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Armuts- und Reichtumsbericht
"Mischung aus zutreffenden Analysen und politischer Schönrednerei"

Beim jüngsten Armutsbericht der Bundesregierung auch von einem Reichtumsbericht zu reden, sei verlogen, sagte der Sozialethiker und Wirtschaftswissenschaftler Friedhelm Hengsbach im DLF. Seit der Abschaffung der Vermögenssteuer gebe es gar keine Daten mehr über Reichtum oberhalb von gewissen Vermögenslagen.

Friedhelm Hengsbach im Gespräch mit Michael Köhler |
    Sozialethiker Friedhelm Hengsbach
    Der Jesuit Friedhelm Hengsbach ist einer der renommiertesten Sozialethiker Deutschlands. (picture alliance / dpa / Horst Galuschka)
    Von der Statistik werde das systematisch verschleiert, ergänzte Hengsbach. Der Reichtumsbericht gebe zwar zu, dass es Einblicke in das, was oberhalb von entsprechenden Vermögenslagen existiert, nicht mehr gebe. "Schonend kann man sagen, dass dieser Bericht, der überwiegend über Armut redet, sich auch noch mal hineinwagt in dieses Schattenreich des unvorstellbaren Reichtums." Von einem Reichtumsbericht zu reden, sei dennoch verlogen.
    "Strukturelle Fragen außer Acht gelassen"
    Hengsbach wirft dem Bericht außerdem vor, so stark von der individuellen Vorsorge für das Alter, von der Riester-Rente und von den tariflichen Möglichkeiten der privaten Vorsorge zu reden, dass er im Grunde das Recht eines jeden Mitglieds der Gesellschaft auf ein sozio-kulturelles Existenzminimum beiseite tue. Die strukturellen Fragen der Gerechtigkeit würden außer Acht gelassen und Gerechtigkeit auf persönliches Interesse, auf persönliche Begabung und auf persönliches Vorankommen gerichtet.
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