Armenien Zwischen tektonischen Verwerfungen und politischen Grenzen
Der Konflikt um Berg-Karabach, der Völkermord durch Soldaten des Osmanischen Reiches - das sind Assoziationen, die viele Menschen in der Regel mit Armenien verbinden. Der ehemalige Sowjetstaat im Kaukasus befindet sich auch heute in schwieriger Nachbarschaft. Der Gebietsstreit mit Aserbaidschan dauert an, die Grenzen zur Türkei sind geschlossen.
Zudem leidet das Land noch immer an den Folgen des schweren Erdbebens von 1988. Auch heute - 30 Jahre später - leben in Gyumri, unweit des Epizentrums, tausende Menschen in Container-Dörfern. Dort und andernorts sind viele Menschen nach wie vor auf finanzielle Unterstützung von Verwandten im Ausland angewiesen.
In der Ararat-Ebene dagegen floriert die Wirtschaft, hier wachsen die Städte, und hier sitzt auch die Regierung. Der neue Regierungschef Nikol Paschinjan hat der Korruption im Land den Kampf angesagt, steht allerdings damit unter Beobachtung des langjährigen Verbündeten Russland - aus Moskau kam die Warnung, Eriwan solle juristisch nicht gegen ehemalige Funktionäre vorgehen.
Eine Reportage in fünf Teilen.
Ausharren im Containerdorf Vor 30 Jahren wurde Armenien von einem schweren Erdbeben erschüttert. Bis heute hat sich das Land nicht davon erholt. Im Ort Gyumri leben noch immer tausende Menschen in Containern. Sie hoffen wie viele im Land auf Reformen unter der neuen Regierung.
Apps für die Welt In Armenien gibt es kaum Arbeit. Doch eine Branche wächst wie keine andere: Mehr als zehntausend freie Arbeitsplätze gibt es im IT-Bereich. Schon die Jüngsten werden deshalb auf diesem Gebiet gefördert. Und nach und nach siedeln sich Start-ups sowie IT-Spezialisten an.
Schuften in der Fremde Neun Millionen Armenier arbeiten im Ausland - offiziell. Mindestens eine weitere Million arbeitet schwarz in Russland oder der Ukraine, um zu Hause die Familie zu ernähren. Viele Väter warten darauf, dass sie irgendwann auch in Armenien ihren Lebensunterhalt verdienen können.
In engen Grenzen Mehr als 300 Kilometer gemeinsamer Grenze liegen zwischen Armenien und der Türkei. Die Übergänge sind seit Langem geschlossen. Ein Austausch zwischen beiden Ländern findet kaum statt. Ähnlich verhält es sich auch mit Aserbaidschan.
Wenn Tabus fallen Down-Syndrom, kognitive Einschränkungen oder körperliche Behinderungen machten die betroffenen Menschen und ihre Familien lange zu gesellschaftlichen Außenseitern in Armenien. Ausgerechnet in der ärmsten Stadt des Landes beginnt sich dies nun zu ändern.