Nicht nur Spitzensportler, sondern auch Freizeitsportler waren Teil des DDR-Staatsdopingsystems. Am Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport in Leipzig, kurz FKS, wurden Versuche an Läufern und anderen Freizeitsportlern unternommen, um für die Profis zu forschen. Das hat die ARD-Dopingredaktion 30 Jahre nach der Wiedervereinigung aufgedeckt.
Über die Risiken und Nebenwirkungen seien die Amateure nicht informiert worden "und vor allem sollten sie darüber schweigen", sagt Hajo Seppelt, Leiter der ARD-Dopingredaktion. Es habe schmerzhafte Biopsien, also Gewebeentnahmen, und pharmakologische Tests mit beispielsweise anabolen Steroiden gegeben. Auch Kinder sollen betroffen gewesen sein.
Für Anne Drescher, Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, sind die Recherchen Neuland – obwohl die Vorgänge genauestens dokumentiert worden sind. "Wir waren so auf den Hochleistungssport fokussiert, dass wir solche – wenn man so möchte – Randnotizen in den Akten gar nicht wahrgenommen haben", kritisiert Journalist Seppelt auch die Arbeit seiner eigenen Branche. Es habe schon vor 20 Jahren Hinweise gegeben.
Freizeitsportler haben bislang keinen Anspruch auf Rehabilitierung. "Insofern stellt sich jetzt die Frage, ob der deutsche Sport und auch die Politik dieses Thema doch noch mal auf die Tagesordnung nehmen und sich fragen, ob da ein Kapitel bisher überhaupt nicht aufgearbeitet worden ist", so Seppelt. Der Druck werde jetzt sicher größer werden – nach Ausstrahlung der Dokumentation seien weitere Freizeitsportler auf Seppelt und seine Redaktion zugekommen.