Bei der Sendung des Süddeutschen Rundfunks, die Alice Schmidt erwähnt, handelt es sich um Gadir oder Erkenne dich selbst, die zweite antik maskierte Erzählung im Leviathan. Die fälligen Honorare des Rowohlt Verlags wurden gegen die gezahlten Vorschüsse verrechnet, so dass sich für die Schmidts ein Minus von mehr als hundert Mark ergab. Alice Schmidts Bilanz des Vorjahres ist negativ, weil der Verlag die Übersetzungen aus dem Englischen, Schmidts Brotarbeit in jenen Jahren, niedrig honoriert, aber in hohen Auflagen lukrativ vermarktet.
Im Jahre 1954 leben Alice und Arno Schmidt von 60 bis 100 Mark monatlich in Kastel bei Saarburg. Arno Schmidts "Studierstube" ist im Winter nicht heizbar. Darum trifft, als das Tagebuch einsetzt, noch immer das Spitzweg-Bild vom "Armen Poeten" auf ihn zu, der schimpfend zwischen rußendem Ofen, Suppentöpfen, Katzenkörben und Ehebetten die Erzählung Kosmas oder Vom Berge des Nordens schreibt. Alice Schmidt, die zu diesem Zeitpunkt 38 Jahre alt ist und seit siebzehn Jahren mit Arno Schmidt verheiratet, erledigt seine Verlags- und Leserkorrespondenz, schreibt seine Manuskripte ins reine und vergleicht seine Übersetzungen mit dem Original. Gleichzeitig führt sie Tagebuch und gibt Rechenschaft über das schriftstellerische Tagwerk ihres Mannes, ihre Hausarbeit, die Französisch- und Englischlektionen, das Leben mit den Katzen, das abendliche Schachspiel und die Vorlesestunden.
Unverkennbar führt Alice Schmidt ihr Tagebuch in dem Bewusstsein, als der Schmidt`sche Eckermann Zeugnis abzulegen von der Entstehung eines Werks, dessen nie bezweifelter künstlerischer Rang noch den Trivialitäten und dem Menschlich-Allzumenschlichen des gemeinsamen Alltags Bedeutung verleiht. Versuche, das Allerprivateste mit Hilfe von Abkürzungen gegen fremde Auge abzuschirmen, sprechen dafür, auch die Lücke, die zwischen 1957 und 1962 klafft, als Arno Schmidt selbst Tagebuch führte, und vor allem die Abschriften von Zeitungskritiken und eintreffenden Briefen von Verlegern und Lektoren, die mit fortschreitender Lektüre ein beklemmend genaues Bild des Kampfes vermitteln, den die Schmidts um die Durchsetzung des Werks führen.
Der heutige Leser ihrer Aufzeichnungen dringt, ein halbes Jahrhundert nach der Niederschrift, in ein gegen die umgebende Welt abgedichtetes Binnenreich ein, das zuallererst als ein Sprachreservat erscheint. Arno Schmidts vierzigster Geburtstag am 18. Januar und später der Tod dreier Katzen, der einzigen Hausgenossen der Schmidts, öffnen die Schleusen einer Gefühlssprache, deren befremdliche Neigung zu einem schlesisch gefärbten, betulichen Niedlichkeitsdeutsch die Fremdheit, Isolation und Enge des Lebens spiegelt, das Alice Schmidt führt. Arno Schmidt aber läuft uns unversehens als "Nödel" über den Weg, sein familiärer Kosename seit Kinderzeiten. Die Bizarrerien des Schmidt`schen Solipsismus’, seine Funktionsweise und der Mehrwert an Sinn, den er für das Werk entwickelt, werden schnell evident, wenn der Kasteler Eremit seine Höhle verlässt. Im Juli 1954 brechen die Schmidts zu einer Reise auf, die einem Besuch der Mutter Alice Schmidts in Ostberlin und Recherchen für einen Roman dient, der im Tagebuch zunächst als "Plan Luftaufnahme" auftaucht.
"Montag 26.7. Hannover ... draußen und drinnen schoben sich Menschen an Menschen. Vor einem Schuhladen, der auch ausverkaufte, standen sie in Schlangen an. Und Arno wurde richtiggehend kopfscheu: komm bloß schnell zum Bahnhof ich werde hier verrückt bei den vielen Leuten, und rannte drauflos. Und rein in den Bahnhof. ... Aber auch hier waren gegen heut früh viel mehr Menschen geworden. Und vor 17 h fährt auch kein Zug nach Ahlden. Arno: Laß uns bloß heimfahren. Ich halte mit meinen Nerven keine Großstadt mehr aus! Und stellte sich in die Bahnhofshalle, fluchte und wolle so bis 17 h stehen bleiben. Ob wir uns jetzt nicht um ein Postsparbuch kümmern wollen. Nein! Gar nichts. Etwa ins Aktualitätenkino? ... Arno schnaubte vor Wut. Ob ich verrückt wäre. Sofort raus hier ...". (ebda, S. 104 f.)
Am 29. Juli fahren die beiden mit Alices Mutter nach Berlin Mitte:
" ... Promenieren unter den Linden. Ja, die alten Großen Linden sind weg, aber`s stehen schon wieder neue da, wenn auch man noch lütt. Links hinten das Brandenburger Tor. Möcht mal hingehn. Arno: nein nein, du weißt, da gibts mal schnell Schießereien von hüben u. drüben' 'Kommt doch wenigstens noch`n Stück weiter mit rauf, da zeig` ich Euch die sowj. Botschaft. Ein Prachtbau ist das.' Ich möchte sie gern sehn. Aber A: nein, wir müssen erst sehn wie`s mit der Bibliothek klappt.' Das ist immer so unschön wenn ich mit A. reise. Auf die 20 Min. länger wärs doch wirklich nicht angekommen. U. Muttel war nun mitgefahren Die hätte sich doch gefreut, uns noch was zu zeigen. Na ja. –...". (ebda., S. 125)
Den Gästen aus dem Westen wird in Ost-Berlin alsbald Besuch in Aussicht stellt:
" ... Muttel erzählt auch richtig, sie sei schon gefragt worden, wann denn ihr Besuch käme. Man wolle dann herkommen und ihn fragen, wies ihm denn hier gefiele u. was ihm nicht gefiele u. ob er evtl. Lust zum übersiedeln hätte u. zum Diskussionsabend einladen. Würden dann mehrere zusammen genommen u. auch eine Stadtrundfahrt auf der alles gezeigt würde. Oh wai! Arno murmelt mir mit knirschenden Zähnen zu: bloß raus! Kommt wirklich so einer: ich hau gleich ab. Brings dann Muttel bei, sie soll doch das zu vermeiden suchen, wo A. sowieso alle Menschen möglichst meidet. ...". (ebda., S. 128)
Schmidts panische Welt- und Menschenflucht ist das Werk jenes kritischen Organs, der Idiosynkrasie, die in seinem Fall ein Kriegszustand des Intellekts ist, der elementar, konvulsivisch und unzivilisierbar ist, weil er von einem tiefen Erschrecken der Reflexion herrührt, die in der Menschenmenge das Verschwinden des Einzelnen und Verödung der geistigen Existenz vor Augen hat. Die erlebte Geschichte, die Katastrophe der konformen, uniformen, manipulierbaren Massen, die Hitler zujubelten, die Militärzeit, die Apokalypse des Bombenkriegs, hat Arno Schmidt als Offenbarung des wahren Weltzustandes erlebt, einer dämonisch leviathanischen mörderischen Welt.
Auf die Bedrohung des individuellen Kerns der Person antwortet er mit dem unbedingten Willen, schreibend die schlechte Empirie, das tödliche Leben, die Bosheit der Welt hinter sich zu lassen, um in der ästhetischen Ordnung seiner längeren Gedankenspiele sich der geistigen Verwandlungskraft des schöpferischen Subjekts zu versichern und den Traum von menschlicher Autonomie und einem autarken Leben zu verwirklichen. Die Romane und Erzählungen der fünfziger Jahre sind leidenschaftliche Plädoyers für die solitäre intellektuelle Existenz, die allein kraft der erlösenden Macht der Phantasie in sprachlich-geistigen Formschöpfungen dem weltimmanenten Destruktionsprinzip Paroli bietet. Als sprachkosmisches Widerspiel einer missglückten Schöpfung ist Dichtung ist in Arno Schmidts Verständnis eine die menschliche Ohnmacht überwindende Allmachtphantasie. In durchaus folgerichtiger Entwicklung lässt sein Spätwerk die Realität hinter sich und verselbständigt sich zu immer hermetisch-monumentaleren Diskurslabyrinthen einer sich selbst darstellenden literarischen Methode.
Exemplarisch für das in den fünfziger Jahren entstehende Erzählwerk ist die Romantrilogie Nobodaddy`s Kinder, Teil 1 und 2 Brand`s Haide und Schwarze Spiegel 1951 erschienen, Teil 3 Aus dem Leben eines Fauns zwei Jahre später. Vor dem Hintergrund von Kriegsausbruch, Bombeninferno und Weltuntergang erzählt Arno Schmidt die Geschichte eines menschlichen Überlebens, das sich der Flucht aus der Gesellschaft in die Einsamkeit der Natur verdankt und im Schlussteil das Bild menschlicher Vereinzelung in seiner potenzierte Form als einzig Überlebender eines ABC-Kriegs zeigt. Die elende Beschaffenheit einer Welt, deren lebende Wesen sich erhalten, indem sie einander auffressen, sei wohl kaum als Meisterstück göttlicher Allmacht und Weisheit zu bezeichnen, heißt es in der antikisierenden Erzählung Kosmas oder Vom Berge des Nordens, die Arno Schmidt im Januar 1954 abschließt.
Als Protokoll seines Höhlenlebens zwischen Schreibtisch und dem abendlichen Auf- und Abgehen des Paars vor dem Haus, bezeugt Alice Schmidts Tagebuch, dass der ängstlich vermiedene Kontakt mit seiner neuen gesellschaftlichen Umgebung eine Überprüfung seines rückgebundenen, dichotomisch verengten Weltbildes verhindert. Die entschiedene Ablehnung der Adenauer-Demokratie, deren restaurative Entwicklung er argwöhnisch beobachtet, die Armut und die vergeblichen Versuche der Schmidts, für Seelandschaft mit Pocahontas, Kosmas und die Fouqué-Biographie einen Verlag zu finden, verschärfen die Lage und lösen immer wieder Fluchtimpulse und Auswanderungswünsche aus.
"Donnerstag 26. 8 ... Arno: 'wolln wir ins Russische durchbrennen?' Ich erstaunt: Du hast doch selbst gesagt, da drüben wär für uns nicht zu leben. Alles eine Bruchbude.' 'Ich will ja auch nicht als Schriftsteller hin oder großartig als politischer Flüchtling. Ich will den Beruf hinhaun. All meine Manuskripte verbrennen (ich flamme auf: das gibts nicht.) Siehst du, du willst mich also hindern noch mal ein glücklicher Mensch zu werden. Ich soll die Erinnerungsstücke meiner verkrachten Existenz wie Fußfesseln hinter mir herschleifen. Noch sind wir leidlich jung und könnten noch einmal von vorn anfangen. Siehst du nicht ein, dass ich dann nicht mehr an alles erinnert werden darf. Die solln mich dann alle am Asch lecken. Alle Briefe wandern ungeöffnet ins Feuer. Es muss dann für ewig Schluss sein. Dann könnte ich noch einmal ein froher Mensch werden. ...". (ebda., S. 185)
Am 1. September trifft der ablehnende Bescheid des S. Fischer Verlages ein, an den die Schmidts Seelandschaft mit Pocahontas, Kosmas und die Fouqué-Biographie geschickt hatten.
"Mittwoch 1. 9. ... Was machen. Ostzone? Wir haben jetzt hier auch gar nichts mehr zu verlassen. ... Nachts lange schlaflos gelegen. Ist denn so viel leviathanische Bosheit zu fassen? ...". (ebda., S. 197 f)
Donnerstag 2. 9. ... "Post: Manuskript aus Frankfurt zurück ... Arno: jetzt hilft, wenn wir hierbleiben wollen nur eins: arbeiten. Trage du à tempo dein Tagebuch ein, dass du rankommst und dann mit ran: Zeitungsartikel machen helfen. Cooper übersetzen.' 'Ich: ja, vielleicht können wir uns ein Kätzchenheim erschreiben ...". (Ebda. S. 198)
Das "Kätzchenheim" ist der im Tagebuch immer wieder auftauchende Traum von einem "Baräckchen am Dümmer", einem von Mooren umgebenen See, der zwischen den Dammer Bergen und Diepholz liegt. Vier Jahre später wird er Wirklichkeit, nach neuen Auswanderungsplänen und dem Umzug nach Darmstadt, wo die Schmidts bei unausgepackten Büchern auf Abruf leben. Das kleine Fachwerkhaus am Rand des Heidedorfes Bargfeld erwarben sie 1958. Die 18 000 Mark lieh sich Schmidt von seinem Freund Wilhelm Michels.
"Freitag 5. 2. ... Post: ... Arno trinkt Wein und ich Apfelwein heiß da verrät mir A. Einzelheiten seines Planes 'Luftaufnahme': einige Freunde sehn sich eine Luftaufnahme mit ner an u. streiten sich was ein Punkt neben haltendem Auto ist. Einer sagt müßte rauszukriegen sein da`s Aufnahmedatum drauf steht u. kriegts raus, den Ort und den Punkt: Frau eines Chauffeurs, lässt sich mit der ein. Kommt bei ihr auf das Jansen Buch u. will nun in Teil 2 über ihn Nachforschungen anstellen. (T. I spielt in Hünzingen) und die führen ihn nach Hümmling. Sinn soll sein: wie die Menschen durch Zufälligkeiten in ganze Schicksale hineingetrieben werden, so wie wir ja um ein Haar Dolmetscher in Lüneburg und A. nicht Schriftsteller geworden wäre. A. sagt, müßte vielleicht für die Leser noch 3. Teil sein. Dachte evtl. an das Schicksal der Ahldener Prinzessin. ... Dann Plan 2, die Tandemfahrten: Dazu müßte man wieder tandemieren können. Hätte man nur Geld: Gleich würde er, für 5.000 Mark Baräckchen am Dümmer bau`n. I sage: I sehe ein, dass er natürlich seine Kräfte nicht für Rundfunk vergeuden dürfe. Warum er mich `s nicht machen ließe. A: jeder soll das machen, was er am besten kann. So solle ich Cooper`s Littlepage MS übersetzen, dafür wäre ich absolut zuständig. Ich hätte Zeit, kenne Cooper wie Wenige u. das würde ihm enorm helfen, die könnten wir dann bestimmt unterbringen, sonst würde er`s machen. Wäre ihm am Liebsten, wenn ich ihm die Übersetzungen abnehmen würde, zumindest im Rohbau. Ja, das möchte ich natürlich brennend gern! – Aber Arnos Luftaufnahme ist prima! Waschfrau schickt Wäsche; recht gut angetrocknet schon! ...". (ebda., S. 29)
Plan "Luftaufnahme" ist der Entwurf zu einem der großen Prosatexte Arno Schmidts, der nach Wilhelm Hauffs Erzählung Das kalte Herz getauft wird: Das Steinerne Herz. Historischer Roman aus dem Jahre 1954 nach Christi. Der Roman, adaptiert, transformiert und parodiert Goethes Geschichte eines Paartausches, Die Wahlverwandtschaften. Neben dem besonderen "Liebling" Arno Schmidts1, Seelandschaft mit Pocahontas, ist Das steinerne Herz dasjenige seiner Bücher, dessen künstlerischer Protest dem Harmonie- und Schönheitsbegriff des deutschen Idealismus gilt und dem bürgerlich-aristokratischen Kunst- und Bildungsprogramm der Weimarer Klassik. Es ist die dokumentarische Bedeutung der Aufzeichnungen Alice Schmidts für die Entstehungsgeschichte des Romans, die zur Auswahl des Jahrgangs 1954 aus dem umfangreichen Tagebuchkonvolut geführt hat.
In der Tat finden sich Kenner des Romans bei der Lektüre der ausführlichen Reisebeschreibungen Alice Schmidts plötzlich mitten in den Roman versetzt, in seine ländlich niedersächsische Fachwerkwelt, die Berliner Vorstadtidylle und die Großstadtkulisse zwischen Stalinallee und des Alexanderplatz. Wie gute alte Bekannte tauchen Schauplätze, szenische Details, Namen und Randfiguren des Romans wieder auf, der Eismann in Ahlden, das Schloss der gefangenen Prinzessin, die Ortschaft, der spinnenfingrige Kellner im Hauptbahnhof Hannover, die Propaganda-Sprüche des SED-Staats, die politischen Gespräche mit der Mutter Alice Schmidts oder das in der Stalinallee verzehrte Eis und seine peinlichen Folgen für den Romanhelden.
Mit Hilfe des Tagebuchs lässt sich Arno Schmidts Methode erzählerischer Realitätsverarbeitung genau rekonstruieren. Die vorgängige Realität wird fotografiert, in Archiven und Bibliotheken kopiert, unterwegs notiert und gesammelt. Die Realitätspartikel, zu fotografisch genauen, scharf umrissenen Momentaufnahmen segmentiert und in harter Fügung, diskontinuierlich gereiht, bilden die materiale Unterlage und den Ausgangspunkt für den assoziierenden, phantasierenden, räsonnierenden Erzähler, der in enormer Beredsamkeit, Einbildungskraft, Wissensfülle und besserwisserischer Meinungsfreudigkeit die erlebte Welt in Mythos, Traum und Erinnerung erweitert und dem erzählerischen Überbau des längeren Gedankenspiels einverleibt.
Mit der Niederschrift des Romans beginnt Arno Schmidt im November. Am 9. April des folgenden Jahres schließt er es ab. Die entstehungsgeschichtlich relevanten Einträge Alice Schmidts in das Tagebuch 1955 verzeichnet der Anhang. Am 14. April notiert sie:
"Arno ... liest Steinerne Herz noch mal jetzt hintereinander und kritisch durch. ... niedergedrückt. I. Teil wäre gut, aber die anderen zu schwach. Will bloß I. Teil lassen u. die andern auseinandernehm. Muss ihm viel zu reden. Der arme Arno ist auch ganz abgearbeitet und hat viel Herzschmerzen". (ebda., S. 277)
"Haben Sie`s auch mit n Herzen?"1, fragt im Roman die von Kriegserlebnissen gezeichnete, schlesisch kindliche Heimatvertriebene, die als einzige Figur die menschliche Zuwendung des Ich-Erzählers gewinnt. "Ja, ich auch. Klopfen & Stiche", antwortet er. Die zarte Line, Geliebte des Ehemanns seiner eigenen Geliebten, ist im Figurenparallelogramm des Romans das verräterische Spiegelbild des Erzählers. Als einzige durchschaut sie seine Maske versteinerter Empfindsamkeit, mit der er sich gegen sein Mitleiden mit der geschundenen menschlichen und tierischen Kreatur panzert.
Als Line ihm ihre Kriegserlebnisse ruhig, mit "feiner zerschrammter Stimme" erzählt, überlegt er, "ob es jetzt noch Zweck hätte, die Faust als Zeichen der Anteilnahme auf den Tisch zu legen, dass sich die Ecke bog"2. Später stehen sie im Barackengärtchen Lines: "Ohne uns anzusehen: "Wofür leben Sie eigentlich?". Der Angriff kam so schnell (obwohl logisch, zugegeben), dass ich erstmal Hilfssilben stammelte – so was! – ach, natürlich: hier: "Also hören Sie mal!" (entrüstet): "Was sollte wohl aus dem Königreich Hannover werden?!". Sie lächelte schwächlich und würdigte den Witz (hob aber bald Augenbrauen und Fingerspitzen zum 'Na also'.).3"
Der vorgeblich historische Roman aus dem Jahre 1954 beginnt mit einem Gespräch über die Bande der Liebe und Freundschaft, die das illusionslose Wissen um den Tod enger knüpfe, und er endet als Märchen vom gefundenen Schatz, den das Quartett harmonisch vertauschter Paare entdeckt, als sie in ihrem Ahldener Fachwerkhäuschen für Line eine Kammer herrichten.