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Astronomie
Zweimal Ebbe, zweimal Flut

Der zunehmende Mond steht derzeit bei Einbruch der Dunkelheit am Südhimmel. Sein Licht verzaubert die Nacht – zugleich sorgt seine Anziehungskraft für den höheren Wasserstand an den Küsten.

Von Dirk Lorenzen |
    Dass der Mond Ebbe und Flut verursacht, wie es meist heißt, ist nicht ganz richtig – denn allein mit dem Mond ließe sich nur ein Flutberg erklären. Tatsächlich steht der Pegel aber zweimal am Tag hoch und niedrig.
    Der zweite „Wasserberg“ befindet sich genau auf der mondabgewandten Seite der Erde. Er kommt dadurch zustande, dass streng genommen nicht der Mond um die Erde läuft, sondern Erde und Mond um ihren gemeinsamen Schwerpunkt kreisen.
    Weil die Erde viel mehr Masse hat als der Mond, liegt der gemeinsame Schwerpunkt noch innerhalb der Erde, etwa 1500 Kilometer unter der Oberfläche – und immer genau in Richtung Mond.
    Die Erde bewegt sich im Laufe eines Monats einmal um diesen Schwerpunkt herum. Die resultierende Fliehkraft lässt auf der mondabgewandten Seite das Wasser höher steigen.
    Weil sich die Erde zweimal am Tag unter diesen beiden Wasserbergen hindurch dreht, kommt es regelmäßig zu Ebbe und Flut. Die genauen Zeiten verschieben sich übrigens um etwa eine Stunde pro Tag – weil der Mond um die Erde wandert.
    Die Meere zeigen uns das wundersame Zusammenspiel der Kräfte: Auf Helgoland etwa ist morgen um 16 Uhr 42 Hochwasser – im schönsten Mondschein.
    Aber auch schon früh um 4:05 Uhr läuft das Meer hoch auf, obwohl der Mond weit unter dem Horizont steht. Das ist dann der Wasserberg auf der Rückseite der Erde.
    gewünscht von Dörte Rättig