Susanne Kuhlmann: Kleine Erfolge, aber kein großer Wurf, und das Hauptproblem blieb: die Finanzierungsfrage. So fasst der Naturschutzbund NABU zusammen, was während zweier Wochen auf der Weltartenschutzkonferenz im indischen Hyderabad erreicht wurde.
Einer der greifbarsten Erfolge der Konferenz in Hyderabad ist dieser: Zehn Prozent der Weltmeere sollen unter Naturschutz gestellt werden - auch besonders wertvolle Gebiete, die sich außerhalb nationaler Grenzen befinden. Bis es so weit ist, werden aber wohl noch fünf oder zehn Jahre vergehen. Am Telefon ist Dr. Horst Korn, der im Bundesamt für Naturschutz den Arbeitsbereich biologische Vielfalt leitet. Guten Tag.
Horst Korn: Guten Tag.
Kuhlmann: Sie, Herr Korn, haben die Konferenz in Hyderabad verfolgt. Welche konkreten Ergebnisse gab es sonst noch?
Korn: Ja, es gibt weit über 40 Beschlüsse, wobei viele technischer Natur sind, oder Deutschland nicht direkt betreffen, wie die biologische Vielfalt von tropischen Inseln oder die der Korallenriffe, oder der Beitrag biologischer Vielfalt zur Armutsbekämpfung. Wichtig für uns sind Beschlüsse der Zusammenarbeit mit der Klima-Konvention vor allen Dingen im Waldbereich. Dort soll es für Klimaschutzgebiete Umwelt- und Sozialstandards geben, damit man mit den großflächigen Klimaschutzmaßnahmen in den Tropenländern nicht andere Probleme schafft. Auch die Restaurierung degradierter Ökosysteme war ein weiterer wichtiger Punkt, gehen doch jedes Jahr zum Beispiel mehr landwirtschaftliche Flächen durch Versalzung oder Bodenzerstörung verloren, als neue geschaffen werden können. Also die Erde ist endlich und es gibt kaum noch neue Flächen, die man wirklich jetzt in Produktion nehmen kann. Wir müssen also auch für eine schnell wachsende Weltbevölkerung mit dem auskommen, was wir haben.
Aber noch ganz kurz zur Artenschutzkonferenz. Es ist eine Konferenz zur biologischen Vielfalt, und das geht weiter als über die Arten hinaus. Es sind also auch die Lebensräume und die ganzen Ökosysteme, die nicht nur geschützt, sondern auch nachhaltig genutzt werden sollen.
Kuhlmann: Bis 2015 sollen Industriestaaten ihre Zahlungen an Entwicklungsländer auf knapp acht Milliarden Euro verdoppeln. Über Transferleistungen danach berät dann die nächste Konferenz 2014. Reicht das Geld und was kann man damit schaffen?
Korn: Vor zwei Jahren hat man sich in Japan auf 20 konkrete Ziele geeinigt, die sogenannten Ise-Ziele. Das ist die Provinz in Japan, wo die Konferenz stattgefunden hat. Und das sind 20 Ziele, die bis 2020 erreicht werden sollen, wobei die Industrieländer den Entwicklungsländern helfen sollen, diese Ziele zu erreichen. Diese Finanzierung dieser Maßnahmen war der Kernpunkt dieser jetzigen Konferenz. Diese acht Milliarden Euro jährlich erscheinen viel Geld, aber im Vergleich der Summen, die für die Rettung einzelner Banken ausgegeben werden, oder die über 50 Milliarden Euro, die jährlich in der EU für eine Natur zerstörende Landwirtschaft ausgegeben werden, relativiert sich diese Summe – vor allen Dingen, weil es ja wirklich eine globale Summe ist. Geld ist sicherlich nie genug da, aber man wird Prioritäten setzen müssen und das Geld auch sehr zielführend einsetzen müssen, und da sind die Entwicklungsländer auch gefordert, Pläne aufzustellen, was sie denn konkret mit diesem Geld machen wollen. Ursprünglich waren ja Verhandlungsforderungen, dass man große Summen blanko von den Industrieländern überwiesen haben möchte, die aber auf der anderen Seite natürlich auch ein Interesse daran haben, dass das Geld, was in den Entwicklungsländern ausgegeben wird, auch dafür ausgegeben wird, wo es denn auch gebraucht wird.
Kuhlmann: Wo sehen Sie denn in Europa die wichtigsten Aufgaben?
Korn: Die wichtigen Aufgaben sind sicherlich in der Landwirtschaft zu sehen. Die Landwirtschaft ist unser größter Landnutzer. Es gehen derzeit mehr als 50 Milliarden Euro jährlich in eine nicht nachhaltige Landwirtschaft, und da müssen wir viel ändern. Derzeit ist ja gerade die Reform der Landwirtschaftspolitik auf der europäischen Agenda. Eines dieser Ise-Targets besagt, dass bis 2020 Natur zerstörende und Umwelt zerstörende Subventionen entweder abgeschafft, oder in Natur fördernde Anreize überführt werden sollen. Und das, was derzeit in Brüssel verhandelt wird, also die Nachfolge zur EU-Landwirtschaftspolitik, geht alles andere als in diese Richtung. Da sind die Staaten durchaus auch sicherlich gespalten, dass sie auf der einen Seite auf dem internationalen Parkett solche Zusagen machen, und dann gehen sie heim und weichen dann doch, sagen wir, von diesen internationalen Zielen ab. Eines muss man allerdings sagen: Deutschland ist, was die internationalen Zahlungen oder die zukünftigen Transferzahlungen angeht, in einer sehr komfortablen Situation, hat doch Frau Bundeskanzlerin Merkel im Jahre 2008, als die Vertragsstaatenkonferenz in Deutschland stattgefunden hat, ab dem Jahre 2013 eine deutsche Beteiligung von 500 Millionen Euro jährlich für internationale Wald- und Biodiversitätsschutz-Maßnahmen zugesagt. Das heißt also, was jetzt kommt, oder was beschlossen wurde in Hyderabad, hat erst mal ganz konkret für Deutschland keine konkreten Maßnahmen, weil die Zusagen schon da sind.
Kuhlmann: Danke schön! – Soweit Dr. Horst Korn vom Bundesamt für Naturschutz zum Artenschutz in Europa und in der Welt. Die schlechte Telefonqualität bitten wir zu entschuldigen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Einer der greifbarsten Erfolge der Konferenz in Hyderabad ist dieser: Zehn Prozent der Weltmeere sollen unter Naturschutz gestellt werden - auch besonders wertvolle Gebiete, die sich außerhalb nationaler Grenzen befinden. Bis es so weit ist, werden aber wohl noch fünf oder zehn Jahre vergehen. Am Telefon ist Dr. Horst Korn, der im Bundesamt für Naturschutz den Arbeitsbereich biologische Vielfalt leitet. Guten Tag.
Horst Korn: Guten Tag.
Kuhlmann: Sie, Herr Korn, haben die Konferenz in Hyderabad verfolgt. Welche konkreten Ergebnisse gab es sonst noch?
Korn: Ja, es gibt weit über 40 Beschlüsse, wobei viele technischer Natur sind, oder Deutschland nicht direkt betreffen, wie die biologische Vielfalt von tropischen Inseln oder die der Korallenriffe, oder der Beitrag biologischer Vielfalt zur Armutsbekämpfung. Wichtig für uns sind Beschlüsse der Zusammenarbeit mit der Klima-Konvention vor allen Dingen im Waldbereich. Dort soll es für Klimaschutzgebiete Umwelt- und Sozialstandards geben, damit man mit den großflächigen Klimaschutzmaßnahmen in den Tropenländern nicht andere Probleme schafft. Auch die Restaurierung degradierter Ökosysteme war ein weiterer wichtiger Punkt, gehen doch jedes Jahr zum Beispiel mehr landwirtschaftliche Flächen durch Versalzung oder Bodenzerstörung verloren, als neue geschaffen werden können. Also die Erde ist endlich und es gibt kaum noch neue Flächen, die man wirklich jetzt in Produktion nehmen kann. Wir müssen also auch für eine schnell wachsende Weltbevölkerung mit dem auskommen, was wir haben.
Aber noch ganz kurz zur Artenschutzkonferenz. Es ist eine Konferenz zur biologischen Vielfalt, und das geht weiter als über die Arten hinaus. Es sind also auch die Lebensräume und die ganzen Ökosysteme, die nicht nur geschützt, sondern auch nachhaltig genutzt werden sollen.
Kuhlmann: Bis 2015 sollen Industriestaaten ihre Zahlungen an Entwicklungsländer auf knapp acht Milliarden Euro verdoppeln. Über Transferleistungen danach berät dann die nächste Konferenz 2014. Reicht das Geld und was kann man damit schaffen?
Korn: Vor zwei Jahren hat man sich in Japan auf 20 konkrete Ziele geeinigt, die sogenannten Ise-Ziele. Das ist die Provinz in Japan, wo die Konferenz stattgefunden hat. Und das sind 20 Ziele, die bis 2020 erreicht werden sollen, wobei die Industrieländer den Entwicklungsländern helfen sollen, diese Ziele zu erreichen. Diese Finanzierung dieser Maßnahmen war der Kernpunkt dieser jetzigen Konferenz. Diese acht Milliarden Euro jährlich erscheinen viel Geld, aber im Vergleich der Summen, die für die Rettung einzelner Banken ausgegeben werden, oder die über 50 Milliarden Euro, die jährlich in der EU für eine Natur zerstörende Landwirtschaft ausgegeben werden, relativiert sich diese Summe – vor allen Dingen, weil es ja wirklich eine globale Summe ist. Geld ist sicherlich nie genug da, aber man wird Prioritäten setzen müssen und das Geld auch sehr zielführend einsetzen müssen, und da sind die Entwicklungsländer auch gefordert, Pläne aufzustellen, was sie denn konkret mit diesem Geld machen wollen. Ursprünglich waren ja Verhandlungsforderungen, dass man große Summen blanko von den Industrieländern überwiesen haben möchte, die aber auf der anderen Seite natürlich auch ein Interesse daran haben, dass das Geld, was in den Entwicklungsländern ausgegeben wird, auch dafür ausgegeben wird, wo es denn auch gebraucht wird.
Kuhlmann: Wo sehen Sie denn in Europa die wichtigsten Aufgaben?
Korn: Die wichtigen Aufgaben sind sicherlich in der Landwirtschaft zu sehen. Die Landwirtschaft ist unser größter Landnutzer. Es gehen derzeit mehr als 50 Milliarden Euro jährlich in eine nicht nachhaltige Landwirtschaft, und da müssen wir viel ändern. Derzeit ist ja gerade die Reform der Landwirtschaftspolitik auf der europäischen Agenda. Eines dieser Ise-Targets besagt, dass bis 2020 Natur zerstörende und Umwelt zerstörende Subventionen entweder abgeschafft, oder in Natur fördernde Anreize überführt werden sollen. Und das, was derzeit in Brüssel verhandelt wird, also die Nachfolge zur EU-Landwirtschaftspolitik, geht alles andere als in diese Richtung. Da sind die Staaten durchaus auch sicherlich gespalten, dass sie auf der einen Seite auf dem internationalen Parkett solche Zusagen machen, und dann gehen sie heim und weichen dann doch, sagen wir, von diesen internationalen Zielen ab. Eines muss man allerdings sagen: Deutschland ist, was die internationalen Zahlungen oder die zukünftigen Transferzahlungen angeht, in einer sehr komfortablen Situation, hat doch Frau Bundeskanzlerin Merkel im Jahre 2008, als die Vertragsstaatenkonferenz in Deutschland stattgefunden hat, ab dem Jahre 2013 eine deutsche Beteiligung von 500 Millionen Euro jährlich für internationale Wald- und Biodiversitätsschutz-Maßnahmen zugesagt. Das heißt also, was jetzt kommt, oder was beschlossen wurde in Hyderabad, hat erst mal ganz konkret für Deutschland keine konkreten Maßnahmen, weil die Zusagen schon da sind.
Kuhlmann: Danke schön! – Soweit Dr. Horst Korn vom Bundesamt für Naturschutz zum Artenschutz in Europa und in der Welt. Die schlechte Telefonqualität bitten wir zu entschuldigen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.