Noch handelt es sich nur um einen Entwurf. Wenn aber die "Presidential Order" aus dem Weißen Haus in Washington, die dem US-Fachportal "Architectural Record" zugespielt wurde, umgesetzt wird, könnte das weitreichende Folgen für die öffentliche Architektur in den Vereinigten Staaten haben. Dem Papier zufolge, das die Überschrift "Make Federal Buildings Great Again" hat, müsste künftig bei allen bundesstaatlichen Gebäuden – gleich, ob neu errichtet oder umgestaltet – "der klassische Architekturstil bevorzugt und Standard" werden.
Vor allem in der Hauptstadt hätten die Gründerväter die klassischen Modelle für die frühen Gebäude übernommen, heißt es weiter. Dieser Stil habe die "Ideale der Selbstverwaltung der jungen Nation symbolisiert". Moderne Architektur, wie sie in den vergangenen Jahren zum Beispiel das staatliche "Design Exellence Program" gefördert habe, sei dagegen damit gescheitert, "unsere nationalen Werte in Regierungsgebäude umzusetzen, die zu oft von Brutalismus und Dekonstruktivismus beeinflusst wurden".
"Architektur der Macht"
"Es gibt in konservativen Kreisen nicht nur der USA – auch in Europa hat man das – einen ganz tiefen Hass auf diese Gebäude aus Glas, Beton und Stahl und Holz", beschreibt Architekturkritiker Nikolaus Bernau das Verhältnis zur gebauten Moderne. "Die werden als nicht spezifisch interpretiert, als nicht machtvoll genug, als nicht aussagekräftig genug. Da gibt es ganz direkte Angriffe auf Gebäude. Das ist zweifellos die Forderung nach einer Architektur der Macht."
In Amerika bestehe die Tradition der monumentalen klassizistischen Architektur seit dem späten 18., frühen 19. Jahrhundert. Es habe dort auch immer eine spezielle Beziehung zum Klassizismus gegeben: "Das war nicht nur der Bezug auf irgendeine Antike. Sondern man hat immer gesagt: Diese Säulen und Gesimse und monumentalen Formen beziehen sich auf die Demokratie in Athen und die Republik der Römer. Da hat man sich seine Formen hergeholt und hat das zu einem sehr komplizierten und sehr interessanten Interpretationsapparat aufgebaut. Und da möchte offenbar jetzt die konservative Revolution unter Trump wieder anschließen."
Anschluss an die Tradition
Als Bauherr oder Namensgeber für Gebäude habe Trump dagegen durchaus eine Vorliebe für etwas, das man "kommerziellen Modernismus" nennen könne, so Bernau in "Kultur heute": "Sehr prachtvolle, materiell oft sehr reich ausgestattete Gebäude mit kostbaren Steinen – aber eben ganz klare Formen und ganz modern durchkonstruiert. Das sind Gebäude, die würden wir überhaupt nicht mit Klassizismus verbinden. Aber das gehört eben auch zur konservativen Revolution dazu, dass man sagt: Was im privaten Bereich möglich ist, das ist eigentlich egal. Es dreht sich hier um die Aussage des Staates. Und der Staat soll sich eben wieder in den klassischen Formen zeigen können.
Im Großen und Ganzen schließt man sich da an eine sehr große Tradition an. Das ist so ungewöhnlich nicht. Regierungen und Regierende haben generell bestimmte Formen im Auge, wenn sie darüber nachdenken, wie sie den Staat repräsentieren wollen."