Das Transitzentrum in Manching und die so genannte "Besondere Aufnahmeeinrichtung" in Bamberg – sie könnten bald als Vorbilder für Aufnahmezentren in ganz Deutschland dienen. Ausgerechnet diese Einrichtungen als gute Beispiele – da muss Mirjam Elsel fast schon lachen:
"Nein, sicher nicht. Ich glaube nicht, dass die zentrale Unterbringung von Flüchtlingen wirklich wegweisend ist, sondern ich glaube, sie verursacht mehr Probleme als dadurch gelöst werden."
Mirjam Elsel ist Pfarrerin, sie koordiniert die Flüchtlingsarbeit für den evangelisch-lutherischen Dekanatsbezirk Bamberg. Und: Sie kümmert sich um die Asylbewerber, die in der besonderen Aufnahmeeinrichtung leben: Momentan sind das Menschen aus den so genannten sicheren Herkunftsländern wie Albanien oder dem Senegal. Sie kommen direkt nach der Einreise nach Bamberg, dürfen die Stadt nicht verlassen und bleiben dort, bis sie abgelehnt werden – oder, in seltenen Fällen, bis sie erfahren, dass sie bleiben können.
Viele Probleme im Alltag
"Das Problem ist, die Menschen können selber nicht kochen, können selber nicht einkaufen gehen, es dürfen keine Lebensmittel in den Wohnungen aufbewahrt werden, man muss auf sehr sehr engem Raum zusammenleben."
Schulunterricht für Kinder gibt es nur eingeschränkt, Sprachkurse kaum. Ähnlich sieht es auch im so genannten Transitzentrum in Manching bei Ingolstadt aus. Hier leben über 1.000 Geflüchtete, außer den Asylbewerbern aus den so genannten sicheren Herkunftsländern auch Menschen aus Nigeria, Äthiopien oder Afghanistan. Grob gesagt, Menschen aus Herkunftsländern, bei denen das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mehr als die Hälfte der Asylanträge ablehnt – auch, wenn es im Fall von Afghanistan nur knapp mehr als die Hälfte ist. Die Grünen im bayerischen Landtag sprechen von katastrophalen Zuständen.
Herrmann zieht positives Fazit
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann von der CSU sieht das anders: "Wir haben sehr positive Erfahrungen gemacht mit den beschleunigten Verfahren in Manching und in Bamberg und vor allem Dingen alle Behörden dort zu konzentrieren. Das heißt, dass dann in dieser Einrichtung sowohl die Mitarbeiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge wie auch die der zuständigen Ausländerbehörden und dann alles weitere was notwendig ist, bis hin zum Verfahren vor dem Verwaltungsgericht, alles in diesem Zentrum stattfinden kann."
Aber – wie fair laufen die Verfahren ab? Sowohl die Grünen im bayerischen Landtag als auch die Flüchtlingshelfer in Bamberg und Manching beklagen: Es gebe zu wenig Asylsozialarbeit und Rechtsberatung in beiden Unterkünften. Die Menschen dort bräuchten mehr Informationen, welche Möglichkeiten sie haben, wenn ein Antrag abgelehnt wurde, sagen sie – welche Fristen sie für eine Klage einhalten müssen zum Beispiel. Denn es zeige sich immer wieder: Vor Gericht haben viele Ablehnungen keinen Bestand. Das Bayerische Sozialministerium hält dagegen die Asylsozialberatung für ausreichend.
Schnellere Bearbeitung der Verfahren
Und für Innenminister Joachim Herrmann hat die zentrale Unterbringung noch einen Vorteil: "Wir wollen damit gerade erreichen deutliche Beschleunigung der Verfahren und dann eben direkt von dort aus die Rückführung, wenn jemand nicht anerkannt wird. Es macht keinen Sinn, dass die Leute erst über ganz Deutschland verteilt werden und dann hinterher sich rausstellt, die sind eigentlich gar nicht berechtigt und dann muss man sie sozusagen einsammeln, um sie in ihre Heimat zurückzubringen und das muss geändert werden."
Ja, die Asylverfahren gehen in den Transitzentren prinzipiell schneller, sagt Gabriele Störkle von der Caritas Pfaffenhofen, die für die Asylberatung in Manching zuständig ist.
"Viele entscheiden sich aber zur Klage und bei einer Klage muss man einfach auch damit rechnen, wie bei allen anderen Asylbewerbern auch, dass es bis zu einem Jahr dauern kann, bis darüber entschieden wird."
Ein Jahr auf engstem Raum, ohne Kontakt zu Deutschen – für Gabriele Störkle ein Jahr verschenkte Integrationsmöglichkeit für die, die bleiben dürfen.