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Ashleigh Barty - die neue Nummer eins im Damentennis
Die "Anti-Serena Williams"

Die Siegerin der French Open von Paris und neue Führende der Tennis-Weltrangliste, Ashleigh Barty aus Australien, kommt anders daher als viele in der Tennis-Szene. Sie hat sich heimlich, still und leise nach oben gespielt - ohne lautes Outfit, ohne große Töne.

Von Andreas Stummer |
Ashleigh Barty spielt dicht am Netz einen Ball zurück
Ashleigh Barty, Siegerin der French Open und Weltranglisten-Erste (imago/Gwendoline LeGoff)
Erst gewann sie die French Open dann auch in Birmingham. Nach 43 Jahren ging eine der längsten Durststrecken des australischen Sports zu Ende. Mit Ash Barty steht zum ersten Mal seit 1976, seit Evonne Goolagong-Cawley, wieder eine Australierin an der Spitze der Damen-Tennisweltrangliste. Die 23jährige aus Ipswich ist kein Grundlinien-Roboter und auch keine Kreischsäge, die bei jedem Schlag den Ball über’s Netz stöhnt. Ash Barty hat sich heimlich, still und leise nach oben gespielt. Ohne lautes Outfit, ohne große Töne. Barty ist die Anti-Serena Williams.
"Unser aller Ziel ist es die Beste zu sein – dafür trainieren und spielen wir", sagte Barty als neue Nummer eins, "aber nicht ich alleine habe das erreicht sondern mein Team, das so viel Zeit, Mühe, Leidenschaft und Energie in mich investiert hat."
Mit 18 hörte Barty auf und ging zum Cricket
Barty war Australiens größtes Nachwuchstalent. Mit 15 gewann sie den Jugendbewerb in Wimbledon, im Doppel stand sie dreimal im Finale eines Grand Slam-Turniers. Sie hatte Erfolg aber sie war nicht glücklich – Barty hasste es acht Monate im Jahr unterwegs zu sein. Mit 18 tat sie, was sich die wenigsten trauen: sie hörte auf, spielte lieber Cricket in Australien, Tennis nur noch nebenher. Doch zwei Jahre später kam sie zurück, gewann erst kleinere dann große Turniere. Barty 2.0 war hungrig, reifer,vielseitiger und stärker – und obwohl sie gar nicht mehr in der Weltrangliste geführt wurde war ihre Auszeit das Beste, das Ash Barty passieren konnte.
"Die Pause gab ihr eine neue Perspektive und eine Persönlichkeit außerhalb des Tennisplatzes – das ist enorm wichtig für eine junge Sportlerin", sagt die frühere, australische Profispielerin Alicia Molik, "Barty hat sich die Zeit genommen, die sie brauchte. Damit wird sie die nächste Generation von Profis und das Frauentennis beeinflussen – sie selbst wird stärker und stärker werden."
Kleine Spielerin, großes Schlagrepertoire
Mit nur 1,66 Meter gehört Barty zu den kleinsten Spitzenspielerinnen aber sie hat das vielleicht größte Schlagrepertoire: eine harte, schnurgerade Vorhand, eine giftig unterschnittene Slice-Rückhand - und für den US-Tennisjournalisten Christopher Clarey, das beste Serve und Volley-Spiel seit Martina Navratilova.
"Ihre Gegnerinnen und Tennis-Fachleute wussten immer wie talentiert sie ist. Aber sie ist mental stärker geworden, konzentrierter und sie glaubt, daß sie gewinnen kann. Ihr Spiel war schon früher erstklassig."

Die French Open auf Sand und direkt danach auf Gras zu gewinnen – das haben nur wenige geschafft: Serena Williams, Steffi Graf, Martina Navratilova, Chris Evert – und Ash Barty. Trotz Schulterproblemen ist sie die Favoritin in Wimbledon. Als letzte Australierin hat Evonne Goolagong-Cawley dort den Titel geholt. "Egal ob sie die Salatschüssel heimbringt oder nicht", meint die frühere Weltranglistenerste, "gewonnen" hätte Ash Barty jetzt schon. Den Respekt ihrer Gegnerinnen, die Anerkennung der Fachpresse und die Herzen der Tennisfans.
"Ich bin so stolz auf Ash, sie verhält sich vorbildlich und strahlt soviel Positivität aus. Sie ist bescheiden und preist ihr bodenständig - ein frischer Wind im Damen-Profitennis. Sie wird immer selbstbewusster und immer besser. Mit ihr hat Australien buchstäblich eine strahlende Zukunft."