Als der Buddhismus in Myanmar zu florieren begann, war Prinz Siddharta, der spätere Buddha, bereits seit einem Jahrtausend tot. Importiert hatten die Religion um die 500 Mönche und Kaufleute aus Indien. In den folgenden 1500 Jahren entwickelten die herrschenden Dynastien in der Region zwischen dem Golf von Bengalen und dem Shan-Hochland ganz eigene Formen der buddhistischen Praxis und der buddhistischen Kunst.
Was in der Ausstellung in der New Yorker Asia Society zuerst auffällt, ist die zentrale Rolle, die die Figur des Buddha selber in vielen der 70 Exponaten spielt. Dazu die Kuratorin Adriana Proser:
"Ostasiatische Länder wie China, Japan oder Korea halten sich an heilige Schriften in Sanskrit. Myanmar hingegen folgte von Anfang an einer viel älteren Tradition. Dieser sogenannte Theravada-Buddhismus ist ganz auf das Leben des historischen Buddha konzentriert und auf seine Vergangenheit in anderen Universen."
Die meisten der präsentierten Skulpturen und üppig verzierten Devotionalien sind zum ersten Mal im Westen zu sehen. Sie befinden sich in hervorragendem Zustand. Denn in Myanmar ist der Buddhismus im Alltag so gegenwärtig wie es anderswo Handys sind. Entsprechend sorgfältig werden die religiösen Accessoires gepflegt. Dafür sorgen auch die buddhistischen Mönche und die zahlreichen Klöster, die in Myanmar immer schon wichtiger waren als in vielen anderen Staaten Ostasiens.
Als goldenes Zeitalter der buddhistischen Kunst gilt die Pagan-Periode im 11. und 12. Jahrhundert, so benannt nach der ehemaligen Königsstadt Pagan westlich des Zentrums von Myanmar.
"Es wurden Tausende von architektonischen Projekten ausgeführt und Klöster, Tempel und Pagoden gebaut. Viele davon finanzierte der Staat, der auch die Mönche unterstützte und Unmengen für die Verschönerung religiöser Bauten ausgab. Der Staat und der Buddhismus gingen in der Geschichte Myanmars oder Burmas jahrhundertelang Hand in Hand."
Aus der Pagan-Epoche stammt das prächtige Steinrelief, das die Geburt Buddhas darstellt. Der Legende nach hat die Mutter Maya ihren Sohn schmerzlos aus ihrer Seite genommen. Die gelassene Heiterkeit ihrer Miene ist der beste Beweis dafür. Ein anderes Relief zeigt den Tod Buddhas, eine liegende Gestalt, deren Gesicht dem Ausdruck ewige Ruhe erst richtig Bedeutung verleiht.
Je jünger desto prunkvoller werden die Werke. Im 19. Jahrhundert scheint ohne Gold nichts mehr gut genug gewesen zu sein. Eine goldene Servierglocke ist mit bunt funkelnden Glasintarsien und Szenen aus Buddhas Leben geschmückt. Geradezu bescheiden wirkt daneben der farbige Fussabdruck Buddhas, eine Malerei auf einer zwei Meter langen Stoffbahn, die entfernt an einen fünfarmigen goldenen Kerzenhalter erinnert.
Glocken und Manuskripte, hölzerne Schreine und glasierte Tonkacheln: Sie alle sind zur Verherrlichung des einen Erleuchteten entstanden. Doch bedarf es keiner Epiphanien, um von diesen Kostbarkeiten aus dem fernen, fremden Myanmar hingerissen zu sein.
Ausstellungsinfos:
"Buddhist Art of Myanmar", 10. Februar 2015 - 10. Mai 2015, Asia Society New York, 725 Park Avenue, New York, NY 10021
"Buddhist Art of Myanmar", 10. Februar 2015 - 10. Mai 2015, Asia Society New York, 725 Park Avenue, New York, NY 10021