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Architektur und Design
Mailand hat wieder eine Triennale

Nach 20 Jahren gibt es in Mailand wieder eine Triennale: Unter dem Motto "Design after Design" befassen sich die Ausstellung mit gegenwärtigen Entwicklungen in Architektur und Design. Die Fülle der Themen ist groß und viele der Veranstaltungen sind sehenswert.

Von Henning Klüver |
    Eine Besucherin schaut sich im südkoreanischen Pavillion bei der Triennale in Mailand ein Ausstellungsstück an.
    Bis Mitte September werden auf der Internationalen Triennale Mailand rund 300 000 Besucher erwartet. (imago / Xinhua)
    Die Triennale hat zur Großveranstaltung und zu einer internationalen Ausrichtung zurückgefunden – aber nicht zu alten Gewissheiten. Es gibt keinen Hauptkurator und keine Zentralschau mehr. Unter dem etwas schwammigen Motto "Design after Design" streben die Verantwortlichen mit einer Fülle von Ausstellungen eine Art Bestandsaufnahme gegenwärtiger Entwicklungen in Architektur und Design an.
    "Vor zwanzig Jahren gingen wir zur Triennale, um zu sehen, was uns das Morgen bringen würde. Inzwischen zeigt sich die Zukunft nicht mehr in den Umrissen der großen Utopien der Moderne, die viel zu gradlinig sind, sondern es handelt sich um komplizierte Verhältnisse, wo alles sich mit allem mischt. Und wenn wir heute etwas in die Zukunft projizieren, so nicht mit der Zauberkraft einer Kristallkugel, die uns überraschende Einblicke verspricht."
    Interaktion zwischen Architektur und Design
    Statt einer Kristallkugel benutzt der Architekt Cino Zucchi Begriffe aus dem um 1850 entstandenen Traktat über "Die vier Elemente der Baukunst" von Gottfried Semper. Dabei geht es um handwerkliche Tätigkeiten vom Mauern über das Zimmern bis zum Modellieren oder Biegen. Man sieht auf Ausstellungstischen handwerklich hergestellte Objekte, die in Beziehung gesetzt werden zu Fotos oder Architekturzeichnungen an den Wänden. Die Interaktion zwischen Architektur und Design über Arbeitsvorgänge lässt sich bei der kleinen aber sehr intensiven Ausstellung unter dem Titel "Sempering" auf einfache Art nachvollziehen.
    Sehenswert sind viele Veranstaltungen dieser 21. Triennale mit einer überwältigenden Fülle von Themen. Auf einer geht es zum Beispiel um den Grenzbereich zwischen Architektur und Kunst, auf einer anderen um den Einsatz von neuen Technologien wie von Drei-D-Druckern etwa im Modehandwerk. Auch kann der Besucher die Weiblichkeit in der Welt des Designs entdecken, die bislang, von wenigen Ausnahmen abgesehen, von Männernamen geprägt war. Silvana Annicchiarico schreibt die Geschichte des italienischen Designs mit ausschließlich von Frauen hergestellten Möbeln und Objekten neu. Wobei nicht jedes Exponat das Geschlecht der Designerin auf den ersten Blick offenbart.
    "Es ist sicher ganz schwer zu sagen, das hier ist weiblich und das ist männlich. Schließlich vereinigen wir, Mann oder Frau, in uns beide Elemente. Wenn man allerdings die Ausstellung als Ganzes nimmt, spürt man deutlich Weiblichkeit. Und am Ende verlässt man den Rundgang mit einem Gefühl der Leichtigkeit, der Frische, der Freude – eben positiv gestimmt."
    Unspektakulärer deutscher Ansatz
    Ganz unterschiedlich erweisen sich auch die Länderbeiträge. Hier stößt der Besucher noch häufig auf Produktpräsentationen alten Stils. Einen ganz unspektakulären Ansatz bietet der deutsche, vom Außenministerium unterstützte Beitrag, der sich der kulturellen Bildung widmet. Kinder und Jugendliche aus den Schulen Mailands und der Umgebung sollen in Workshops zusammen mit Designern gemeinsam Objekte entwickeln. Andrej Kupetz vom Rat für Formgebung Frankfurt hat bereits mit ähnlichen Projekten in Deutschland gute Erfahrung gemacht.
    "Unsere Ausstellung ist keine fertige Ausstellung, sondern das ist eine Ausstellung im Wachsen. Und am Ende möchten wir im Prinzip ein Archiv entwickeln von Dingen, die Kinder unter Anleitung von professionellen Designern entwickelt haben. Und eine Antwort geben auf die Frage, was heißt eigentlich 'Design nach Design', nämlich nicht mehr für jemand zu designern, sondern tatsächlich gemeinsam mit anderen die Ideen, die sie umtreiben, zu visualisieren und sie auch umzusetzen."
    Bis Mitte September werden auf der Internationalen Triennale Mailand rund 300.000 Besucher erwartet. Der Ansatz einer diffus auf 19 Ausstellungsorte in der ganzen Stadt verstreuten Großveranstaltung bietet die Möglichkeit, einzelnen Fragestellungen gerechter zu werden, als das eine Hauptausstellung leisten könnte. Doch ohne ein starkes zentrales Thema stehen die vielen, teilweise spannend kuratierten Ausstellungen etwas beziehungslos nebeneinander.