Die Distelhummel Bombus soroeensis hat es schwer. Das dicht bepelzte Insekt mit seinen gelben, schwarzen und weißen Streifen kommt zwar von Skandinavien bis zu den Pyrenäen vor. Doch die Zahl dieser Tiere ist seit den 70er-Jahren stark geschrumpft. Dieses Problem haben viele Wildbienenarten in Europa, sagt Jeroen Scheper von der Universität im niederländischen Wageningen.
"Sehr viele Arten sind zurückgegangen seit Beginn des 20. Jahrhunderts. In den Niederlanden stehen mehr als die Hälfte der 350 Bienenarten auf der Roten Liste."
Scheper und seine Kollegen haben sich angeschaut, welche Faktoren dahinterstecken. Zwar sind sich die Experten grundsätzlich einig darüber, dass Wildbienen vor allem unter der intensiven Landwirtschaft und der veränderten Nutzung der Landschaft leiden. Genaue Daten aber fehlen bislang.
"Wir haben uns 57 Arten angeschaut: Welche Faktoren mit dem Populationstrend zusammenhängen? Die Körpergröße und den Nahrungsbedarf. Wann im Jahr sind sie aktiv? Am meisten interessierte uns: Von welchen Pflanzenarten können sie Pollen sammeln? Und haben sie bestimmte Vorlieben?"
Wildbienen sind oft Spezialisten
Denn anders als die Honigbiene sind Wildbienen meist ausgesprochene Spezialisten. Einige sind auf mehrere Pflanzengattungen spezialisiert, andere sogar auf die Arten einer einzigen Gattung. Zum Beispiel die Distelhummel. Sie sammle am liebsten auf Glockenblumen und Sandglöckchen, sagt Jeroen Scheper. Auf deren Pollen entwickeln sich ihre Larven am besten. Wie aber findet man heraus, was die Bienen wirklich bevorzugen?
"Es ist schwierig, das für Bienen zu erforschen, die heute selten sind. Wenn man sich anschaut, welchen Pollen sie heute sammeln - ist das dann wirklich ihre Vorliebe oder nehmen sie das, was sie kriegen? Darum haben wir Pollen von Bienen aus Museumssammlungen angeschaut, die man vor 1950 gefangen hat. Damals gab es noch extensive Landwirtschaft und vielfältige Blumen, da war der Tisch noch reich gedeckt."
Nicht alle Arten finden Rückzugsgebiete
Wie der Distelhummel geht es vielen Hummelarten. Sie leiden vor allem darunter, dass Bauern kaum noch Wiesenklee als Futterpflanzen und zur Gründüngung anbauen. Auch Bienenarten, die auf Flockenblumen oder Kornblumen angewiesen sind, haben es schwer. Einzelne Arten finden Rückzugsgebiete, wie die Totholz-Blattschneiderbiene. Sie findet ihre Glockenblumen in Gärten. Arten, die den Menschen meiden, haben hingegen große Probleme.
"Ganz allgemein gilt: Größere Bienen haben größere Probleme. Zwar können größere Arten weiter fliegen und mehr Nahrung sammeln. Gleichzeitig benötigt ihr Nachwuchs aber viel mehr Pollen und Nektar. Wir glauben, dass sie deshalb bei Nahrungsknappheit schneller in die Klemme geraten."
Für eine Überraschung sorgte die Wildbienenart Lasioglossum villosulum: Heute ernährt sich das knapp einen Zentimeter kleine schwarze Insekt mit den gelben Härchen am Hinterleib von vielen verschiedenen Blüten.
"Aber in allen Proben, die ich genommen habe, kamen nur Pollen von gelben Astern vor. Sie verhält sich heute also anders als früher. Eine echte Überraschung."
Neuere Faktoren wie Pestizide oder neue Parasiten habe man nicht berücksichtigen können, sagt Scheper.
Hilfe für die Tiere
Dafür gibt er Hinweise, wie man den Tieren besser helfen kann.
"Unsere Studie zeigt: Wenn man einjährige Blumen säht, ist das prima für viele Arten. Am meisten profitieren davon aber die Arten, denen es eh besser geht. Will man den am stärksten betroffenen Arten helfen, muss man gezielt ihre Wirtspflanzen fördern, da reichen die allgemeinen Blütenmischungen nicht."
Spezialisten wie die Distelhummel brauchen also spezielle Hilfe.