Georg Ehring: Nicht zuletzt die Alterung der Gesellschaft sorgt dafür, dass immer mehr Pillen geschluckt werden, ein erheblicher Anteil wandert sogar ungenutzt in den Abfall. Die Rückstände von Medikamenten im Wasser machen dem Umweltbundesamt Kopfschmerzen, und darüber habe ich vor dieser Sendung mit Ina Ebert gesprochen. Sie ist beim Umweltbundesamt für Arzneimittel zuständig. Und ich habe sie zunächst gefragt, wie die Arzneien eigentlich ins Abwasser kommen.
Ina Ebert: Wenn die Menschen Medikamente nehmen, wird ein großer Teil von denen auch unverändert wieder ausgeschieden und gelangt so über die Toilette ins Abwasser.
Ehring: Welche Stoffe sind das vor allem? Welche Medikamente bereiten Ihnen die Probleme?
Ebert: Um das mal größenordnungsmäßig einzuordnen: Es gibt insgesamt ungefähr 3500 Arzneimittelwirkstoffe, von denen ungefähr 150 bisher in der Umwelt gefunden wurden. Welche gefunden werden, sind solche, die viel verbraucht werden, aber auch sehr schlecht abgebaut werden im Körper oder in der Umwelt. Das sind zum Beispiel die Schmerzmittel Diclofenac oder Ibuprophen, die jeder kennt, viel gefunden werden aber auch Röntgen-Kontrastmittel, Lipidsenker, Antidepressiva, Antiepileptika. Beispielsweise das Karpamazepin wird fast überall gefunden, in allen Gewässern, aber auch synthetische Pillenhormone.
Ehring: Für wen ist das gefährlich? Ist es für die Fische gefährlich, oder für die Menschen? Aus dem Abwasser wird ja irgendwann unter Umständen auch wieder Trinkwasser.
Ebert: Es ist eher ein Umweltproblem. Wenn nämlich zu der Eigenschaft schlechter Abbaubarkeit auch noch eine gewisse Toxizität, eine Ökotoxizität dazukommt, kann das für Umweltorganismen schwierig werden. Beispielsweise wurde in Laborversuchen nachgewiesen, dass Rückstände von synthetischen Pillenhormonen auch zur Verweiblichung von Fischen führen können. Oder das Schmerzmittel Diclofenac kann Nierenschäden an Fischen hervorrufen, sodass man in der Umwelt lokale Schädigungen von Populationen schon beobachtet hat. Was wir aber nicht wissen ist, wie sich das langfristig auswirkt auf die Ökosysteme. Deshalb ist da noch sehr viel Forschung notwendig.
Ehring: Können Arzneimittelrückstände auch das Trinkwasser belasten?
Ebert: Im Trinkwasser wurden bisher sehr, sehr wenige Spuren von Arzneimitteln gefunden, also da kann man eigentlich Entwarnung geben. Das Trinkwasser ist weitestgehend frei von Arzneimittelrückständen, und wenn Rückstände gefunden wurden, dann in so geringen Konzentrationen, dass sie weit unter der Wirkschwelle dieses Medikaments sind, also im Prinzip keine Wirkung auf die Menschen haben.
Ehring: Aber Sie sehen auch Handlungsbedarf. Was wollen Sie denn tun?
Ebert: Für uns ist es wichtig, dass wir die Umwelt beobachten und genau feststellen können, wo werden hohe Konzentrationen an Arzneimittelrückständen nachgewiesen, dass man hier lokal auch tätig sein kann, beispielsweise dass Kläranlagen verbessert werden können.
Ehring: Kann man als Verbraucher auch etwas tun, damit die Belastung nicht zu groß wird?
Ebert: Ja, natürlich. Da ist jeder gefragt. Das fängt damit an, dass sie im Prinzip sinnvoll mit Medikamenten umgehen. Es muss jedem auch klar sein, dass es sich hier um biologisch wirksame aktive Chemikalien handelt und dass die nicht ins Abwasser gehören. Das ist das Allerwichtigste: Arzneimittelreste gehören nicht ins Abwasser, nicht in die Toilette, nicht in die Spüle. Es ist gestattet, die jetzt in haushaltsüblichen Mengen in die Restmülltonne zu geben. Das Umweltbundesamt empfiehlt aber, Medikamentenreste, also nicht verbrauchte Medikamente, in die Apotheke zurückzuschaffen, oder, wenn ihre Apotheke das nicht mehr annimmt, weil es gibt ja keinen einheitlichen Entsorgungsweg mehr in Deutschland, dann die Medikamentenreste zu sammeln und in Schadstoff-Sammelstellen zu bringen.
Ehring: Das Umweltbundesamt hat auch davon gesprochen, dass man bei der Zulassung ansetzen muss. Ist das Problem wirklich so groß, dass ein unter Umständen wirksames Medikament keine Zulassung mehr bekommt, weil es Abwasserprobleme bereitet?
Ebert: Der Gesetzgeber hat hier der Gesundheit des Menschen Vorrang eingeräumt. Bei der Zulassung von Humanarzneimitteln können Umweltbedenken nicht zu einer Versagung der Zulassung führen. Das ist bei Tierarzneimitteln aber anders.
Ehring: Ina Ebert vom Umweltbundesamt war das. Das Interview haben wir kurz vor dieser Sendung aufgezeichnet.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Ina Ebert: Wenn die Menschen Medikamente nehmen, wird ein großer Teil von denen auch unverändert wieder ausgeschieden und gelangt so über die Toilette ins Abwasser.
Ehring: Welche Stoffe sind das vor allem? Welche Medikamente bereiten Ihnen die Probleme?
Ebert: Um das mal größenordnungsmäßig einzuordnen: Es gibt insgesamt ungefähr 3500 Arzneimittelwirkstoffe, von denen ungefähr 150 bisher in der Umwelt gefunden wurden. Welche gefunden werden, sind solche, die viel verbraucht werden, aber auch sehr schlecht abgebaut werden im Körper oder in der Umwelt. Das sind zum Beispiel die Schmerzmittel Diclofenac oder Ibuprophen, die jeder kennt, viel gefunden werden aber auch Röntgen-Kontrastmittel, Lipidsenker, Antidepressiva, Antiepileptika. Beispielsweise das Karpamazepin wird fast überall gefunden, in allen Gewässern, aber auch synthetische Pillenhormone.
Ehring: Für wen ist das gefährlich? Ist es für die Fische gefährlich, oder für die Menschen? Aus dem Abwasser wird ja irgendwann unter Umständen auch wieder Trinkwasser.
Ebert: Es ist eher ein Umweltproblem. Wenn nämlich zu der Eigenschaft schlechter Abbaubarkeit auch noch eine gewisse Toxizität, eine Ökotoxizität dazukommt, kann das für Umweltorganismen schwierig werden. Beispielsweise wurde in Laborversuchen nachgewiesen, dass Rückstände von synthetischen Pillenhormonen auch zur Verweiblichung von Fischen führen können. Oder das Schmerzmittel Diclofenac kann Nierenschäden an Fischen hervorrufen, sodass man in der Umwelt lokale Schädigungen von Populationen schon beobachtet hat. Was wir aber nicht wissen ist, wie sich das langfristig auswirkt auf die Ökosysteme. Deshalb ist da noch sehr viel Forschung notwendig.
Ehring: Können Arzneimittelrückstände auch das Trinkwasser belasten?
Ebert: Im Trinkwasser wurden bisher sehr, sehr wenige Spuren von Arzneimitteln gefunden, also da kann man eigentlich Entwarnung geben. Das Trinkwasser ist weitestgehend frei von Arzneimittelrückständen, und wenn Rückstände gefunden wurden, dann in so geringen Konzentrationen, dass sie weit unter der Wirkschwelle dieses Medikaments sind, also im Prinzip keine Wirkung auf die Menschen haben.
Ehring: Aber Sie sehen auch Handlungsbedarf. Was wollen Sie denn tun?
Ebert: Für uns ist es wichtig, dass wir die Umwelt beobachten und genau feststellen können, wo werden hohe Konzentrationen an Arzneimittelrückständen nachgewiesen, dass man hier lokal auch tätig sein kann, beispielsweise dass Kläranlagen verbessert werden können.
Ehring: Kann man als Verbraucher auch etwas tun, damit die Belastung nicht zu groß wird?
Ebert: Ja, natürlich. Da ist jeder gefragt. Das fängt damit an, dass sie im Prinzip sinnvoll mit Medikamenten umgehen. Es muss jedem auch klar sein, dass es sich hier um biologisch wirksame aktive Chemikalien handelt und dass die nicht ins Abwasser gehören. Das ist das Allerwichtigste: Arzneimittelreste gehören nicht ins Abwasser, nicht in die Toilette, nicht in die Spüle. Es ist gestattet, die jetzt in haushaltsüblichen Mengen in die Restmülltonne zu geben. Das Umweltbundesamt empfiehlt aber, Medikamentenreste, also nicht verbrauchte Medikamente, in die Apotheke zurückzuschaffen, oder, wenn ihre Apotheke das nicht mehr annimmt, weil es gibt ja keinen einheitlichen Entsorgungsweg mehr in Deutschland, dann die Medikamentenreste zu sammeln und in Schadstoff-Sammelstellen zu bringen.
Ehring: Das Umweltbundesamt hat auch davon gesprochen, dass man bei der Zulassung ansetzen muss. Ist das Problem wirklich so groß, dass ein unter Umständen wirksames Medikament keine Zulassung mehr bekommt, weil es Abwasserprobleme bereitet?
Ebert: Der Gesetzgeber hat hier der Gesundheit des Menschen Vorrang eingeräumt. Bei der Zulassung von Humanarzneimitteln können Umweltbedenken nicht zu einer Versagung der Zulassung führen. Das ist bei Tierarzneimitteln aber anders.
Ehring: Ina Ebert vom Umweltbundesamt war das. Das Interview haben wir kurz vor dieser Sendung aufgezeichnet.
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