Der enge Fahrstuhl mit Doppeltür bringt die Besucher der polnischen Salzmine Wieliczka in den dunklen Abgrund. Die Temperatur beträgt 14 Grad, die feuchte Luft tut der Lunge gut. Die erste von insgesamt neun Ebenen befindet sich 64 Meter unter Tage, ein Labyrinth aus Straßen wartet auf den Besucher. Eine Pilgergruppe aus Kempten ist in Wieliczka unterwegs, der Fremdenführer Marek Klimowicz entführt sie zu den jahrhundertealten Schichten aus weißem Gold:
"Das Bergwerk ist 700 Jahre alt und noch teilweise in Betrieb. Salz wird noch gewonnen, im letzten Jahr zum Beispiel etwa 16.000 Tonnen. Kopernikus besuchte das Bergwerk vor über 500 Jahren, aus Deutschland besuchte 1790 Goethe das Bergwerk und zwei Jahre nach ihm Alexander von Humboldt. Nur der Kaiser Franz Beckenbauer war noch nicht hier, aber vielleicht kommt er."
Der Legende nach wurde die Salzgrube von der ungarischen Königin Kinga-Kunigunde entdeckt. Ihre Spuren sind im Bergwerk überall zu sehen, ihr Mythos lebt bis heute, erzählt Klimowicz:
"Prinzessin Kinga war Tochter des ungarischen Königs Bella IV. Sie lebte im 13. Jahrhundert und wurde mit dem polnischen Fürsten Boleslaw vermählt. Die Legende sagt, dass bevor sie nach Polen kam, bekam sie ein Salzbergwerk in Ungarn als Mitgift. Kinga warf ihren Ring symbolisch in einen der Schächte und als sie sich mit ihrem Gefolge Krakow näherte, befahl sie plötzlich, ein Loch in die Erde zu graben. Dort fand man Salz und in dem ersten Stück Salz war ihr Ring. Hier haben sie den Beweis."
Die Geologen schenken dieser der Legende keinen Glauben, aber auch für sie steht eines fest: Wieliczka's Salzschichten bergen viele Geheimnisse, sie haben das Blut und den Schweiß vieler Bergmannsgenerationen gesehen. Die Arbeit unter Tage war schon immer gefährlich. Und es ist noch nicht lange her, da hat das unterirdische Wasser seine zerstörerische Kraft gezeigt.
"Vor 20 Jahren kam es zu dem letzten Wassereinbruch, 20.000 Liter Wasser pro Minute, sehr gefährlich, nicht nur für das Bergwerk. Wenn das Wasser das Salz auflöst, brechen die Kammern zusammen. Und auch die Gebäude über Tage sinken ab. Heutzutage wird das Grundwasser auf der achten Sohle gesammelt."
Doch noch gefährlicher war das Metangas. Die tödliche, geruchslose Mischung drohte überall zu explodieren, erzählt Klimowicz:
"Um große und plötzliche Explosionen zu verhindern, musste das Gas ausgebrannt werden. Die Bergleute krochen auf dem Boden, sehr langsam, ohne Luftbewegung zu verursachen und versuchten mit langen Stöcken, kleinen Brandfackeln das Gas abzufackeln. Das war die einzige Methode, das gefährliche Gas aus den Abbauräumen zu entfernen."
Es war hauptsächlich der Glaube, der die Bergleute Tag für Tag stärkte. Gott und ihren Schutzpatronen vertrauten sie ihr zerbrechliches Leben an. Morgens eilten sie zur heiligen Messe, tagsüber versammelten sich zum Gebet in unterirdischen Kapellen. Bis heute begrüßt man sich in Wieliczka mit "Grüß Gott". So wurde auch ein unterirdischer Pilgerweg benannt, der durch seine Kapellen berühmt wurde. Eine der schönsten aus dem 17. Jahrhundert ist dem heiligen Antonius gewidmet und sticht durch das sogenannte Grünsalz hervor. Der Raum ist dunkel, da das Salz mit Mineralien angereichert wurde, die Feuchtigkeit hat die Figuren angegriffen
"Hier ist der Heilige Franziskus, Paulus, Antonius und Dominikus mit dem Hund. Wie sie sehen, der Hund kann nicht mehr beißen, so viele Leute wollten ihn berühren oder leckem. Sie dürfen das Salz probieren, fünf Kilo Salz sind im Preis eingeschlossen, aber Salzfiguren bitte nicht lecken. Der Hund ist nur für die Besucher aus China. "
Viele von den Bergleuten waren talentierte Künstler - meistens Autodidakten. Ihr Talent haben sie auch in der Kapelle des heiligen Johannes unter Beweis gestellt, auf 135 Metern Tiefe. Besonders wertvoll ist ihre Holzausstattung: eine Figur des gekreuzigten Christi aus dem 18. Jahrhundert und eine vielfarbige Darstellung Jerusalems.
"Meine Herrschaften, diese Kapelle, war ursprünglich weit weg von der Touristenroute auf der ersten Sohle. Vor etwa sechs Jahren wurde sie verlegt, renoviert. Es ist eine alte Kapelle aber in einer neuen Kammer. Von zwei Bergleuten gemacht. Es gab hier 20 Kapellen, aber die meisten sind in einem so schlechten Zustand, man kann nichts erkennen."
Der Weg zu der nächsten Kapelle führt an einem Kreuzweg vorbei. Der ist ausnahmsweise aus Holz und nicht aus Salz. Die feinste Holzschnitzarbeit kann nur noch eines toppen: der Besuch in der Kapelle der Heiligen Kunigunde. Über 100 Meter unter Tage liegt das Wunderwerk mit dem weltweit einzigen Denkmal des polnischen Papstes aus Salz.
Die Musik von Johann Sebastian Bach macht die Reliefs aus Salz zu einem besonderen Erlebnis. Szenen aus dem Leben Jesu Christi, darunter "Das letzte Abendmahl", eine Nachahmung des berühmten Frescos von Leonardo da Vinci. Über allem thront die Heilige Kunigunde: geschmückt mit glänzenden Salzkristallen. Das künstliche Licht bricht sich in den mächtigen Kronleuchtern. Marek Klimowicz erzählt die unglaubliche Geschichte der Kapelle:
"Am Ende des 19. Jahrhunderts beschloss die Direktion dieser Mine, eine leere, unbenutzte Abbaukammer in eine neue Kapelle zu verwandeln. Über 22.000 Tonnen Salz wurden von hier gefördert. Das ist nicht nur eine touristische Attraktion, das ist eine wahre Kirche, Messen werden hier gehalten, die Hochzeiten, auch die Konzerte. Die Akustik ist sehr gut. Alles hier ist aus Salz. Auch die Treppe und der Fußboden, das sind keine Fliesen – wir haben etwa eine Million Besucher jährlich, sie leisten eine gute Arbeit, sie polieren den Fußboden."
Die Akustik in der Kapelle dürfen die deutschen Pilger gleich während der heiligen Messe ausprobieren. Beim Verlassen der salzigen Kammer sind sie sichtlich gerührt:
"- "Was mir am meisten gefallen hat? Dass es aus Salz ist, ist schon einzigartig. Und dass es nicht von Künstlern gemacht worden ist, sondern von den Arbeitern."
- "Ich war überrascht, dass so was hier unten zustande gekommen ist. Generell ist es großzügig angelegt. Ich habe schon andere Bergwerke besucht, Erzgruben. Da muss man zum Teil auf allen Vieren krabbeln. Hier geht man wie in einer Stadt, wie in einer Einkaufsstraße.""
"Das Bergwerk ist 700 Jahre alt und noch teilweise in Betrieb. Salz wird noch gewonnen, im letzten Jahr zum Beispiel etwa 16.000 Tonnen. Kopernikus besuchte das Bergwerk vor über 500 Jahren, aus Deutschland besuchte 1790 Goethe das Bergwerk und zwei Jahre nach ihm Alexander von Humboldt. Nur der Kaiser Franz Beckenbauer war noch nicht hier, aber vielleicht kommt er."
Der Legende nach wurde die Salzgrube von der ungarischen Königin Kinga-Kunigunde entdeckt. Ihre Spuren sind im Bergwerk überall zu sehen, ihr Mythos lebt bis heute, erzählt Klimowicz:
"Prinzessin Kinga war Tochter des ungarischen Königs Bella IV. Sie lebte im 13. Jahrhundert und wurde mit dem polnischen Fürsten Boleslaw vermählt. Die Legende sagt, dass bevor sie nach Polen kam, bekam sie ein Salzbergwerk in Ungarn als Mitgift. Kinga warf ihren Ring symbolisch in einen der Schächte und als sie sich mit ihrem Gefolge Krakow näherte, befahl sie plötzlich, ein Loch in die Erde zu graben. Dort fand man Salz und in dem ersten Stück Salz war ihr Ring. Hier haben sie den Beweis."
Die Geologen schenken dieser der Legende keinen Glauben, aber auch für sie steht eines fest: Wieliczka's Salzschichten bergen viele Geheimnisse, sie haben das Blut und den Schweiß vieler Bergmannsgenerationen gesehen. Die Arbeit unter Tage war schon immer gefährlich. Und es ist noch nicht lange her, da hat das unterirdische Wasser seine zerstörerische Kraft gezeigt.
"Vor 20 Jahren kam es zu dem letzten Wassereinbruch, 20.000 Liter Wasser pro Minute, sehr gefährlich, nicht nur für das Bergwerk. Wenn das Wasser das Salz auflöst, brechen die Kammern zusammen. Und auch die Gebäude über Tage sinken ab. Heutzutage wird das Grundwasser auf der achten Sohle gesammelt."
Doch noch gefährlicher war das Metangas. Die tödliche, geruchslose Mischung drohte überall zu explodieren, erzählt Klimowicz:
"Um große und plötzliche Explosionen zu verhindern, musste das Gas ausgebrannt werden. Die Bergleute krochen auf dem Boden, sehr langsam, ohne Luftbewegung zu verursachen und versuchten mit langen Stöcken, kleinen Brandfackeln das Gas abzufackeln. Das war die einzige Methode, das gefährliche Gas aus den Abbauräumen zu entfernen."
Es war hauptsächlich der Glaube, der die Bergleute Tag für Tag stärkte. Gott und ihren Schutzpatronen vertrauten sie ihr zerbrechliches Leben an. Morgens eilten sie zur heiligen Messe, tagsüber versammelten sich zum Gebet in unterirdischen Kapellen. Bis heute begrüßt man sich in Wieliczka mit "Grüß Gott". So wurde auch ein unterirdischer Pilgerweg benannt, der durch seine Kapellen berühmt wurde. Eine der schönsten aus dem 17. Jahrhundert ist dem heiligen Antonius gewidmet und sticht durch das sogenannte Grünsalz hervor. Der Raum ist dunkel, da das Salz mit Mineralien angereichert wurde, die Feuchtigkeit hat die Figuren angegriffen
"Hier ist der Heilige Franziskus, Paulus, Antonius und Dominikus mit dem Hund. Wie sie sehen, der Hund kann nicht mehr beißen, so viele Leute wollten ihn berühren oder leckem. Sie dürfen das Salz probieren, fünf Kilo Salz sind im Preis eingeschlossen, aber Salzfiguren bitte nicht lecken. Der Hund ist nur für die Besucher aus China. "
Viele von den Bergleuten waren talentierte Künstler - meistens Autodidakten. Ihr Talent haben sie auch in der Kapelle des heiligen Johannes unter Beweis gestellt, auf 135 Metern Tiefe. Besonders wertvoll ist ihre Holzausstattung: eine Figur des gekreuzigten Christi aus dem 18. Jahrhundert und eine vielfarbige Darstellung Jerusalems.
"Meine Herrschaften, diese Kapelle, war ursprünglich weit weg von der Touristenroute auf der ersten Sohle. Vor etwa sechs Jahren wurde sie verlegt, renoviert. Es ist eine alte Kapelle aber in einer neuen Kammer. Von zwei Bergleuten gemacht. Es gab hier 20 Kapellen, aber die meisten sind in einem so schlechten Zustand, man kann nichts erkennen."
Der Weg zu der nächsten Kapelle führt an einem Kreuzweg vorbei. Der ist ausnahmsweise aus Holz und nicht aus Salz. Die feinste Holzschnitzarbeit kann nur noch eines toppen: der Besuch in der Kapelle der Heiligen Kunigunde. Über 100 Meter unter Tage liegt das Wunderwerk mit dem weltweit einzigen Denkmal des polnischen Papstes aus Salz.
Die Musik von Johann Sebastian Bach macht die Reliefs aus Salz zu einem besonderen Erlebnis. Szenen aus dem Leben Jesu Christi, darunter "Das letzte Abendmahl", eine Nachahmung des berühmten Frescos von Leonardo da Vinci. Über allem thront die Heilige Kunigunde: geschmückt mit glänzenden Salzkristallen. Das künstliche Licht bricht sich in den mächtigen Kronleuchtern. Marek Klimowicz erzählt die unglaubliche Geschichte der Kapelle:
"Am Ende des 19. Jahrhunderts beschloss die Direktion dieser Mine, eine leere, unbenutzte Abbaukammer in eine neue Kapelle zu verwandeln. Über 22.000 Tonnen Salz wurden von hier gefördert. Das ist nicht nur eine touristische Attraktion, das ist eine wahre Kirche, Messen werden hier gehalten, die Hochzeiten, auch die Konzerte. Die Akustik ist sehr gut. Alles hier ist aus Salz. Auch die Treppe und der Fußboden, das sind keine Fliesen – wir haben etwa eine Million Besucher jährlich, sie leisten eine gute Arbeit, sie polieren den Fußboden."
Die Akustik in der Kapelle dürfen die deutschen Pilger gleich während der heiligen Messe ausprobieren. Beim Verlassen der salzigen Kammer sind sie sichtlich gerührt:
"- "Was mir am meisten gefallen hat? Dass es aus Salz ist, ist schon einzigartig. Und dass es nicht von Künstlern gemacht worden ist, sondern von den Arbeitern."
- "Ich war überrascht, dass so was hier unten zustande gekommen ist. Generell ist es großzügig angelegt. Ich habe schon andere Bergwerke besucht, Erzgruben. Da muss man zum Teil auf allen Vieren krabbeln. Hier geht man wie in einer Stadt, wie in einer Einkaufsstraße.""