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ARD-Dokumentation zu Doping
Russische Resultate in Sotschi zweifelhaft

Die ARD-Doku über ein staatlich unterstütztes Dopingsystem in Russland hat ein weltweites Echo gefunden. Unter dem Titel: Geheimsache Doping - Wie Russland seine Sieger macht“ lieferte die ARD Belege für staatlich unterstütztes Doping, Korruption und Vertuschung im russischen Sport.

Von Andrea Schültke |
    Eine Doping-Kontrollstation am Biathlon-Center in Krasnaja Poljana während der Olympischen Spiele von Sotschi.
    Freikaufen von Doping-Tests scheint in Russland möglich. Zu diesen Erkenntnissen kommt die ARD-Doku von Hajo Seppelt. (picture alliance / dpa - Hendrik Schmidt)
    Alfons Hörmann, Präsident den Deutschen Olympischen Sportbundes DOSB, stellte nach den Enthüllungen sogar die Ergebnisse der Olympischen Winterspiele in Sotschi in Frage. In ihrer Heimat hatten russische Athleten die meisten Medaillen gewonnen. "Wer die Spiele in Sotschi im Rückblick noch mal betrachtet und unter diesem Aspekt beleuchtet, der kann und muss zu sehr nachdenklichen Einstellungen kommen", sagte Hörmann. Die russische Anti-Doping-Agentur Rusada dagegen tat die Recherche der ARD als „schamlose Spekulation" ab. Es gebe keine Argumente, die die Anschuldigungen belegen würden. Dabei hatte der Fernsehfilm mit Zeugen, Tonaufnahmen und belastenden Dokumenten ein staatlich unterstütztes Dopingsystem im russischen Sport aufgedeckt.
    Die WADA zeigt sich schockiert
    „Fürchterlich und schockierend" nannte David Howman, Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA die Rechercheergebnisse. Die WADA werde dafür sorgen, dass die Vorgänge aufgeklärt würden, hieß es auf der Internetseite der Agentur. Der internationale Leichtathletik-Verband IAAF verwies auf seine neue Ethik-Kommission. Sie habe die Vollmacht und die Möglichkeit, Sanktionen auszusprechen. Solche Sanktionen könnten womöglich den IAAF-Schatzmeister Walentin Balachnitschew treffen. Er ist auch Chef des russischen Leichtathletik-Verbandes und soll an der Vertuschung von Dopingverstößen russischer Athleten beteiligt gewesen sein. Ein Beispiel: Marathonläuferin Liliya Shobukhova kaufte sich gegen Zahlungen von 450.000 Euro an russische Funktionäre von auffälligen Blutwerten frei – für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in London. So hatte sie es in dem Film berichtet.
    Der deutsche Sportwissenschaftler Helmut Digel ist Vorstands-Mitglied der IAAF. Für ihn wäre es ein unglaublicher Skandal, sollten sich die Vorwürfe der ARD-Doku bestätigen. „Das gesamte Anti-Doping-System würde ad absurdum geführt", so Digel in der Süddeutschen Zeitung.
    Warten auf den Leichtathletikverband
    Das Internationale Olympische Komitee bewertet die Ergebnisse der ARD-Recherche als "ernsthafte Anschuldigungen". Laut IOC-Sprecher Mark Adams werde man auf die Untersuchungsergebnisse des Internationalen Leichathletikverbandes warten. "Sollte es etwas geben, was das Olympische Komitee und unseren Ethik-Kodex beeinflusst, werden wir nicht zögern, alle nötigen Maßnahmen durchzuführen", sagte Adams.