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Ariane 6, Vega C und Microlauncher
Kuhhandel mit großen und kleinen Raketen

Im November verkündeten die drei großen ESA-Mitgliedsländer Frankreich, Italien und Deutschland, dass sie sich gegenseitig beim Bau der ihnen besonders wichtigen Raketen unterstützen. Ein klassischer politischer Kuhhandel.

Von Dirk Lorenzen |
Raketendeal perfekt: „Bundesraumfahrtminister“ Habeck und seine Kollegen aus Frankreich und Italien (von links nach rechts) Ende November in Paris
Raketendeal perfekt: „Bundesraumfahrtminister“ Habeck und seine Kollegen aus Frankreich und Italien (von links nach rechts) Ende November in Paris (BMWK)
Frankreich hat den größten Anteil am Bau der neuen Großrakete Ariane 6, deren Erstflug nach jahrelangen Verzögerungen nun endlich im kommenden Herbst erfolgen soll.
Italien sieht sich als Beschützer der kleineren Vega-C-Rakete, die ebenfalls von Kourou in Französisch-Guyana ins All startet.
Deutschland schließlich setzt neben der Oberstufe für die Ariane 6 auf Kleinstraketen, oft Microlauncher genannt. Sie werden von Start-Up-Firmen gebaut und sollen Satelliten von bis zu einer Tonne Gewicht ins All bringen.
Deutschland fördert schon länger den Aufbau kleiner Raketenunternehmen. Durch die Einigung mit den anderen Ländern ist nun sichergestellt, dass sich diese Firmen um den Start von ESA-Satelliten bewerben können.
Vielleicht hilft das beim Bau der neuen Raketen, von denen noch keine geflogen ist. Wo die Starts erfolgen sollen, ist noch nicht entschieden. Kourou kommt in Frage, ebenso die Insel Andøya vor der Küste Norwegens.
Die Einigung der drei größten Staaten im Raketenbau in Europa hat die verfahrene Lage rund um die Ariane 6 und die übrigen Raketen aufgelöst – und andere Staaten animiert, mit geringeren Beiträgen weiter an diesen Programmen mitzuarbeiten.
Es war ein klassischer Kuhhandel: Hilfst Du mir bei meiner Lieblingsrakete, helfe ich Dir bei Deiner. Immerhin sichert dieses Vorgehen Europas eigenen Zugang zum Weltraum.