Im Ersten soll sich das Programm in den kommenden Monaten offenbar ändern – und betroffen ist davon insbesondere die investigative Berichterstattung. Die Reform, die derzeit diskutiert wird, "sieht vor, dass mehr Dokus statt Magazine gesendet werden", erklärt Daniel Bouhs. "Damit würden semiaktuelle Recherchen, vor allem auch regierungskritische und konzernkritische Recherchen heruntergefahren." Davon brauche man jedoch mehr denn je.
Bouhs arbeitet als Medienjournalist unter anderem für den Deutschlandfunk und er war auch als Co-Autor für das Politikmagazin "Panorama" tätig. Unter der Überschrift "Das Dilemma der Fernsehmagazine – und ein möglicher Ausweg" hatte Bouhs im Online-Medienportal "ÜberMedien" mögliche Reformen für die ARD-Politikmagazine aufgezeigt.
BBC-"Newsnight" als Vorbild für die ARD
Als Vorbild nannte er die tägliche BBC-Sendung "Newsnight", hier werde täglich ein 40-minütiges, hintergründiges Magazin gesendet, das sich am Tagesgeschehen orientiere, jedoch von der tagesaktuellen Nachrichtenberichterstattung absetze. "Newsnight" läuft jeden Abend um 22.30 Uhr im Programm von BBC Two.
"'Newsnight' ist sehr flexibel", so Bouhs im Deutschlandfunk, "hat in der Regel drei Themen mit unterschiedlichen Längen und unterschiedlichen Formen. Da geht es um Recherchen, so wie es die Politikmagazine machen, da geht es aber auch um Interviews und Talks mit mehreren Leuten, aber auch mit einem Eins-zu-eins-Interview, wenn es denn angebracht ist. Und so etwas – finde ich – fehlt im ersten Programm ohnehin, ein hartes Interviewformat."
Skepsis bei der Umsetzung
Die Zuständigkeit für ein tägliches Magazin könnte regelmäßig zwischen den einzelnen Rundfunkanstalten der ARD wechseln, ähnlich wie dies bereits bei den ARD-Extra-Ausgaben im Zuge der Corona-Pandemie geschehen ist, so Bouhs. Der Aufbau einer zentralen Redaktion sei hingegen mit einer neuen Machtkonzentration verbunden.
Bei der Umsetzung der jetzigen Reformvorhaben ist Daniel Bouhs allerdings skeptisch: "Ich glaube, das Problem der ARD bei solchen Reformen für das Gemeinschaftsprogramm ist, dass man da immer ein bisschen auf Harmonie aus ist, was die eigenen Redaktionen angeht. Man will etwas verändern - aber nicht wirklich etwas richtig. Aber das Dilemma: was macht man denn mit den TV-Magazinen und vor allen Dingen auch mit den Recherchen, die dort stattfinden, im multimedialen Zeitalter - das wird ja bleiben."