Man sei "schon verwundert und befremdet darüber, mit welcher Vehemenz und in welcher Sprache die Diskussion inzwischen geführt wird", sagte WDR-Intendant Tom Buhrow im Gespräch mit dem Deutschlandfunk.
Für @mediasres bei dem ARD-Treffen in Köln dabei war Christoph Sterz, hören Sie ihn hier im Kollegengespräch mit Isabelle Klein nach.
Buhrow nahm mit seiner Aussage Stellung zur Rede von Mathias Döpfner beim Kongresses des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger in Stuttgart am Wochenende. Der BDZV-Präsident und Vorstandsvorsitzende des Axel-Springer-Verlages hatte bei dem Branchentreffen geklagt, es gebe im Internet "eine mit öffentlich-rechtlichen Geldern finanzierte Flut textbasierter Gratis-Angebote, eine gebührenfinanzierte Staats-Presse, die den Wettbewerb verzerrt und uns Presseverlagen kaum Entfaltungsmöglichkeiten lässt". Und er fügte hinzu: "Nur Staatsfernsehen und Staatspresse im Netz – das wäre eher etwas nach dem Geschmack von Nordkorea."
"Ich finde, wir sollten schauen, was wir gemeinsam in Deutschland in der Medienlandschaft auf die Beine stellen können", erwiderte Buhrow. Nicht der öffentlich-rechtliche Rundfunk behindere Entwicklungen im Netz bei anderen.
Ausweitung des "Verbots der Presseähnlichkeit"?
Die ARD solle eine Lösung anbieten für das Problem ihrer presseähnlichen Angebote im Internet, hatte Verleger-Präsident Döpfner gefordert. Neu in dieser Debatte sei, sagte die amtierende ARD-Vorsitzende und MDR-Intendantin Karola Wille in @mediasres, die Forderung nach einer Ausweitung des "Verbots der Presseähnlichkeit", das im Rundfunkstaatsvertrag vorgeschrieben ist. Danach könnten ARD, ZDF und Deutschlandradio keine Manuskripte und Bilder zu Sendungsinhalten mehr ins Netz stellen.
Noch bis Ende des Jahres führen Wille und der MDR die ARD-Geschäfte. Ab 2018 wird dann der Bayerische Rundfunk (BR) übernehmen. Neuer Vorsitzender des Senderverbunds wird damit Ulrich Wilhelm, seit 2011 Intendant des BR und zuvor von 2005 bis 2010 Sprecher der Bundesregierung.
Transparenz, aber nicht in allen Bereichen?
Ein weiteres Thema des ARD-Treffens: die Frage der Transparenz. In der vergangenen Woche hatten unter anderem die Intendanten ihre Gehälter offengelegt. So verdient Tom Buhrow vom WDR 399.000 Euro, was er nun so verteidigte: Er stehe zu den Gehältern, man könne immer sagen "weniger, weniger, weniger". Dann lande man am Ende bei Milliardären, die es sich leisten können, den Job ehrenamtlich zu machen. Ob das so gut wäre für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wolle er bezweifeln.
Angaben zu "finanziellen, journalistischen und sozialen Transparenz" sollen ausgebaut werden, hieß es beim Kölner ARD-Treffen. Allerdings warnte Programmdirektor Volker Herres, der für drei weitere Jahre im Amt bestätigt wurde, vor zu großer Transparenz.
So drohe dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit Blick auf die Gehälter für Schauspieler bei einer Offenlegung "eine Situation, wo es immer teurer wird". Er wolle den Schauspieler sehen, so Herres im Gespräch mit @mediasres, "der sagt: 'Ich bin nicht so toll wie der andere, ich mache den Tatort-Kommissar für die Hälfte'".
Der frühere Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof hatte für die ARD ein entsprechendes Gutachten erstellt. Darin wurde untersucht, inwieweit der Senderverbund etwa die Kosten für einzelne Sendungen oder Honorare für Sportexperten veröffentlichen darf oder muss.
"Faktenfinder" fortsetzen
Die ARD gab außerdem bekannt, ihren "Faktenfinder" um zunächst zwei Jahre verlängern zu werden. In dem im April gestarteten Projekt geht es darum, gezielt im Internet verbreitete Falschinformationen zu überprüfen. Die Ergebnisse werden dann auf der Seite faktenfinder.tagesschau.de und über die sozialen Netzwerke verbreitet.