Von dem User Hugo in der Aller - die Aller ist übrigens ein Nebenfluss der Weser, aber Hugo kann offenbar schwimmen - wissen wir nur das eine: Dass er nämlich gestern genau um 19.58 Uhr und 34 Sekunden im Nachrichtenportal t-online.de unter dem Artikel "Das ist der Bad Boy der britischen Politik" einen Kommentar veröffentlicht hat. Und zwar den letzten des Tages. Denn wenn die Moderatoren dort Feierabend haben, schalten sie die Kommentar-Funktion ab.
Deshalb blieb während unserer Recherchen zu Boris Johnson Hugos Kommentar die ganze Zeit ganz oben stehen. Er lautete: "Geil Boris. Weiter so." Und jetzt mal unter uns: Wir sehen das genauso wie Hugo.
Johnson hat die Medien fest am Wickel
Natürlich nicht offiziell, Gott bewahre! Offiziell lehnen wir Populismus à la Boris Johnson natürlich ab und bevorzugen im Politischen "den zwanglosen Zwang des besseren Arguments" à la Jürgen Habermas.
Insgeheim aber hat uns BoJo, diese Rampensau, fest am Wickel. Ja, wir verbeugen uns vor seinem komödiantischen Lebenswerk. Welcher Prominente legte sich denn ins Zeug, als Jan Böhmermann wegen des Schmähgedichts auf Erdogan vor den Kadi kam? Nein, nicht unsere Angie, vergessen Sie's!
Es war BoJo, der für den solidarischen Läster-Wettbewerb der britischen Zeitung "The Spectator" einen kongenialen Anti-Erdogan-Limerick einreichte: "Da war ein junger Typ aus Ankara, der war ein toller Wichs..." und so weiter. BoJo gewann den ersten Preis.
Trumps Bruder im Geist?
Okay, Hillary Clinton damals, 2007, als Kolumnist des "Daily Telegraph" einen "stahlblauen Blick, wie eine sadistische Krankenschwester in einer psychiatrischen Klinik" zu bescheinigen - das war nicht gentleman-like.
Doch viele merkten sofort, dass sie ihren eigenen Eindruck nicht besser hätten ausdrücken können. Deshalb kursiert die Bemerkung bis heute - und ist ja auch - psssst - nicht völlig falsch. Sage nur keiner, BoJo und Donald Trump seien halt Brüder im Geiste. Von wegen!
Trump ist ein Witz, über den man nicht lachen kann, aber er hat keinen Witz. BoJo dagegen sehr wohl. Trump will zum Beispiel auch als Erotiker die Nummer Eins sein und rühmt sich seiner Unflätigkeit. BoJo dagegen bekennt demütig: "Ich habe mit viel weniger als tausend Frauen geschlafen."
Übereifriges Riesenbaby
Und gucken Sie sich mal die YouTube-Videos an, die es von BoJos Auftritten so gibt! Wie er mit Schwabbel-Wampe grinsend durch die Straßen joggt - eine Ermunterung für alle, die auch keine David Beckhams sind.
Wie er bei einem Demonstrations-Rugbyspiel einen schmächtigen Knaben in Grund und Boden rammt - selbst einem sympathisch übereifrigen Riesenbaby gleich.
Wie er sich 2012 bei den Olympischen Spielen in London zum Hampelmann macht, als er im Sitzgurt an einem Seilbahnseil herabfährt, aber auf freier Strecke hängenbleibt. Eine Prüfung in Peinlichkeit - die er souverän besteht.
Denn BoJo, in dessen Adern das Blut Monthy Pythons fließt, ist nichts peinlich, was man genauso gut auch lustig finden könnte. "What a buffoon!" - was für ein Hanswurst! - schreiben bis heute die Kommentatoren der Seilbahn-Szene bei YouTube.
"Die spinnen, die Briten"
Und soweit sie dabei an die derb-komische Gestalt aus der deutschen Stehgreifkomödie des 16. Jahrhunderts denken, haben sie Recht: Genau so ein Typ ist dieser Boris Johnson. Nur halt ausgebildet im hyperelitären Knabeninternat Eton, mit Kenntnissen in allerlei Sprachen, mit richtig viel Kohle und sonnigem Gemüt. Always look on the bright side of life...
Bevor Sie nun bei der Polizei anrufen und den Deutschlandfunk wegen Verherrlichung des bösen Demagogen Boris Johnson anzeigen, möchten wir noch zwei Dinge sagen: Wir behaupten erstens gar nicht, dass unser verliebtes BoJo-Bild die volle Wahrheit über ihn enthüllt.
Und zweitens: Wenn Boris Johnson erst Premierminister ist, kommt das Inselvolk endlich ganz zu sich selbst. Schon Obelix hatte ja seinerzeit festgestellt: "Die spinnen, die Briten."