Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) fordert mehr Geld vom Bund für die Versorgung von Asylbewerbern in den Ländern. Die von der Regierung in Berlin bereits einmalig zugesagte eine Milliarde Euro für zwei Jahre reiche nicht aus. "Daran muss sich der Bund stärker beteiligen", sagte er im ARD-Morgenmagazin mit Blick auf die Kosten der Länder. Das gelte etwa für die Ausgaben für Gesundheitsversorgung und Unterbringung.
Kretschmann mahnte vor der Ministerpräsidentenkonferenz zudem eine weitere Beschleunigung von Asylverfahren an. "Sie müssen weiter verkürzt werden auf drei Monate", sagte er. Das sei nötig, um Bewerber ohne realistische Chance auf Asyl schneller zurückzuführen und in den von den Ländern betriebenen Erstaufnahmeeinrichtungen mehr Platz zu schaffen. Das Personal des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) müsse daher aufgestockt werden.
Deutschland in absoluten Zahlen mit den meisten Anträgen
Zahlreiche Konflikte, vor allem die in Syrien und im Irak, führten in den vergangenen Jahren zu einem starken Anstieg der Flüchtlingszahlen. 2014 ist die Zahl der Asylanträge in den Industrieländern um 45 Prozent angestiegen. Insgesamt 866.000 Menschen suchten in den 44 Staaten Asyl und damit fast ebenso viele wie zu Beginn des Bosnien-Kriegs 1992, dem bisherigen Rekordjahr, wie das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) mitteilte. Allein 150.000 der Asylsuchenden kamen demnach aus Syrien, 166 Prozent mehr als 2013.
Die meisten Anträge wurden demnach in Deutschland gestellt. Dort wurden laut UNHCR 173.000 Anträge registriert, das entspricht einem Fünftel der gesamten Gesuche. Verglichen zur Einwohnerzahl entfielen die meisten Anträge allerdings auf Schweden. Dort suchten im vergangenen Jahr 75.100 Menschen Asyl - auf 1.000 Einwohner kommen demnach 24,4 Asylsuchende.
Auf den ersten fünf Plätzen bei den wohlhabenden Zufluchtsstaaten stehen neben Deutschland die USA, die Türkei, Schweden und Italien. Auf sie entfallen laut UNHCR 60 Prozent aller Erstanträge. Die meisten der 121.200 Asylbewerber in den USA stammten aus Mexiko, die meisten der 87.800 Antragsteller in der Türkei kamen aus dem Irak - die Flüchtlinge aus dem benachbarten Syrien werden nicht mitgezählt, da sie automatisch ein temporäres Aufenthaltsrecht erhalten.
Weiterer Anstieg abzusehen
Nach UNHCR-Angaben muss mit einem weiteren Anstieg gerechnet werden, da viele der 3,9 Millionen seit Beginn des Bürgerkriegs im März 2011 in die Nachbarstaaten geflüchteten Syrer nicht mehr daran glaubten, dass sie bald in ihre Heimat zurückkehren können. Angesichts des wachsenden "Gefühls, dass der Krieg niemals enden wird", hofften sie nun auf einen Neuanfang in Europa. Fleming rief die Industriestaaten auf, auf die gegenwärtige Krise ebenso großzügig zu reagieren wie damals auf die Balkankriege.