Haben Sie Lust auf ein bisschen Nervenkitzel? Na, prima! Dann betreten wir jetzt mal ein Minenfeld. Umständehalber kein echtes, klar, aber immerhin ein gesellschaftspolitisches: Unterhalten wir uns über Sexismus!
Und zwar mit Blick auf Ursula von der Leyen. Sie firmiert bei ihren Verächtern im gleichnamigen Hashtag als "Flinten-Uschi" und war einst als "Zensursula" berüchtigt, ist aber derzeit, jeder weiß es, die heißeste Kandidatin auf den Job der EU-Kommissionspräsidentin.
Wobei "heiß" – unser Thema macht folgenden Hinweis nötig, ihr blöden Sexisten – hier allein im Sinne von "wahrscheinlich" zu verstehen ist. Dass die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" von der Leyens Gesicht jüngst auf den Körper der Comicfigur Superwoman montiert hat – geschenkt!
Superwomanmäßige Lebensleistung?
Okay, als Verteidigungsministerin war von der Leyen nicht nur super. Berateraffäre, Gorch-Fock-Desaster, das Bundeswehr-Gerät so kaputt, als hätten wir gestern einen Krieg verloren – all das gereicht ihr nicht zum Ruhm.
Aber welcher reflektierte Mann würde – verglichen mit seiner eigenen – die Lebensleistung von der Leyens insgesamt nicht trotzdem superwomanmäßig finden?
In der Addition eigener Kinder, sieben, Ministerposten, drei, perfekt beherrschter Fremdsprachen, zwei, erbaulicher Schallplattenaufnahmen, eine (sie heißt: "Die Albrecht Familie. Wohlauf in Gottes schöne Welt"), dürfte von der Leyen europaweit nicht ihresgleichen haben.
Fragwürdige Bildmontagen
Die Frage ist nur, warum die "FAS" das Gesicht von Superwoman Ursula gleich noch einmal montiert hat – und zwar auf den, pardon, liebe Feministinnen, leckeren Körper eines Playboy-Bunnys.
Pralle Sexyness ist ja eine Kategorie, die auf die 49-Kilo-Person von der Leyen trotz straffer Reiterinnen-Figur so wenig anzuwenden ist wie, sagen wir, auf Manfred Weber.
Sexyness ist einfach nicht deren Ding. Und Ursula als Playboy-Bunny insofern ein redaktioneller Offenbarungseid der "FAS": gedankenloser Macho-Unfug, sonst nichts. Jedoch in puncto Sexismus kaum preiswürdig.
Seltsame Vergleiche
Da liegt die "Welt" zum Beispiel weiter vorn. Die Tageszeitung behauptete mal, "das Image der Perfektfrau" von der Leyen vereine Versatzstücke von – jetzt kommt's – "Pam Anderson über Magda Goebbels bis Antje Schäffer-Kühnemann."
Ganz richtig! Die Analogie zu Schäffer-Kühnemann - wer die Ex-Schirmherrin des "Tag des Kaffees" näher kennt, hebe die Hand - hat von der Leyen nicht weiter aufgeregt.
Aber Ähnlichkeiten mit Magda Goebbels? Mit der mutmaßlich sechsfachen Mörderin der eigenen Kinder? Das hat von der Leyen, die früher zärtlich "Röschen" gerufen wurde, tief verletzt. Und zwar auch ganz sichtbar fürs Publikum, nämlich vor laufender Kamera, praktisch ihrem zweiten Zuhause.
"Rampeneber" und alte Säcke
Denn von der Leyen, die weder raucht noch trinkt und wohl fast genauso wenig isst, ist süchtig nach schnieker Medien-Inszenierung. Jedenfalls, wenn man Elisabeth Niejahr und Peter Dausend folgt, den Autor*innen des Buches "Operation Röschen. Das System Von der Leyen".
"Im politischen Theater gibt sie gern die Rampensau", heißt es dort. Tja, aber ist nicht "Rampensau" auch ein böser Sexismus? Schon allein, weil kein Politiker je zum "Rampeneber" gegendert wurde? Nicht einmal das irre virile Sexsymbol aus Griechenland, Yanis Varoufakis, das die Titulierung als "Rampeneber" geradezu erzwingt.
Und was ist mit dem Diktum von EU-Parlaments-Mitglied Martin Sonneborn: "Alte Säcke nach Europa schicken hat Tradition in Deutschland"? Ist das nicht übelst sexistisch gegenüber alten, weißen Männern? Wie gesagt: Die ganze Sache ist minenfeldmäßig brisant!
Aber immerhin: Einen weiteren superklaren Fall von sträflichem Sexismus haben wir gefunden. Im Netz notierte der User Walter Spannagel: "Ich wüsste den perfekten neuen Job für Frau #vonderLeyen: Galionsfigur auf der #GorchFock. Immer vorneweg, immer gut sichtbar, und sie kann nichts falsch machen."