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Astronomie
Raumfahrt ohne Russland?

Vor allen in den USA ist immer wieder die Forderung zu hören, wegen der Ukraine-Krise die Zusammenarbeit mit Russland in der Raumfahrt zu beenden. Solche Boykottankündigungen haben wenig Substanz: Denn Europa und die USA sind von Russland abhängig.

Von Dirk Lorenzen | 19.05.2014
    Drei Russen, zwei Amerikaner, ein Deutscher: Ein Gruppenfoto von Astronauten der ISS.
    Drei Russen, zwei Amerikaner, ein Deutscher: Auf der Raumstation funktioniert die internationale Zusammenarbeit bestens (ESA)
    Derzeit erreichen Astronauten die Internationale Raumstation nur an Bord russischer Soyuz-Raketen. In wenigen Tagen soll die nächste Kapsel starten: An Bord sind außer dem russischen Kommandanten Maxim Surajew der NASA-Astronaut Reid Wiseman und der deutsche Geophysiker Alexander Gerst.
    Frühestens in drei Jahren verfügt die NASA wieder über eigene Raumschiffe, um Menschen in die Umlaufbahn zu bringen. Selbst bei unbemannten Raketen könnten die USA kaum sofort auf russische Technik verzichten. Die Atlas, eines der Arbeitspferde der US-Raumfahrt, nutzt ein russisches Triebwerk. Es hat feine Ironie, dass die meisten Aufklärungssatelliten des US-Militärs mit einer Rakete starten, in der russische Technik zum Einsatz kommt.
    Die im Auftrag der NASA von der Firma Orbital entwickelte Antares-Rakete nutzt sogar eine ganze Raketenstufe, die aus dem russischen Teil der Ukraine stammt. Mit der Antares fliegt der neue Cygnus-Frachter zur Raumstation. Aber auch Russland braucht die USA: Denn ohne das finanzielle Engagement und auch die technische Unterstützung der Amerikaner könnte Russland die riesige Raumstation nicht betreiben. Die Raumfahrer selbst sehen das irdische Säbelrasseln gelassen. Die Zusammenarbeit im All habe schon viele irdische Krisen überstanden - das werde auch dieses Mal so sein.