Beatrix Novi: Nationen mit einem großen antiken Erbe, also Italien und Griechenland, haben es schwer. Dauernd müssen sie auf ihre Kunstschätze aufpassen. Sie befinden sich ja quasi im Krieg gegen Hobbyarchäologen, Kunstdiebe, Grabräuber, Hehler, gegen die ganzen internationalen Zusammenschlüsse des organisierten Antikenschmuggels, der sehr weit hinaufreicht. In Griechenland wurde jetzt ein besonders großes Nest ausgehoben. In einer Villa auf einer kleinen Kykladeninsel fand die Polizei Götterstatuen, Marmorsarkophage, Marmorbüsten, auch zwei Sphinxfiguren aus Granit, sogar eine Wandmalerei aus römischer Zeit. Meinen Kollegen Gerd Höhler in Athen habe ich dazu gefragt: Wie sind die Behörden denn überhaupt darauf gekommen, diese Villa zu untersuchen?
Gerd Höhler: Das gehört zu den noch nicht beantworteten Fragen. Aber es scheint offenbar einen Tipp gegeben zu haben, einen Tipp aus Kreisen, wie es so schön heißt, also offenbar hat - vermutlich - einer der Bewohner dieser kleinen Insel Schinoussa - es sind nur etwa 150 Menschen, die dort leben - der Polizei einen Tipp gegeben. Und was sie dann gefunden hat in dieser Villa, die einem römischen Landsitz der Antike nachempfunden ist, das ist in der Tat bemerkenswert. Bisher hat man etwa 280 Kunstwerke entdeckt, von der Antike bis ins byzantinische Mittelalter - dazu eine kleine Kapelle im Übrigen, erbaut aus den Bruchstücken mehrerer antiker Ruinen. Und noch ist die Suche nicht beendet. Man weiß also nicht, wie viele Kunstwerke noch irgendwo in Verstecken gelagert sind und noch gar nicht entdeckt wurden.
Novi: Bisher ist ja nur der Hausmeister verhaftet worden. Aber was Sie da gerade schildern, das klingt nicht so, als ob die Besitzer gänzlich ahnungslos gewesen sein könnten.
Höhler: Nein, das ganz sicher nicht. Und sicherlich waren auch nicht alle diese Kunstgegenstände für die Dekoration dieser recht großen Villa bestimmt. Das schließt die Polizei jedenfalls daraus, dass man in den Räumen eine Werkstatt entdeckt hat, die offenbar der Anfertigung von Kopien antiker Kunstgegenstände diente. Und man fand Fotos von etwa 2500 weiteren Objekten. Wo diese sich befinden, die Originale, ist noch unklar. Nein, die Besitzer haben sicher davon gewusst - wobei man sagen muss, der Besitzer dieser Villa, das ist eine Briefkastenfirma in Panama. Das ist ein in Griechenland ganz gängiges Verfahren, wenn ein Hausbesitzer Steuern sparen will. Aber benutzt wurde sie, genutzt wurde diese Villa von einer griechischen Reederfamilie, die ihren Hauptwohnsitz in London hat und die dort die Sommermonate verbrachte. Diese Reederfamilie hat inzwischen die griechischen Behörden schriftlich wissen lassen, dass man voll und ganz mitarbeiten werde bei der Aufklärung dieser mysteriösen Affäre.
Novi: Das ist doch wahrscheinlich nicht das einzige Lager oder Zwischenlager für geklaute antike Kunstschätze. Ist so ein Fall eher exemplarisch und ist das Zuschlagen der Polizei jetzt ein Signal?
Höhler: Also ich kann mich nicht an einen solchen Fall erinnern. Und auch die Behörden sagen: So etwas haben wir noch nicht erlebt. Der griechische Kulturminister spricht von einem der kompliziertesten und mysteriösesten Fälle, die es in diesem Bereich jemals gegeben habe. Und deswegen gibt dieser Fall auch den Behörden Rätsel auf, weil man eben keine Vergleichsmöglichkeiten hat. Aber vieles deutet in der Tat darauf hin, dass dies nicht die Frage eines Sammlers ist, der einfach vergessen hat, seine Funde zu melden, sondern dass es hier vielleicht doch um professionellen illegalen Handel mit Antiquitäten geht - Antiquitäten, die vielleicht aus Raubgrabungen stammen, vielleicht aus Diebstählen.
Novi: Also die Nebenerwerbsquelle einer schwerreichen Reederfamilie?
Höhler: Na, so weit würde ich nicht gehen. Das muss der Staatsanwalt mal eruieren und das müssen dann die Gerichte entscheiden. Aber sicherlich wird sich diese Reederfamilie mit einer Reihe sehr schwieriger Fragen konfrontiert sehen, davon geht man wohl aus.
Novi: Es wird heute auch spekuliert, dass dieser Fund etwas zu tun haben könnte mit dem Streit, in den gegenwärtig die griechische Regierung und das Getty-Museum in den USA verwickelt sind.
Höhler: Ja, da geht es um die Rückgabe von mehreren Kunstgegenständen aus der Antike, die offenbar in den 90er Jahren bei Raubgrabungen in Nordgriechenland gefunden - sage ich mal in Anführungszeichen - worden sind und die dann an das Getty-Museum verkauft wurden - beteiligt sind übrigens offenbar auch mehrere Griechen, die in Deutschland leben. Dass es hier eine Verbindung zu diesem Fall gibt, ist eine Spekulation, die sich eigentlich nur auf ein Detail stützt, auf das Detail nämlich, dass ein Mitglied dieser Reederfamilie Verbindungen zum Getty-Museum hatte in der Vergangenheit. Aber wie gesagt, das ist eine hoch spekulative Geschichte. Da sollte man auch abwarten, was die Ermittlungen ergeben.
Gerd Höhler: Das gehört zu den noch nicht beantworteten Fragen. Aber es scheint offenbar einen Tipp gegeben zu haben, einen Tipp aus Kreisen, wie es so schön heißt, also offenbar hat - vermutlich - einer der Bewohner dieser kleinen Insel Schinoussa - es sind nur etwa 150 Menschen, die dort leben - der Polizei einen Tipp gegeben. Und was sie dann gefunden hat in dieser Villa, die einem römischen Landsitz der Antike nachempfunden ist, das ist in der Tat bemerkenswert. Bisher hat man etwa 280 Kunstwerke entdeckt, von der Antike bis ins byzantinische Mittelalter - dazu eine kleine Kapelle im Übrigen, erbaut aus den Bruchstücken mehrerer antiker Ruinen. Und noch ist die Suche nicht beendet. Man weiß also nicht, wie viele Kunstwerke noch irgendwo in Verstecken gelagert sind und noch gar nicht entdeckt wurden.
Novi: Bisher ist ja nur der Hausmeister verhaftet worden. Aber was Sie da gerade schildern, das klingt nicht so, als ob die Besitzer gänzlich ahnungslos gewesen sein könnten.
Höhler: Nein, das ganz sicher nicht. Und sicherlich waren auch nicht alle diese Kunstgegenstände für die Dekoration dieser recht großen Villa bestimmt. Das schließt die Polizei jedenfalls daraus, dass man in den Räumen eine Werkstatt entdeckt hat, die offenbar der Anfertigung von Kopien antiker Kunstgegenstände diente. Und man fand Fotos von etwa 2500 weiteren Objekten. Wo diese sich befinden, die Originale, ist noch unklar. Nein, die Besitzer haben sicher davon gewusst - wobei man sagen muss, der Besitzer dieser Villa, das ist eine Briefkastenfirma in Panama. Das ist ein in Griechenland ganz gängiges Verfahren, wenn ein Hausbesitzer Steuern sparen will. Aber benutzt wurde sie, genutzt wurde diese Villa von einer griechischen Reederfamilie, die ihren Hauptwohnsitz in London hat und die dort die Sommermonate verbrachte. Diese Reederfamilie hat inzwischen die griechischen Behörden schriftlich wissen lassen, dass man voll und ganz mitarbeiten werde bei der Aufklärung dieser mysteriösen Affäre.
Novi: Das ist doch wahrscheinlich nicht das einzige Lager oder Zwischenlager für geklaute antike Kunstschätze. Ist so ein Fall eher exemplarisch und ist das Zuschlagen der Polizei jetzt ein Signal?
Höhler: Also ich kann mich nicht an einen solchen Fall erinnern. Und auch die Behörden sagen: So etwas haben wir noch nicht erlebt. Der griechische Kulturminister spricht von einem der kompliziertesten und mysteriösesten Fälle, die es in diesem Bereich jemals gegeben habe. Und deswegen gibt dieser Fall auch den Behörden Rätsel auf, weil man eben keine Vergleichsmöglichkeiten hat. Aber vieles deutet in der Tat darauf hin, dass dies nicht die Frage eines Sammlers ist, der einfach vergessen hat, seine Funde zu melden, sondern dass es hier vielleicht doch um professionellen illegalen Handel mit Antiquitäten geht - Antiquitäten, die vielleicht aus Raubgrabungen stammen, vielleicht aus Diebstählen.
Novi: Also die Nebenerwerbsquelle einer schwerreichen Reederfamilie?
Höhler: Na, so weit würde ich nicht gehen. Das muss der Staatsanwalt mal eruieren und das müssen dann die Gerichte entscheiden. Aber sicherlich wird sich diese Reederfamilie mit einer Reihe sehr schwieriger Fragen konfrontiert sehen, davon geht man wohl aus.
Novi: Es wird heute auch spekuliert, dass dieser Fund etwas zu tun haben könnte mit dem Streit, in den gegenwärtig die griechische Regierung und das Getty-Museum in den USA verwickelt sind.
Höhler: Ja, da geht es um die Rückgabe von mehreren Kunstgegenständen aus der Antike, die offenbar in den 90er Jahren bei Raubgrabungen in Nordgriechenland gefunden - sage ich mal in Anführungszeichen - worden sind und die dann an das Getty-Museum verkauft wurden - beteiligt sind übrigens offenbar auch mehrere Griechen, die in Deutschland leben. Dass es hier eine Verbindung zu diesem Fall gibt, ist eine Spekulation, die sich eigentlich nur auf ein Detail stützt, auf das Detail nämlich, dass ein Mitglied dieser Reederfamilie Verbindungen zum Getty-Museum hatte in der Vergangenheit. Aber wie gesagt, das ist eine hoch spekulative Geschichte. Da sollte man auch abwarten, was die Ermittlungen ergeben.