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Astronomie
Vergessene Stars: En-Hedu-Anna

Heute Abend steht der Halbmond oberhalb von Antares im Skorpion – in den kommenden Nächten zieht er quer durch die Milchstraße im Schützen. Wie der Mond über den Himmel läuft, haben schon sumerische Priesterinnen und Priester verfolgt, so auch En-Hedu-Anna.

Von Dirk Lorenzen |
    Um das Jahr 2300 vor Christus war En-Hedu-Anna die führende astronomische Priesterin in Mesopotamien. Sie war die Tochter des Königs Sargon und stand dem Tempel der Mondgöttin Nanna in der Stadt Ur vor.
    Auf Keilschrifttafeln sind viele Gedichte und Tempelhymnen von En-Hedu-Anna überliefert. In einem Text beschreibt sie, wie sie den Lauf des Mondes beobachtet, der die kosmische Ordnung vorgibt. Der Mond spielte offenbar schon damals eine Rolle als Taktgeber des Kalenders.
    In einem anderen Vers geht es darum, wie sie den Himmel vermisst und die Erde erkundet. En-Hedu-Anna betrieb sowohl Astronomie als auch Landvermessung und Ackerbau.
    In einem längeren Gedicht preist sie die Göttin Inanna, die am Himmel vom Planeten Venus repräsentiert wird. Schon damals war den Sumerern bekannt, dass die Venus mal als Abend- und mal als Morgenstern leuchtet.
    En-Hedu-Anna heißt wörtlich übersetzt 'führender Schmuck des Himmels'. Sie steht am Beginn einer fünfhundert Jahre andauernden Periode, in der immer Königstöchter die Hohepriesterinnen des Mondtempels gewesen sind.
    En-Hedu-Anna gilt als die erste Gelehrte der Menschheitsgeschichte, von deren Schriften wir Kenntnis haben. Aber natürlich haben schon lange vorher Frauen und Männer die Vorgänge am Firmament verfolgt – nur sind uns deren Namen nicht bekannt.