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Armin Laschet
Oft unterschätzt, nun an der Spitze

Gut sechs Wochen ist es her, dass CDU und FDP bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen überraschend eine knappe Mehrheit bekamen. Inzwischen steht der Koalitionsvertrag und der CDU-Landesvorsitzende Armin Laschet soll Ministerpräsident werden. Nicht nur seine Gegner haben ihn offenbar unterschätzt.

Von Moritz Küpper |
    Der Vorsitzende der nordrhein-westfälischen CDU, Armin Laschet, spricht am 24.06.2017 in Neuss (Nordrhein-Westfalen) auf dem 40. Landesparteitag der nordrhein-westfälischen CDU.
    Der designierte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. (Guido Kirchner/dpa)
    Die letzte Formalie wurde festlich begangen. Im Freien, auf den Rheinwiesen, gegenüber des Düsseldorfer Landtages, unterschrieben FDP und CDU den schwarz-gelben Koalitionsvertrag, dann gab es ein Barbecue, dabei, so der designierte Ministerpräsident Armin Laschet, "das ist ja der wichtigste Tag eigentlich, die Wahl morgen. Wenn ich so die Kollegen erlebe, auch die, die jetzt hier sind. Jeder will, dass es jetzt losgeht, deshalb bin ich auch sicher, dass wir die hundert Stimmen beisammen haben."
    Nervös wirkt der 56-Jährige nicht, angesichts der Einstimmen-Mehrheit, die ihn am Nachmittag zum 11. Ministerpräsidenten der Landesgeschichte wählen soll. Dabei: "Wenn man dann selbst daran denkt, denkt man manchmal, das kann eigentlich nicht wahr sein."
    Ursprünglich sprach wenig für einen Ministerpräsidenten Armin Laschet.
    Ende Januar, Wahlkampftermin bei der CDU in Lüdinghausen, Münsterland, Laschet ist gesundheitlich schwer angeschlagen, nach dem Vortrag gibt es noch Zeit für drei Fragen.
    "Es ist ja ein neuer Heilsbringer sozusagen wie Phoenix aus der Asche aufgestiegen. Martin Schulz. Haben sie überhaupt noch eine Chance?"
    Im Wahlkampf die Themen nicht gewechselt
    Das Gelächter klingt auch ein wenig schadenfroh. Denn durch den sogenannten Schulz-Effekt schoss die NRW-SPD in den Umfragen damals nach vorne, ein Wahlsieg für Laschet schien in weiter Ferne.
    "Auch in Zeiten des Wahlkampfes, wo man uns einen Wahlsieg nicht zugetraut hat, hat er die Themen nicht gewechselt, ist unbeirrt seinen Weg gegangen", sagt Karl-Josef Laumann. Der Münsterländer war einst Laschets Konkurrent, besiegte ihn 2010 bei der Wahl zum NRW-Fraktionschef. Damals ging Laschet auch bei der Abstimmung um den Vorsitz der Landespartei leer aus, was wohl zu seinen bittersten Niederlagen zählt. Doch: Er lernte zu kämpfen. Seine Zähigkeit ist Teil des Erfolgsrezeptes, genauso wie der Hang seiner Gegner, ihn zu unterschätzen. Ab 2012 – nach dem historisch schlechtesten CDU-Ergebnis in NRW – wurde Laschet dann beides wurde: Fraktions- und Parteichef in NRW.
    "Er ist ein Mensch, der politisch sehr stark europäisch denkt, er ist ein Mann, der auch in geschichtlichen Zusammenhängen denkt, er ist jemand, der sehr fleißig ist und er ist ein Mann, der sehr viel Humor", sagt Ex-Konkurrent Laumann heute über Laschet, der auch in der Flüchtlingsfrage zu den treusten Unterstützern der Kanzlerin zählte. Auch den als schwierig geltenden CDU-Landesverband habe er einen können:
    "Das ist alles gut gelaufen."
    Viele politische Erfahrung
    Nun wird der bekennende Katholik und Aachener zwar ein Neuling im Amt des Ministerpräsidenten sein, allerdings kein Novize: Ratsherr, Landtags-, Bundestags-und Europaabgeordneter war Laschet bereits, dazu NRW-Minister für Integration:
    "Ich weiß, wie man im Deutschen Bundestag arbeitet, ich kenne die europäische Gesetzgebung und ich weiß, wie ein Land dazwischen arbeitet. Also, das gibt mir ein bisschen eine Startchance."
    Dabei stand gar nicht fest, dass der Vater dreier Kinder, der gerne mal einen Zigarillo raucht, selbst Politiker werden würde. Ursprünglich arbeitete Laschet, nach Jura-Studium in München und Bonn, Ende der 80er-Jahre nämlich als Journalist:
    "Ich erinnere mich noch wahnsinnig gut an diese Zeit, denn das war die Zeit des Pioniertums des privaten Hörfunks in Deutschland", erinnert sich Oliver Luxenburger, mittlerweile Chefreporter des Radiosenders "95.5 Charivari" an diese Anfangszeit:
    "Deshalb waren wir besonders stolz, dass wir so was wie Armin Laschet hatten. Einen eigenen politischen Korrespondenten, der hervorragende Arbeit gemacht hat für uns in Bonn und blitzschnell auf aktuelle politische Themen auch reagieren konnte. Diese sehr, sehr gut umgesetzt hat, dass es also allgemein verständlich war."
    Mehr als fünf Jahre regieren
    Doch schleichend merkte Laschet, dass er nicht nur begleiten, sondern selbst aktiv werden wollte:
    "Ich war immer ein bisschen politisch, kommunalpolitisch engagiert. Das ist noch vereinbar, aber wenn man es beruflich macht, muss man Journalismus und Politik trennen."
    Jetzt also die Düsseldorfer Staatskanzlei. Einen Filou, nannte ihn die "Süddeutsche Zeitung" vor einiger Zeit mal, als der Lehrbeauftragte Laschet Klausuren verschlampt, aber dennoch benotet hatte. Mittlerweile ist er gewissenhafter geworden – und will nun in die Fußstapfen des letzten CDU-Ministerpräsidenten in NRW, Jürgen Rüttgers, treten, eine Neuauflage des damals nach einer Legislaturperiode abgewählten schwarz-gelben Bündnisses soll es aber nicht werden. Denn der Wahlsieger Laschet denkt schon weiter:
    "Deshalb sollten wir jetzt ohne jeden Hochmut, die nächsten fünf Jahre arbeiten, damit es eine längere Zeit wird der Veränderung unseres Landes, als nur diese eine Wahlperiode."
    Nun, muss aber erst einmal für diese Erste gewählt werden.