisches Fett gefunden, was vom Essen selbst stammen kann, aber nicht muss. Das Spannende hier aber war, dass auch ein besonderes Harz eingesetzt wurde. Dieses stammt aber nicht von einem Nadelbaum, sondern es handelt sich um Pistazienharz."
Bei der Haltbarmachung der Rinderrippe, die dem Grab des hochgestellten Ehepaares Juja und Tuja im Tal der Könige beigegeben war, kamen also seltene und teure Materialien zum Einsatz. Dieses Pistazienharz war damals ein kostspieliger Importartikel und galt somit im alten Ägypten als Luxusware. Daher konnte sich auch nur die Elite – Könige, Pharaonen und Vertreter der Oberschicht – dieses Harz leisten. Ob das Pistazienharz möglicherweise auch eine Art Gewürz sein könnte, also nicht nur zur Konservierung, sondern auch zur Geschmacksverbesserung eingesetzt wurde, sei nicht sicher, aber möglich, so Richard Evershed.
"Unsere Studie belegt aber, dass Pistazienharz schon 700 Jahre früher eingesetzt wurde als bislang bekannt. Ob das eine neue Methode war oder ob diese schon lange etabliert war, wissen wir nicht. Das müssten wir bei anderen Mumien von hohem Rang aus dieser Zeit nachweisen und genau das ist die neue, große Frage."
Klar sei lediglich, dass beim Einbalsamieren nur beste Zutaten verwendet wurden, unabhängig davon, ob ein Herrscher selbst oder seine Speisen für die Reise ins Jenseits konserviert wurden. Ob und wie sich auch beim Konservieren der Lebensmittel und der königlichen Körper Standesunterschiede nachweisen lassen, diese Frage würde Richard Evershed gerne zeitnah angehen.
"Aber die Forschung an ägyptischen Mumien ist nicht einfach. Es gibt genügend Material, jedoch ist die politische Situation in Moment sehr schwierig."
Und selbst die wenigen Exemplare, die sich außerhalb Ägyptens befinden, dürfen nur in seltenen Fällen beprobt werden. Denn die Methoden des Chemikers sind invasiv; der britische Forscher muss immer ein Stück der Bandagen für seine Untersuchungen entnehmen und das macht selbst die Forschung am königlichen „Butterbrotpapier“ schwierig.