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Architekturberuf im Wandel

    Die Zeiten, in denen ein Architekt allein vor dem Reißbrett kühne Entwürfe und geniale Ideen ausbrütete, sind vorbei. Komplizierte Technik, finanzieller Druck, strenge Gesetze und Auflagen bestimmen heute die Organisation einer Baustelle und haben das Berufsbild gravierend gewandelt. Gefragt sind fähige Manager, die betriebswirtschaftliche und juristische Grundkenntnisse und vor allem Knowhow in Sachen Zeit - und Kostenmanagement haben. Gerade junge Architekten müssen jetzt feststellen, daß sie für die neue Marktsituation unzureichend vorbereitet sind. Schuld daran sind nicht zuletzt die Hochschulen. Vielerorts ist der Trend verschlafen worden, weiß Holger Frielingsdorf, Architekturdozent an der Brandenburgisch-Technischen Hochschule Cottbus: "Die Hochschulen sind aufgrund ihrer Struktur zu langsam, um darauf reagieren zu können." In der Architektur bestimmt heute Dienstleistung das Geschäft. Perfekte Organisation und technische Zuverlässigkeit, Rechtssicherheit und Haftungsfragen geben bei der Auftragserteilung den Ausschlag. Die gestalterische Qualität spielt dabei eine untergeordnete Rolle, bedauert Frielingsdorf. Diese Entwicklung gefährdet gar die Zukunft des Berusstands. Neuerdings übernehmen sogenannte Projektsteuerer die Verantwortung für große Bauvorhaben von der Planung zur Erstellung und Nachbearbeitung des Gebäudes. "Das sind Bereiche, die ursächlich beim Architekten liegen müßten", warnt Hartmut Miksch, Vorstandsmitglied der Architektenkammer NRW. Die Architekten hätten die Entwicklung verschlafen, Fachfremde die Gelegenheit genutzt. Architekturstudenten müssen sich die geforderten Spezialkenntnisse in Eigeninitiative erwerben. Zusatz- oder Weiterbildungsmaßnahmen gibt es kaum oder sind schwer zugänglich, so Christina Vöge, die vor zwei Jahren ihr Architekturdiplom machte: "Da ich noch nicht genug Berufserfahrung habe, um in der Kammer zu sein, kann ich keine Fortbildung machen. Außerhalb der Kammer kenne ich keine Möglichkeiten."

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