Die Reise in den Asteroidengürtel begann im September 2007 am US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida.
Die Raumsonde Dawn machte sich auf eine Reise zu den Grundbausteinen unseres Sonnensystems. Die vermutet die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, einer Art unaufgeräumten Rumpelkammer unseres Planetensystems. Mehrere Hunderttausend Gesteinsbrocken ziehen dort ihre Bahnen um die Sonne. Es sind größtenteils trockene, staubige Objekte, die sich seit der Entstehung unseres Sonnensystems kaum verändert haben.
"Ceres ist der größte Asteroid zwischen Mars und Jupiter. Er gilt als Zwergplanet. Das bedeutet: Seine Anziehungskraft ist stark genug, um ihn zu einer Kugel zu formen. Darin unterscheidet er sich von allen anderen Objekten im Asteroidengürtel, die kleiner sind und unregelmäßig geformt."
James Graf ist stellvertretender Direktor in der Abteilung für Erdwissenschaften und Technologien am Jet Propulsion Laboratory (JPL) in Kalifornien. Seinen Namen verdankt Ceres der römischen Göttin des Ackerbaus. Konsequenterweise ist sein astronomisches Symbol eine Sichel.
Mehr Mond als Asteroid
Ceres ist nicht nur größer als die Objekte in seiner Nachbarschaft - er passt auch nicht so recht in den Asteroidengürtel. Denn bei diesem Zwergplaneten handelt es sich nicht um einen geologisch toten Brocken aus Gestein. Vielmehr ähnelt er den eisbedeckten Monden der Gasplaneten im äußeren Sonnensystem, so Graf:
"Ceres hat wahrscheinlich eine dünne Staubkruste und einen festen Kern aus Nickel und Eisen. Dazwischen könnte es eine Schicht aus Wassereis geben. Vielleicht werden wir sogar Geysire sehen, durch die Wasserdampf aus dem Innern des Zwergplaneten emporsteigt. Das Weltraumteleskop Herschel hat Wasserdampf um Ceres herum nachgewiesen. Wir wüssten gerne, wo dieses Wasser herkommt und auf welche Art es austritt."
Genau wie beispielsweise der Jupitermond Europa hat wahrscheinlich auch der Zwergplanet Ceres einen flüssigen Ozean unter seinem Eispanzer. Anhand von Messungen des Hubble-Weltraumteleskops glauben Astronomen, dass Ceres' felsiger Kern von einem fast 100 Kilometer dicken Ozean bedeckt ist, wie Joel Poncy von Thales Alenia Space in Cannes erläutert. Der französische Raumfahrtkonzern entwirft derzeit eine Landesonde für Ceres.
"Ceres verfügt wahrscheinlich über eine innere Wärmequelle, die dafür sorgt, dass das Wasser unter dem Eispanzer stets flüssig bleibt. Dieser Himmelskörper hat eine sehr geringe Dichte, kann also kein reiner Gesteinsbrocken sein, sondern muss zu etwa einem Drittel aus Wasser bestehen. Für die Hitzezufuhr kommt radioaktives Material im Kern in Frage, dass die über ihm liegende Eisschicht aufheizt. Auch das im Wasser gelöste Ammoniak dürfte dafür sorgen, dass der Gefrierpunkt des Wassers auf bis zu minus 100 Grad Celsius heruntergesetzt wird, es also länger flüssig bleibt."
Hoffen auf flüssiges Wasser
Die Raumsonde Dawn ist derzeit im Anflug auf Ceres. Seit Wochen bereits funkt sie Bilder zur Erde. Sie zeigen unter anderem einen riesigen, weißen Flecken, bei dem es sich möglicherweise um Eisvorkommen auf der Oberfläche handelt. Die Aussicht auf so viel Wasser hat die NASA veranlasst, die angepeilte Flughöhe zu ändern. Ursprünglich sollte Dawn tiefer über Ceres hinweg fliegen und nach Missionsende sogar darauf stürzen. Da es aber flüssiges Wasser zu geben scheint und in ihm vielleicht organische Moleküle, will die NASA diese möglicherweise bewohnbare Welt nicht mit Objekten von der Erde kontaminieren, so Keri Bean, Dawn-Ingenieurin am JPL in Pasadena.
"Unser Plan für Dawn ist, die Sonde am Ende ihrer Lebenszeit in einen Friedhofsorbit zu überführen. So sind wir sicher, dass sie nicht in Kontakt kommt mit möglichem flüssigem Wasser."
Und so wird die Raumsonde Dawn ihr Leben wohl als einsamer, künstlicher Mond beenden, der Ceres auf ewig umkreist.