Das Flüchtlingslager Vial auf der griechischen Insel Chios. Kinder spielen zwischen Müll und Stacheldraht. Insgesamt 2.000 Flüchtlinge aus Syrien, aus dem Irak, aus Afghanistan, aus Afrika sind hier im Lager Vial gestrandet:
"Ich bin seit 17 Monaten hier – immer wenn ich frage: Was ist mit meinem Asylantrag, heißt es nur: Warte!, klagt ein junger Iraker, ein anderer ruft: Sie geben uns kein gutes Essen, das Brot ist schlecht."
Die Flüchtlinge im Lager Vial auf Chios fühlen sich von der Welt vergessen – und genau deshalb treffen sich ab heute 130 Aktive von Flüchtlingshilfsorganisationen aus ganz Europa zur Asyl-Konferenz genau dort, auf Chios:
"Unsere Konferenz ist ja eigentlich auch ein Zeichen der Solidarität", sagt Katharina Stamm von der Diakonie Deutschland, dem Wohlfahrtsverband der evangelischen Kirche.
"Ich glaube, für Griechenland ist es ganz wichtig, dass wir Ihnen zeigen – und gerade auch aus dem kirchlichen Kontext hier den Strukturen zeigen: Wir lassen Euch nicht alleine. Wir gucken nach wie vor hin. Wir hören Euch zu. Wir werden den Bürgermeister von Chios treffen. Wir werden natürlich auch mit Geflüchteten sprechen. Konkret helfen, das wird schwierig."
Familien wieder zusammenbringen
Ist aber in manchen Fällen möglich, Beispiel: Familiennachzug. Der Vater lebt seit Jahren in Deutschland, seine Frau und die Kinder harren aber noch in Lagern wie auf der Insel Chios aus, obwohl die Behörde inzwischen den Familiennachzug genehmigt hat:
"Es gibt ja ganz viele Fälle, wo Deutschland schon die Zustimmung gegeben hat, aber die sitzen trotzdem noch hier monatelang fest in Griechenland."
Solche Familien endlich wieder zusammenbringen– das will die Diakonie Deutschland zusammen mit ehrenamtlich arbeitenden Juristinnen und Jura-Studenten erreichen, die sich hier auf der Insel Chios um jeden einzelnen Fall kümmern und notfalls vor Gericht ziehen.
Arbeit für Flüchtlinge – das ist eine Arbeit, die immer schwieriger wird. In Ungarn ist es seit diesem Sommer in manchen Fällen verboten, Flüchtlingen bei ihrem Asylantrag zu helfen. Wer es trotzdem tut, dem droht eine Haftstrafe. Italien oder Malta verhindern, dass Hilfsorganisationen mit eigenen Schiffen Flüchtlinge aus dem Mittelmeer retten. Jede Form der "Willkommenskultur", so scheint es, wird ausgebremst:
"Was heißt Flüchtlingsarbeit zu machen im Jahr 2018 in Europa. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Das muss man ganz klar sagen."
Verzweifeln und aufgeben wollen die Helfer deshalb aber nicht, im Gegenteil. Katharina Stamm von der Diakonie Deutschland umschreibt das Ziel der Asyl-Konferenz in Griechenland so:
"Die Leute, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren, müssen jetzt einfach noch stärker zusammenrücken, sich noch besser vernetzen und ihre Arbeit einfach weitermachen. Die Arbeit machen wir schon seit Jahrzehnten und das wird auch nicht aufhören und gemeinsam sind wir stark. Ich glaube, das ist das Zeichen, das wir hier aussenden wollen."