Am Anfang standen mit KI-Unterstützung generierte visuelle Entwürfe. Einer zeigt die Silhouette einer menschenleeren futuristischen Stadt inmitten der Wüste. Ein anderer versammelt Frauen in muslimischer Tracht, die ein fantastisches Musikinstrument bedienen bzw. Teil einer unvorstellbaren ästhetischen Darbietung sind.
Philosophisch wie künstlerisch motivierte „Futures“ versuchen, krisenhaften Endzeitszenarien ihrer jeweiligen Zeit utopische Gegenentwürfe entgegenstellen. Der historische Futurismus um und nach 1900 verstand die Musik der Zukunft als technisch, männlich, martialisch und autokratisch.
Zukunft künstlerisch antizipieren
Utopischer geartet sind die diversen Futurismen seit Mitte des 20. Jahrhunderts – etwa der „Afrofuturismus“ in Gestalt von Sun Ra und Detroit-Techno. In „Sonic Fictions“ überschreibt er die Geschichtserzählungen der modernen westlichen Gesellschaften und imaginiert bessere Zukünfte im Sinne der Losung „Black to the Future“.
Anna Schürmer, Juniorprofessorin für Musikwissenschaft an der Kölner Musikhochschule, entwirft einen „Arab-Futurismus“. Sie fragt, ob und wie in dem seit Langem von Krisen und Kriegen geschüttelten Nahen Osten heute Utopien lautbar werden, oder werden müssten. Zu Gehör kommt Spartenübergreifendes: von der kuwaitischen Konzeptkünstlerin Fatima Al Quadiri, der saudischen DJ Cosmicat oder vom libanesischen Noise-Duo Two or the Dragon.