- "Woher stammt er?"
- "Aus Putney."
- "Euer Vater?"
- "Hufschmied."
- "Ah, endlich. Ein Mann mit einer noch geringeren Herkunft als meine."
Aufstieg zu einem der mächtigsten Männer Europas
Kardinal Wolsey, zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein mächtiger Mann im Reich Heinrich VIII, freut sich über seinen neuen Mitarbeiter Thomas Cromwell. Wolsey ist der Sohn eines Metzgers, Cromwell der eines Hufschmieds. In der damaligen englischen Gesellschaft mussten beide um Anerkennung kämpfen.
- "Sie wollen den Alten loswerden."
- "Und Cromwell?"
- "Den Anwalt?"
- "Der wird mit ihm untergehen. Ich nenne ihn Anwalt. Wer weiß, was er ist. Er kommt aus dem Nichts."
- "Und Cromwell?"
- "Den Anwalt?"
- "Der wird mit ihm untergehen. Ich nenne ihn Anwalt. Wer weiß, was er ist. Er kommt aus dem Nichts."
Aber da irren sich die edlen Herren. Während der Kardinal untergeht, steigt Thomas Cromwell auf. Und zwar zu einem der mächtigsten Männer Englands.
- "Ich habe einen neuen Posten für euch. Ich mache euch zu meinem neuen Schatzmeister der Krone."
Heinrich VIII schätzt den wortgewandten, zurückhaltenden Ränkeschmied.
- "Ihr seid hier, weil ihr eine Schlange seid. Seid aber keine Viper an meinem Busen. Ihr kennt meine Entscheidung, führt sie aus."
- "Wie viele Männer können sagen: Mein einziger Freund ist der König von England?"
Die Bilder dominieren
Die 6-teilige Serie erzählt einen Teil der fiktional aufbereiteten Lebensgeschichte Thomas Cromwells, des Strippenziehers im Reich Heinrich VIII. Ein Mann, der mit unbeweglicher Mine die Frauen des Königs wie Schachfiguren verschiebt und mit Anne Boleyn eine vom Volk ungeliebte Edeldame zur ersten Frau Englands kürt. Es sind wilde Zeiten in ganz Europa. Der König braucht Geld und einen Thronfolger:
"Wenn ein König keinen Sohn bekommen kann, ist alles vergebens. Wenn er seinem Reich keine Stabilität verschaffen kann, ist alles vergebens, was er sonst erreicht."
Der Theater-und Filmschauspieler Mark Rylance, bekannt auch aus dem letzten Spielberg-Film "Bridge of Spies, spielt Thomas Cromwell. Homeland-Star Damian Lewis glänzt als Heinrich VIII. Regisseur Peter Kosminsky erzählt "Wölfe" wie ein Politdrama. Das Epos erinnert mit seinen feinen Verstrickungen eher an "House of Cards", als an andere Historiendramen mit gleichem Sujet, wie etwa "Die Tudors".
Die Bilder dominieren, ganze Passagen funktionieren ohne Text, Blicke und Musik reichen, um Spannung zu erzeugen. Die Kameraführung ist ruhig, zur Beleuchtung genügt intimes Kerzenlicht. Wenn gesprochen wird, sind die Dialoge geschliffen. Und die Wut, beispielsweise der todgeweihten Anne Boleyn, spürbar.
- "Ich habe euch protegiert. Ich habe für euren Aufstieg gesorgt. Und bei der ersten Gelegenheit habt ihr mich betrogen."
- "Madam, das hat keinen persönlichen Hintergrund."
- "Ihr glaubt, dass ihr mich nicht mehr braucht? Aber ihr vergesst das Wichtigste: Wer hoch aufgestiegen ist, kann auch tief fallen."
- "Das sehe ich ganz genauso."
"Wölfe" ist kein Geschichtsunterricht im Historiengewand, sondern intelligentes Fernsehen, mit hohem Anspruch. Auch an die Zuschauer: Wer "Wölfe" guckt, wird angeregt sein, Wissen über Heinrich VIII, Thomas Cromwell, die anglikanische Kirche und andere Ereignisse der damaligen Zeit noch einmal aufzufrischen, und erlebt eine Epoche, in der das eigene Schicksal oft nur eine Handbreit vom Schafott entfernt war.
"Ich habe nur einen ganz schmalen Hals. Es sollte nur einen Moment dauern."