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Aserbaidschanischer Ölkonzern SOCAR
UEFA beendet Partnerschaft mit umstrittenem Sponsor

12 Sponsoren hatte die Europäische Fußball-Union UEFA für die EURO 2020 gewonnen. Seit einigen Wochen sind es nur noch elf. Still und heimlich wurde die Partnerschaft mit einem politisch umstrittenen Unternehmen beendet. Ohne die Öffentlichkeit zu informieren.

Von Piet Kreuzer |
Rote Ballons steigen in den Himmel über dem Stadion in Baku/Aserbaidschan während der Eröffnungsfeier der Europaspiele
Marketing über Sport: Die ersten Europaspiele fanden 2015 in Baku statt (picture-alliance / dpa / Bernd Thissen)
Im Februar schien die Welt der Europäischen Fußball-Union UEFA noch in Ordnung. Stolz verkündete der Verband Qatar Airways als zwölften globalen Partner für die Fußball-Europameisterschaft. Zu diesem Zeitpunkt gehörte auch der staatliche aserbaidschanische Energiekonzern SOCAR noch zu dem zahlungskräftigen Kreis.
Mittlerweile ist das Logo des Unternehmens von der Turnier-Website verschwunden. Der plötzliche Abgang des Konzerns passierte still und heimlich. Ohne jede Erklärung. Auf eine Deutschlandfunk-Anfrage nach dem Grund für die Beendigung der Partnerschaft gab es nur eine lapidare Antwort:
"Während die UEFA bestätigen kann, dass SOCAR seine Partnerschaft für die UEFA-Nationalmannschafts-Wettbewerbe nicht fortsetzen wird, werden wir bald in der Lage sein, einen neuen Partner für die UEFA-Nationalmannschafts-Wettbewerbe bekannt zu geben. Zu diesem Zeitpunkt haben wir keine weiteren Details, die wir Ihnen mitteilen können."

"SOCAR medial sehr im Krieg beteiligt"

Diese Antwort lässt alle Fragen offen. Denn eigentlich könnte sich der Kontinental-Verband durch die Vertragsbeendigung sogar als moralische Instanz zu präsentieren versuchen. In den vergangenen Monaten war die Kritik an dem Sponsoring stärker geworden, erklärt Sascha Düerkop. Der Aktivist hat sich intensiv mit Aserbaidschan beschäftigt und war früher Generalsekretär der CONIFA, Fußballdachverband für alle Verbände außerhalb der FIFA:
"Die Stimmen, die dieses Sponsoring sehr kritisch gesehen haben, haben durchaus zugenommen in den letzten Monaten vor allem aufgrund des Krieges, in dem SOCAR sich eben zumindest medial sehr beteiligt hat."
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Im September vergangenen Jahres begann mit der Großoffensive auf Bergkarabach der Krieg gegen Armenien. SOCAR nutzte die sozialen Medien zu propagandistischen Zwecken.
"SOCAR hat sich im Krieg hervorgetan durch Kriegspropaganda, sehr offene. Sie haben regelmäßig über ihre Social-Media-Kanäle Videos geteilt von Bombardierungen, alle mögliche Kriegspropaganda. Sie haben häufig irgendwie Bilder gepostet, dass Mitarbeiter von Socar als Helden im Krieg waren und auch über die Dörfer, die 'befreit' wurden, wo die komplette Bevölkerung geflohen ist."

"Keine Sensibilität der UEFA"

Der armenische Fußballverband hat sich über diese Kriegspropaganda offiziell beschwert. Ohne Erfolg. Auf die Frage an die UEFA, wie sie zu diesem sensiblen Thema stehe, antwortete der Kontinentalverband, "dass er sich nicht mit Politik beschäftige".
"Und wir sehen ja auch, dass die UEFA da überhaupt keine Sensibilität zeigt, wirklich null Sensibilität hat an der Stelle." sagte dazu die EU-Abgeordnete der Grünen, Viola von Cramon im Deutschlandfunk. Immerhin: im Fall des Pressechefs des aserbeidschanischen Spitzenklubs Qarabag, zog die UEFA Konsequenzen. Der hatte bei Facebook dazu aufgefordert, armenische Männer, Frauen und Kinder zu töten und wurde vom Kontinentalverband lebenslang gesperrt.
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Das Sponsoring von SOCAR ist erst einmal beendet. Aber im vom Staatskonzern finanzierten EM-Stadion in Baku sollen noch immer Spiele der EURO stattfinden. Daran hält die UEFA weiter fest.
Die Millioneninvestitionen in den Sport sind Teil eines globalen Plans. Für die Fußball-Europameisterschaft 2016 soll der Staatskonzern kolportierte 90 Millionen Euro gezahlt haben.
"SOCAR selber hat dazu mehrfach gesagt, dass sie dieses Sponsoring machen, auch um ihre Marke ein bisschen rein zu waschen", erklärt Aktivist Düerkop. Sportwashing heißt die Strategie, die auch andere Autokratien wie Katar oder Saudi-Arabien verfolgen.
"Die spielen da durchaus große Rolle. Im osteuropäischen Raum, also zum Beispiel in Russland, gibt es überall SOCAR-Tankstellen."

Persönliche Weisungsbefugnisse des Diktators

Die Schweiz gilt als Testmarkt für Westeuropa. Dort hat SOCAR alle Tankstellen von Esso und den Einzelhandelskonzern Migros übernommen. In Deutschland gibt es bisher nur eine Repräsentanz, die intensive Lobbyarbeit für Aserbaidschan betreibt. Gegen einige deutsche Politiker wird aktuell wegen Bestechlichkeit im Zusammenhang von Geschäften mit Aserbaidschan ermittelt. Nicht der einzige Skandal:
"Zuletzt in Europa ist die SOCAR-Repräsentanz in Malta aufgefallen, die mutmaßlich involviert war in die Tötung einer Journalistin durch eine Autobombe in Malta. Der Chef von Malta sitzt dafür immer noch im Gefängnis, weil er der Hauptverdächtige ist."
Derweil ist die Nähe von SOCAR zum Staat noch intensiver geworden. Wie andere Staatskonzerne wurde SOCAR vor wenigen Tagen auf Weisung von Präsident Ilham Alijew in die "Azerbaijan Investment Holding" überführt. Damit hat der Diktator jetzt persönlich die Weisungsbefugnis für alle Belange dieser Holding.