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Artenvielfalt
Greenpeace hofft auf Schutzstatus für Weddell-Meer

Mit einem unbemannten U-Boot untersuchte Greenpeace die Tiefen des in der Antarktis gelegenen Weddell-Meers. Vorgefunden haben sie ein extrem komplexes Ökosysten, das für viele Walarten die Nahrungsgrundlage bildet. Jetzt hofft man auf mehr Rückenwind bei den Bemühungen um einen international bindenden Schutzstatus.

Von Axel Schröder |
    Das Brunt Ice Shelf in der Antarktis gilt in diesem Winter als nicht sicher
    Das Weddell-Meer ist eins von 14 Randmeeren des Südlichen Ozeans am antarktischen Kontinent. (imago)
    Acht Tauchgänge unternahm die Umweltschutzorganisation Greenpeace am Rand des eiskalten Weddell-Meers in der Antarktis. Und setzte dabei nicht Tauchroboter, sondern ein bemanntes U-Boot ein, um in 150 bis 400 Meter Tiefe Proben zu nehmen und Filmaufnahmen aus nächster Nähe zu machen:
    "Wir haben riesige, fast schon blühende Gärten gefunden. Wir haben dort unten verborgen ein Ökosystem, das extrem komplex und vielfältig mit allen möglichen Formen und Farben ist."
    Sandra Schöttner ist Meeresexpertin bei der Umweltschutzorganisation und hofft drauf, dass die neuen Erkenntnisse dazu beitragen, das Weddell-Meer unter Schutz zu stellen und für die industriele Fischerei zu sperren. Gefangen werden dort vor allem der sogenannte Schwarze Seehecht, aber auch Krill, eine kleine garnelenartige Krebstiere.
    "Das sind die Nahrungsgründe für viele Walarten, für Buckelwale, Blauwale, Finnwale, Minkwale. Für kleinere Delphinarten, aber auch für Pinguine, für Robben. Und dieser Krill, der in Schwärmen vorkommt, aber auch vereinzelt, der wird von der Fischereiindustrie mit riesigen Trawlern aus dem Wasser gesaugt."
    Der Krill wird vor allem in Aquakulturen als Fischfutter eingesetzt, aber die Arzneimittel- und Kosmetikbranche nutzen einen Teil der Fänge für ihre Produkte. Auch wenn es schon in den 80er-Jahren erste Tauchgänge mit Robotern im Weddellmeer gab, sind die Ergebnisse, die Greenpeace heute in Berlin vorgestellt hat, doch von anderer, bis nicht gekannter Qualität für die Erforschung der antarktischen Ökosysteme, erklärt Stefan Hein vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut:
    "Man wusste natürlich, dass in diesem Gebiet sehr empfindliche Lebensgemeinschaften vorhanden sind und empfindliche Arten. Aber im Prinzip nur aus Proben, die man entnimmt. Und Filmaufnahmen wie Greenpeace sie jetzt gemacht hat, geben uns einen ganz anderen Eindruck, wie die einzelnen Organismen miteinander zusammenleben und aufeinander angewiesen sind."
    Widerstand der Fischereinationen
    Mehr Schutz für das Weddell-Meer - das fordert auch die Bundesregierung. Die Federführung bei den deutschen Bemühungen um einen international bindenden Schutzstatus für das Meer liegt beim Bundeslandwirtschaftsministerium. Walter Dübner ist Ministerialrat im Ministerium und vertritt in der sogenannten Antarktis-Kommission die deutschen Interessen. Er weist auf die Schwierigkeiten hin, die es bei der Umsetzung der schon vor zwei Jahren initiierten Schutzbemühungen, inklusive eines Fischereiverbots gibt:
    "Der Vorschlag liegt ja seit 2016 vor. Es ist aber nicht so, dass nun alle Mitgliedstaaten dieser regionalen Organisation zum Schutz der Antarktis schon zugestimmt hätten. Es gibt große Fischereinationen, die sehr skeptisch sind, so ein großes Gebiet unter Schutz zu stellen, weil es natürlich auch Fischereiinteressen gibt. Man hat bislang nur in ganz kleinem Maßstab sogenannte Versuchsfischerei durchgeführt. Und die Fischereinationen befürchten nun, wenn wir nun den Schutzstatus zementieren, dass sie da in Zukunft nicht mehr fischen können oder nur sehr eingeschränkt fischen können."
    Bislang sind nur Fischereiaktivitäten von japanischen und südafrikanischen Fangflotten bekannt. Auch Russland gibt an, dort aktiv zu sein, Interesse an der Fischerei in dem Gebiet haben daneben China und Südkorea. Eine akute Bedrohung für die Flora und Fauna des Weddell-Meeres besteht derzeit nicht. Aber schon heute ist absehbar, dass durch die Erderwärmung auch bislang für Fischfangflotten nicht erreichbare Teile des Meeres zugänglich werden. Würde dieser Teil des Meeres aber unter strengen Schutz gestellt werden, wäre eine industrielle Fischerei in Zukunft nicht mehr möglich. Die Umweltschützer von Greenpeace hoffen, durch die neuen Erkenntnisse auch diejenigen überzeugen zu können, die einen Schutzstatus für das Weddell-Meer bislang ablehnen.