Vier Wachleute hatten den Marokkaner Badr Abboussi in Essen brutal verprügelt - kein Einzelfall. Der Skandal kam vor mehr als einem Monat ans Licht; auf einem "Flüchtlingsgipfel" hatte die Landespolitik Sofortmaßnahmen versprochen, um den Asylsuchenden zu helfen und zu verhindern, dass so etwas noch einmal passiert. Den Kommunen wurde eine Übernahme der Unterbringungskosten zugesagt, den Flüchtlingen psychologische und pädagogische Hilfe.
Der misshandelte Marrokaner Abboussi sagte jetzt dem WDR, er habe bisher keine psychologische Betreuung bekommen - nicht ein einziges Mal. "Im Gegenteil: Meine Beschwerden und Fragen wurden abgewiesen. Und auch Politiker sind nicht gekommen, um sich zu entschuldigen oder nach mir zu sehen."
Auch andere Asylbewerber in der Essener Unterkunft erklärten, sie hätten keine Hilfe erhalten, sondern weitere Drohungen: Ibrahim Diallo aus Guinea sagte, "nachdem ich dem WDR ein Interview gegeben habe, hat mir ein Mitarbeiter vom Heim gedroht, ich werde keine Registrierung erhalten und keinen Flüchtlingsausweis."
Auf dem "Flüchtlingsgipfel" wurden auch unangekündigte Kontrollen der Einrichtungen vereinbart. Die habe es bislang ebenfalls nicht gegeben, sagte der stellvertretende Präsident der Bezirksregierung Arnsberg, Volker Milk, dem Sender.
Schulz warnt vor neuen Grenzen in Europa
Unterdessen warnte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz zum Jahrestag des Mauerfalls vor neuen Grenzen in Europa und forderte eine umfassende Reform der Asyl- und Flüchtlingspolitik. Das Recht, überall in Europa reisen und leben zu dürfen, sei die größte Errungenschaft der europäischen Einigung, sagte Schulz in Berlin.
Schulz kritisierte, dass fast täglich an den Außengrenzen der EU Menschen stürben beim Versuch, nach Europa zu gelangen. Er drängte auf eine bessere Harmonisierung bei Asylverfahren und mehr Solidarität zwischen den EU-Ländern: "Es ist nicht fair, wenn nur einige wenige europäische Länder die große Mehrheit der Flüchtlinge aufnehmen."
(sdö/tgs)