Angesichts der sogenannten Pegida-Proteste zeige sich derzeit, dass es insbesondere auf der konservativen Seite nicht gelinge, "auch diejenigen einzufangen, die ein eher regional orientiertes Leben führen", so Nassehi. "Man könnte sagen, die klassischen konservativen, kleinbürgerlichen Szenen der Gesellschaft werden zurzeit nicht repräsentiert." Dies sei einmal die Funktion der CDU und CSU gewesen. Doch inzwischen wolle die Union selbst ein liberales, großstädtisches Milieu abbilden, sagte der in München lehrende Soziologe. "Zur Not muss man auch mal Franz Josef Strauß Recht geben", so Nassehi mit Blick auf das Diktum des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten, wonach rechts von der Union kein Platz sein dürfe.
"Als Marke funktioniert das sehr gut"
Geschickt gelinge es den Organisatoren von Pegida, diffuse Gefühle abzurufen, die hier vermeintlich endlich auf den Begriff gebracht werden könnten. "Als Marke funktioniert das sehr gut".
Interessanterweise lasse sich die Zustimmung zu diesen Positionen nicht durch Argumente verunsichern, glaubt Nassehi. Universalistische Argumente fungierten sogar eher als Verstärkung eines "Ihr nehmt uns nicht ernst"-Gefühls. Damit gelinge es den Organisatoren, "kleinbürgerliche Milieus dazu zu bringen, etwas gutes Wollen, aber womöglich etwas Negatives zu tun."