Es geht um den Ursprung, spektrale Interpretationen, Ressourcen, Sicherheit und Regolith: All das steckt in der kryptischen Abkürzung der NASA-Raumsonde OSIRIS-Rex, die seit zweieinhalb Monaten den Asteroiden Bennu umkreist: ein recht kleiner Brocken mit einem Durchmesser von 500 Metern, dessen Bahn gelegentlich die der Erde kreuzt und der offenbar nichts als ein kosmischer Schutthaufen ist:
"Wir glauben nicht, dass es in seinem Innern einen festen Gesteinskern gibt, auf dem ein bisschen Dreck liegt. Bennu ist eine lose Ansammlung von Geröllbrocken, die bis zu 20 Meter groß sind. Einen stabilen Kern gibt es nicht."
Asteroid in Form eines Diamanten
Michael Nolan leitet das Wissenschaftsteam der Mission, das nun eine erste umfassende Analyse von Bennu vorgelegt hat. Demnach hat der Asteroid sehr grob die Form eines Diamanten, mit einem rund um seinen Äquator verlaufenden Ringberg. Es gibt einige große Krater – und zur Überraschung der Forscher – riesige Geröllbrocken. Einer dieser Klumpen ist ganze 58 Meter breit, was auf dem kaum zehnmal größeren Bennu nur schwer zu erklären ist:
"Der Asteroid entstand vermutlich vor fünf Milliarden Jahren im Asteroidengürtel. Später – wir wissen noch nicht, wann genau – schlug etwas in seine Oberfläche ein und brachte diese großen Brocken zusammen, aus denen sich dann Bennu bildete."
Immer schneller werdende Drehung
Auf Bennu geht aber noch etwas anderes vonstatten: Wie andere Asteroiden seiner Größe dreht er sich immer schneller um seine eigene Achse. Höchstwahrscheinlich sei dafür der sogenannte YORP-Effekt verantwortlich, sagt Michael Nolan: Je wärmer Bennus extrem dunkle Oberfläche ist, um so mehr strahlt sie Wärmestrahlung in Form von Photonen ins All ab. Während aber das Material kurz nach Sonnenaufgang noch kühl von der Nacht ist, hat die Sonne die Nachmittagsseite bereits aufgeheizt: Wie bei einem Windrad, auf das der Wind auf einer Seite stärker drückt und es so antreibt. Wäre Bennus Rotation allerdings über die letzten Jahrmilliarden tatsächlich immer schneller geworden, hätten ihn die Fliehkräfte eigentlich längst zerreißen müssen:
"Das bedeutet wohl, dass immer wenn sich der Asteroid zu schnell oder zu langsam drehte, sich das Material auf seiner Oberfläche verschob. Und das veränderte die Form dieses Windrads. Und wenn man die Form eines Windrads verändert, kann es seine Drehrichtung verändern."
Die ersten Ergebnisse von Bennu zeigen: Selbst derart kleine Asteroiden mit ihrer extrem schwachen Schwerkraft sind keine statischen Objekte. Im kommenden Jahr wollen die Forscher OSIRIS-Rex auf Bennus Oberfläche lenken, wo er bis zu zwei Kilogramm Gesteinsproben aufsammeln und später zur Erde bringen soll. Michael Nolan fürchtet allerdings, dass das bei diesem groben und zerklüfteten Schutthaufen nicht ganz einfach wird.