Jule Reimer: In Hannover bin ich verbunden mit unserer Landeskorrespondentin Susanne Schrammar: Wie kommt diese Verzögerung zustande ?
Susanne Schrammar: Als der ehemalige Bundesumweltminister Norbert Röttgen im März dieses Jahres die Asse besucht hat, da hatte er einen Zeitplan für die geplante Räumung des Atommülllagers angekündigt und für diesen Zeitplan hat das Bundesamt für Strahlenschutz – also der Betreiber der Asse – einen Ablaufplan beigesteuert, der sich an den derzeitigen Bedingungen und der derzeitigen Rechtslage orientiert. Und da kommt das BfS zu dem Schluss, wenn sich im Verfahren, im Ablauf nichts ändert, dann könnten die ersten Fässer erst im Jahr 2036 und nicht wie bisher angenommen 2028 geborgen werden. Das BfS selbst sagt, es sei ein Worst-Case-Szenario, das da aufgezeichnet wurde, also im schlimmsten Fall - ich würde es als klaren Warnschuss, als Weckruf des BfS an das Bundesumweltministerium sehen. Denn offenbar könnte es um einiges schneller gehen mit der Rückholung der Atommüllfässer, aber dafür müssten sich dringend die Rahmenbedingungen ändern. Diesen Appell gab es in den vergangenen Monaten bereits mehrfach, ist aber offenbar ungehört im Ministerium verhallt und dass dieses interne Papier, mit dieser Schockzahl jetzt an die Öffentlichkeit gelangt ist, deutet darauf hin, dass hier jemand nochmal ganz deutlich machen wollte: So geht es nicht weiter!
Reimer: Der neue Bundesumweltminister, Peter Altmaier, hat das Bundesamt für Strahlenschutz für die Verzögerungen bei der Rückholung der radioaktiven Abfälle aus dem Atommülllager Asse kritisiert. Wer hat da jetzt Recht? Haben die Verantwortlichen überhaupt andere Möglichkeiten?
Schrammar: Als die vielen Asse-Skandale öffentlich wurden, 2008, 2009, da wurde das ehemalige Bergwerk unter das strengere Atomrecht gestellt, auch damit sich das Geschehene nicht wiederholt. Und unter diesen Spielregeln läuft jetzt auch die geplante Räumung ab. Aber was einerseits zum Schutz gedacht ist, behindert die Arbeiten auf der anderen Seite. So gibt es langwierige, aufwändige Genehmigungsverfahren- z.B. das allein für den zweiten Schacht wird sich vermutlich acht Jahre hinziehen - es gibt viele, strenge Auflagen und vor allem dürfen nach den derzeitigen Regelungen die einzelnen Projekte für die Rückholung nur nacheinander, nicht zeitgleich ausgeführt werden. Also – erst die Notfallmaßnahmen, z .B. große Strömungsbauwerke, falls noch mehr Wasser eintritt, dann erst dürfen die Kammern geöffnet werden, die Probebergungen beginnen, obwohl die Bohreinrichtungen längst unter Tage stehen. Das kostet Zeit und darum fordern Politiker vor allem aus Niedersachsen seit Monaten eine Lex Asse, ein besonderes Gesetz, das das Verfahren vereinfachen und schneller machen würde. Aber bislang ist da aus dem Bundesumweltministerium nichts Konkretes gekommen.
Reimer: Für Freitag hat der neue Bundesumweltminister Peter Altmaier einen kurzfristigen Besuch in der Asse angekündigt, wie geht es denn jetzt weiter?
Schrammar: Keine zwei Wochen im Amt und schon in der Asse – Röttgen hat zweieinhalb Jahre gebraucht – das ist schon ein klares Statement in Richtung: Ich mache die Asse zur Chefsache: Peter Altmaier hat sich laut Pressemiteilung enttäuscht und beunruhigt gezeigt und will da jetzt offenbar Druck machen – rügt also einerseits das BfS, stärkt ihm aber in der Sache den Rücken – und das könnte dazu führen, dass jetzt tatsächlich Tempo in die Rückholung kommt, wie es niedersächsische Politiker wie der Ministerpräsident David McAllister, CDU, der Umweltminister Stefan Birkner von der FDP, diverse Oppositionspolitiker und vor allem die Menschen vor Ort auch fordern. Aber, der Minister muss nach seinem Besuch am Freitag in der Asse auch mit Taten untermauern, dass er es ernst meint. Die Asse gilt laut Experten zwar noch für einige Jahrzehnte als standsicher, dennoch gibt es die ständige die Gefahr eines unkontrollierbaren großen Wassereinbruchs und je früher der Atommüll raus kommt, desto besser.
Reimer: Die Bergung des Atommülls aus der Asse wird möglicherweise viel später beginnen als erhofft. Danke für diese Information an unsere Landeskorrespondentin Susanne Schrammar.
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Susanne Schrammar: Als der ehemalige Bundesumweltminister Norbert Röttgen im März dieses Jahres die Asse besucht hat, da hatte er einen Zeitplan für die geplante Räumung des Atommülllagers angekündigt und für diesen Zeitplan hat das Bundesamt für Strahlenschutz – also der Betreiber der Asse – einen Ablaufplan beigesteuert, der sich an den derzeitigen Bedingungen und der derzeitigen Rechtslage orientiert. Und da kommt das BfS zu dem Schluss, wenn sich im Verfahren, im Ablauf nichts ändert, dann könnten die ersten Fässer erst im Jahr 2036 und nicht wie bisher angenommen 2028 geborgen werden. Das BfS selbst sagt, es sei ein Worst-Case-Szenario, das da aufgezeichnet wurde, also im schlimmsten Fall - ich würde es als klaren Warnschuss, als Weckruf des BfS an das Bundesumweltministerium sehen. Denn offenbar könnte es um einiges schneller gehen mit der Rückholung der Atommüllfässer, aber dafür müssten sich dringend die Rahmenbedingungen ändern. Diesen Appell gab es in den vergangenen Monaten bereits mehrfach, ist aber offenbar ungehört im Ministerium verhallt und dass dieses interne Papier, mit dieser Schockzahl jetzt an die Öffentlichkeit gelangt ist, deutet darauf hin, dass hier jemand nochmal ganz deutlich machen wollte: So geht es nicht weiter!
Reimer: Der neue Bundesumweltminister, Peter Altmaier, hat das Bundesamt für Strahlenschutz für die Verzögerungen bei der Rückholung der radioaktiven Abfälle aus dem Atommülllager Asse kritisiert. Wer hat da jetzt Recht? Haben die Verantwortlichen überhaupt andere Möglichkeiten?
Schrammar: Als die vielen Asse-Skandale öffentlich wurden, 2008, 2009, da wurde das ehemalige Bergwerk unter das strengere Atomrecht gestellt, auch damit sich das Geschehene nicht wiederholt. Und unter diesen Spielregeln läuft jetzt auch die geplante Räumung ab. Aber was einerseits zum Schutz gedacht ist, behindert die Arbeiten auf der anderen Seite. So gibt es langwierige, aufwändige Genehmigungsverfahren- z.B. das allein für den zweiten Schacht wird sich vermutlich acht Jahre hinziehen - es gibt viele, strenge Auflagen und vor allem dürfen nach den derzeitigen Regelungen die einzelnen Projekte für die Rückholung nur nacheinander, nicht zeitgleich ausgeführt werden. Also – erst die Notfallmaßnahmen, z .B. große Strömungsbauwerke, falls noch mehr Wasser eintritt, dann erst dürfen die Kammern geöffnet werden, die Probebergungen beginnen, obwohl die Bohreinrichtungen längst unter Tage stehen. Das kostet Zeit und darum fordern Politiker vor allem aus Niedersachsen seit Monaten eine Lex Asse, ein besonderes Gesetz, das das Verfahren vereinfachen und schneller machen würde. Aber bislang ist da aus dem Bundesumweltministerium nichts Konkretes gekommen.
Reimer: Für Freitag hat der neue Bundesumweltminister Peter Altmaier einen kurzfristigen Besuch in der Asse angekündigt, wie geht es denn jetzt weiter?
Schrammar: Keine zwei Wochen im Amt und schon in der Asse – Röttgen hat zweieinhalb Jahre gebraucht – das ist schon ein klares Statement in Richtung: Ich mache die Asse zur Chefsache: Peter Altmaier hat sich laut Pressemiteilung enttäuscht und beunruhigt gezeigt und will da jetzt offenbar Druck machen – rügt also einerseits das BfS, stärkt ihm aber in der Sache den Rücken – und das könnte dazu führen, dass jetzt tatsächlich Tempo in die Rückholung kommt, wie es niedersächsische Politiker wie der Ministerpräsident David McAllister, CDU, der Umweltminister Stefan Birkner von der FDP, diverse Oppositionspolitiker und vor allem die Menschen vor Ort auch fordern. Aber, der Minister muss nach seinem Besuch am Freitag in der Asse auch mit Taten untermauern, dass er es ernst meint. Die Asse gilt laut Experten zwar noch für einige Jahrzehnte als standsicher, dennoch gibt es die ständige die Gefahr eines unkontrollierbaren großen Wassereinbruchs und je früher der Atommüll raus kommt, desto besser.
Reimer: Die Bergung des Atommülls aus der Asse wird möglicherweise viel später beginnen als erhofft. Danke für diese Information an unsere Landeskorrespondentin Susanne Schrammar.
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