Archiv

Astronomie
Der Himmel kopfüber

Brasilien, das Gastgeberland der Fußball-Weltmeisterschaft, erstreckt sich über so viele Breitengrade, dass es dort unmöglich wäre, mit nur einer Sternzeit das Geschehen am Himmel zu beschreiben. Das wäre in etwa so, als wollte man Beobachtern am Nordkap und auf Sizilien gleichzeitig die passenden Informationen liefern.

Von Dirk Lorenzen |
    Im Norden Brasiliens, nahe dem Äquator, gibt es keine Jahreszeiten. Dort dauern Tag und Nacht immer genau zwölf Stunden. Von dort sind im Laufe des Jahres sämtliche Sterne am Himmel zu sehen - also sowohl der Große Wagen als auch das Kreuz des Südens.
    Auf der Breite von Rio de Janeiro schrammt der Große Wagen dagegen nur für wenige Stunden tief über den Nordhorizont - und ist zudem nicht so einfach zu erkennen. Denn für den Beobachter steht er auf dem Kopf. Der Polarstern und der Kleine Wagen sind niemals zu sehen.
    Dafür steht in Brasilien derzeit das Kreuz des Südens abends hoch am Himmel - links von ihm funkeln die beiden Zeigersterne im Zentaur. Der hellere der beiden ist Alpha Centauri, der nächste Nachbarstern der Sonne.
    Die Mondphasen sind auf der Südhalbkugel natürlich genauso wie im Norden. Also nimmt auch dort der Mond gerade zu. Allerdings ist er für uns ungewohnt orientiert.
    Auch in Brasilien geht die Sonne im Osten auf und im Westen unter, erreicht aber ihre höchste Stellung im Norden; jedenfalls derzeit:
    In den Bereichen zwischen den Wendekreisen steht die Sonne - je nach Zeitpunkt im Jahr - mal im Norden am höchsten, mal im Süden. In großen Bereichen Brasiliens haben die Häuser also gleich zwei Sonnenseiten.